Ansturm auf SchuldenberaterJetzt droht den Schweizern die Corona-Schuldenwelle
Die Schuldenberater werden derzeit überrannt mit Anfragen. Wegen der Corona-Krise haben viele Geldprobleme. Kreditkartenanbieter bieten tiefere Mindestzahlungen an, doch davon rät die Schuldenberatung ab.
Darum gehts
Die Corona-Krise reisst wegen der Kurzarbeit vielen ein Loch ins Portemonnaie.
Die Schuldenberater von Caritas haben doppelt so viele Anfragen.
Die Berner Schuldenberatung gibt Tipps für Schuldner.
Jobverlust oder weniger Lohn wegen Kurzarbeit: Die Corona-Krise reisst bei vielen ein Loch ins Portemonnaie und der vom Bundesrat verordnete Betreibungsstopp ist ausgelaufen. Die Rechnungen für Miete, Krankenkasse und mehr müssen sie trotzdem bezahlen. Droht nun der grosse Zahlungsausfall?
Der Kreditkartenanbieter Swisscard rechnet offenbar damit, dass mehr Kartenkunden in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ihre offenen Kartenrechnungen abstottern müssen, wie das Finanznews-Portal «Inside Paradeplatz» schreibt.
Schuldenberaterin rät von Teilzahlungen ab
Als Indiz wertet das Portal die tiefere Mindestzahlung bei Teilzahlungen. Ab Neujahr müssen Kunden bei dieser Option als Minimum 2,5 Prozent zahlen und nicht wie zuvor 5 Prozent. Ausserdem gilt der Zins auf säumige Zahlungen neu ab Kaufdatum und nicht mehr auf Rechnungsdatum.
Laut einer Swisscard-Sprecherin haben die Anpassungen aber keinen Zusammenhang mit der Corona-Krise. Sie seien schon länger geplant gewesen. Olivia Nyffeler von der Berner Schuldenberatung rät vom Abstottern der Kreditkartenrechnung in Teilraten ab, weil dann Zinsen anfallen.
Tipps für Schuldner
Wer nicht in die Schuldenfalle geraten will, sollte laut Olivia Nyffeler von der Berner Schuldenberatung Folgendes beachten:
Frühzeitig beraten lassen, am besten noch bevor Mahnungen eintreffen.
Das Budget nicht mit Kredit- oder Leasingraten belasten.
Stattdessen Hilfe bei Freunden oder Bekannten suchen (zinslose Darlehen).
Immer zuerst dringende Schulden wie Miete, Krankenkasse, Nebenkosten und Unterhaltsbeiträge bezahlen.
Doppelt so viele Anfragen bei Caritas
Bei den Schuldenberatern ist derzeit Hochbetrieb. «Viele haben ihre Arbeit verloren und wissen nun nicht mehr, wie sie die Miete oder Krankenkasse bezahlen können», sagt ein Sprecher der Caritas zu 20 Minuten. Er schätzt, dass sich die Anfragen in den 16 regionalen Caritas-Organisationen seit der Krise verdoppelt haben.
Auch Kurzarbeit sei für viele ein Problem: «Wenn man im Tieflohnbereich nur noch 80 Prozent bekommt, reicht es nicht, deshalb fordern wir bei Kurzarbeit im Tieflohnsegment den vollen Lohn für die Betroffenen», so der Sprecher. Ausserdem wünscht er sich einen Ausbau der Prämienverbilligung zur Entlastung der Leute an der Armutsgrenze.
Caritas gibt Überbrückungshilfe
Wegen der Extremsituation helfe die Caritas den Betroffenen seit Beginn der Krise mit einer Überbrückungshilfe von 1000 beziehungsweise für Familien bis 3000 Franken. «Seit der Krise konnten wir so schon über 11’000 Personen unterstützen», sagt der Sprecher.
Auch in Bern hat sich die Situation verschlechtert. Im ersten Lockdown haben sich laut Nyffeler von der Berner Schuldenberatung noch viele Gläubiger kulant gezeigt und mit dem Inkasso zugewartet. Das ist nun vorbei. «Viele Leute haben Existenzängste und bangen um ihren Job», so Nyffeler.
Lebst du oder jemand, den du kennst, in Armut?
Hier findest du Hilfe:
Tischlein Deck Dich, Lebensmittelhilfe