Jennifer Crescente wurde ermordet: Dann fand Vater sie als KI-Chatbot

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KI-EthikJennifer wurde ermordet – plötzlich findet Vater sie als KI-Chatbot

Ein Vater einer ermordeten Tochter fand plötzlich einen KI-Chatbot mit ihrem Foto, ihrem vollen Namen – und der Lebensgeschichte seines Bruders.

Plötzlich entdeckte ein Vater einen Chatbot, der seine ermordete Tochter Jennifer Crecente impersionierte.
Crecente wurde 2006 in der Highschool von ihrem Ex-Freund ermordet.
Auf der Plattform Character.ai kann man eigene Chatbots mit fiktiven und realen Personen erstellen. Dort wurde auch Jennifer «wiederbelebt».
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Plötzlich entdeckte ein Vater einen Chatbot, der seine ermordete Tochter Jennifer Crecente impersionierte.

Screenshot charakter.ai

Darum gehts

  • 2006 wurde Jennifer Crecente von ihrem Ex-Freund ermordet.

  • 2024 tauchte sie als KI-Chatbot wieder auf.

  • Nur ihre Hintergrundgeschichte passt eher zu der ihres Onkels.

2006 wurde Jennifer Crecente von ihrem Ex-Freund ermordet. Die beiden befanden sich im letzten Jahr ihrer Highschool. Drew Crecente, der Vater der Verstorbenen, bewältigte seine Trauer, indem er eine gemeinnützige Organisation in ihrem Namen gründete, um Gewalt unter Jugendlichen zu verhindern.

18 Jahre später, im Oktober 2024, erhielt er plötzlich eine Google-Warnung, die ein neues Online-Profil von ihr anzeigte. Ihr Jahrbuchfoto zierte das Anzeigebild des Profils – und ihr vollständiger, richtiger Name stand darunter. Eine grosse Schaltfläche lud zum Chat mit ihr ein.

Fast alles an Jennifer Crecente wie echt

Jennifers Name und Bild wurden verwendet, um einen Chatbot auf Character.ai zu erstellen. Die Website ermöglicht es Nutzern, Personen mit künstlicher Intelligenz zu kreieren und sich mit ihnen zu unterhalten.

Crecente konnte es zunächst nicht begreifen. Je genauer er hinschaute, desto unbehaglicher wurde es ihm. Allerdings handelt es sich nicht um eine exakte Kopie ihres Lebens. Die echte Jennifer hatte nie die Highschool abgeschlossen. Der KI-Charakter wurde als «Videospieljournalist und Experte für Technologie, Popkultur und Journalismus» beschrieben.

Drew sagte, die Beschreibung könne ein Fehler von einer KI-generierten Biografie gewesen sein: Crecentes Bruder, Brian Crecente, ist ein ehemaliger Reporter, der die Videospiel-Nachrichtenseite Kotaku gegründet hat.

Bereits mehrere Dutzend User haben mit Jennifer gechattet, wie ein Screenshot von der «Washington Post» des inzwischen gelöschten Profils ihres Chatbots zeigt. «Mein Puls raste», erinnerte sich Drew Crecente gegenüber der Zeitung an die Entdeckung. Er sei entsetzt darüber, dass Character.ai einem Nutzer erlaubt habe, eine Nachbildung einer ermordeten Highschool-Schülerin ohne die Zustimmung ihrer Familie zu erstellen.

Wer den Charakter kreiert hat, ist unklar

Wer den Charakter auf der Website erstellt hat, ist nicht klar. Drew sagte, der aufgeführte Benutzername war ihm unbekannt und er wandte sich sofort an die Betreiber der Seite, anstatt sich damit auseinanderzusetzen.

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«Als wir über Jennifers Charakter informiert wurden, haben wir den Inhalt und das Konto überprüft und auf der Grundlage unserer Richtlinien Massnahmen ergriffen», sagte Kathryn Kelly, eine Sprecherin von Character.ai in einer Erklärung. Die Nutzungsbedingungen des Unternehmens verbieten es Nutzern, sich als eine andere Person oder Organisation auszugeben.

KI-Chatbots können Gespräche führen und so programmiert werden, dass sie die Persönlichkeiten und biografische Details bestimmter – realer oder imaginärer – Personen übernehmen. Character.ai ist einer der grössten Akteure in diesem Bereich. Das Unternehmen bietet mehrere firmeneigene Chatbots an, ermöglicht es den Nutzern aber auch, ihre eigenen KI-Chatbots zu erstellen und mit anderen zu teilen, indem sie Fotos, Sprachaufnahmen und kurze schriftliche Aufforderungen hochladen.

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