Jeder dritte Italiener bleibt bei Mamma

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Folgen der KriseJeder dritte Italiener bleibt bei Mamma

Italiener sind für ihre Verbundenheit mit der Familie bekannt. Derzeit wohnen aber so viele junge Menschen im «Hotel Mama» wie nie zuvor: Die Wirtschaftskrise lässt eine eigene Wohnung nicht zu.

Wirtschaftskrise, unsichere Arbeitsverhältnisse und teure Wohnungen zwingen immer mehr erwachsene Italiener, im Elternhaus zu bleiben. Jeder Dritte lebt bei Mutter oder Vater, geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Censis hervor.

42,3 Prozent der Italiener leben demnach höchstens 30 Minuten von der Wohnung der Eltern entfernt. 54 Prozent wohnen unweit enger Verwandter, wie aus der im Auftrag des Landwirtschaftsverbands Coldiretti durchgeführten Studie weiter hervorgeht.

60 Prozent der Italiener im Alter von 18 bis 29 Jahren leben bei den Eltern. In der Gruppe der 30- bis 45-Jährigen sinkt der Prozentsatz auf 25,4 Prozent.

Hohe Mieten

«Die Struktur der italienischen Familie wird oft als veraltet betrachtet. Sie hat aber bewiesen, dass sie viele Bürger vor der finanziellen Not rettet. Die Solidarität zwischen Generationen ist ein erfolgreiches Modell und nicht ein Zeichen von sozialer und kultureller Rückständigkeit», wird Coldiretti-Präsident Sergio Marini zitiert.

Demografen sehen die Lage anders. Die «Nesthocker-Generation» sei ein Problem für die Entwicklung des Landes, warnen sie. Nicht nur Probleme bei der Suche nach Arbeit und einer Wohnung erschwerten die Trennung von den Eltern.

Auch kulturelle Faktoren würden eine Rolle spielen. Viele junge Frauen seien «Nesthockerinnen», obwohl sie finanziell selbständig seien. Als Gründe nennen Forscher die hohen Mieten in Italien und das Desinteresse an der Ehe. (sda)

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