Mega-Bank entstehtUBS schluckt CS – Keller-Sutter hat Sparkonto bei Credit Suisse
Das Drama um die Credit Suisse ging auch am Sonntag weiter. Die UBS hat am Abend dem Kauf der angeschlagenen Bank zugestimmt – jetzt informiert der Bundesrat.

Zusammenfassung:
Die UBS wird die angeschlagene Credit Suisse übernehmen. Sie bezahlt für die zweitgrösste Bank rund drei Milliarden Franken.
Colm Kelleher, UBS-Verwaltungsratspräsident, zeigte sich zufrieden. Die UBS bleibe trotz CS-Übernahme solide wie ein Fels.
Der Bund garantiert die Übernahme von allfälligen Verlusten bis zu neun Milliarden Franken. Zudem unterstützt die Nationalbank die UBS mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Franken.
Deine Meinung zählt
Das Wichtigste der PK
Das waren die wichtigsten Aussagen an der Medienkonferenz des Bundes:
Bundespräsident Alain Berset sagte, die Übernahme sei nicht nur für die Schweiz «entscheidend», sondern für die Stabilität des gesamten globalen Finanzsystems. Sie sei zudem die beste Lösung, um das verlorengegangene Vertrauen wiederherzustellen.
Die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagte, ein Ausfall der Credit Suisse «hätte gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen in der Schweiz, aber auch weltweit gehabt». Die Schweiz habe daher «ihre Verantwortung über die eigenen Landesgrenzen hinaus wahrnehmen» müssen.
Der Präsident der Credit Suisse, Axel Lehmann, bezeichnete die Übernahme als klaren Wendepunkt. Es sei ein historischer, trauriger und sehr herausfordernder Tag für die Credit Suisse, für die Schweiz und für die globalen Finanzmärkte, sagte Lehmann. Der Fokus liege nun auf der Zukunft und insbesondere auf den 50'000 Mitarbeitern der Credit Suisse, von denen 17'000 in der Schweiz beschäftigt sind.
Der Präsident des Verwaltungsrats von UBS, Colm Kelleher, lobte die enormen Möglichkeiten, die sich aus der Übernahme ergäben. Er hob eine konservative Risikokultur seiner Bank hervor – ein Seitenhieb auf die Credit Suisse, die für risikofreudigere Geschäfte mit höheren Renditen bekannt ist. Er sagte, dass die kombinierte Gruppe einen Vermögensverwalter mit einem Gesamtvermögen von über fünf Billionen Dollar schaffen werde.
Die Zentralbank der Schweiz kündigte an, die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Schweizer Franken zu unterstützen.
Das Investmentbanking der CS soll verkleinern werden, sagte der UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher.
Mit der Übernahme durch die UBS sei der Schutz der Kunden und Kundinnen gewährleistet.
Ralph Hammers bleibt CEO der fusionierten Grossbank.
Die PK ist beendet
Die Medienkonferenz in Bern hat ihr Ende gefunden und doch sind noch viele Fragen offen. Nun erklärt Finanzprofessor Marc Chesney im 20-Minuten Interview was die CS-Übernahme für die Angestellten und die Schweiz bedeutet.
Bonis können nicht eingeschränkt werden
«Liquiditätshilfen werden nicht als Staatshilfen eingestuft», antwortet Thomas Jordan auf die Frage eines Journalisten weshalb die Bonis nicht beschränkt werden können. Trotz der Milliardenhilfe wird der Bund den UBS-Managern also keine Restriktionen bei Auszahlung der Boni auferlegen. «Eine private Bank habe die CS übernommen», sagt Karin Keller-Sutter.
CS-Management bleibt bis zur Übernahme in Kraft
Finma-Direktor Urban Angehrn erklärt, dass das Management der Credit Suisse bis zum Vollzug der Übernahme der UBS weiter arbeite.
Die Aktionäre verlieren Geld
Die CS-Aktionäre verlieren Geld, das sei klar, sagt Thomas Jordan. «Die bisherigen Aktionäre werden den verhandelten Verkaufspreis erhalten», sagt er.
Die Aktionäre der Krisenbank sollen nun eine UBS-Aktie für 22,48 Credit-Suisse-Aktien erhalten.
Wäre der Deal nicht abgeschlossen, hätten die Aktionäre alles verloren.
Was passiert mit dem Brand CS?
Den Brand Credit Suisse werde es noch geben, bis der Deal abgeschlossen ist. Dann werde die UBS entscheiden, was mit der Marke passiert.
Steht der Bund nun in der Schuld der UBS
Auf die Frage eines Journalisten antwortet Keller-Suter folgendermassen: «Wir sind dankbar, dass dieser Zusammenschluss zustande gekommen ist.» Die UBS sei eine gute Bank und man sei froh, dass eine Bank auf dem schweizer Finanzplatz diese Bank übernommen habe.
«Es war nicht ganz einfach, dass man sich findet. Das Gemeinsame Interesse war es, Stabilität zu gewährleisten. Natürlich profitiert die UBS auch ein wenig, doch sie nehmen auch ein gewisses Risiko auf sich.»
Entsteht nun ein Bankenriese?
Auf die Frage eines Journalisten betont Thomas Jordan, dass SNB und Finma die Geschäftsmodelle der beiden Banken nun genau untersuchen würden. Colm Kelleher fügt hinzu: «Grösse alleine ist nicht der entscheidende Faktor». Zudem betont der UBS-Mann, dass man auch grosse Risiken der CS übernehme.
EZB und Amerika mit Deal zufrieden
Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB), als auch die US-Behörden begrüssen die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS.
Deal «so schnell wie möglich abwickeln»
«Die Aktien sollten in den nächsten Wochen ausbezahlt werden», sagt Colm Kelleher auf die Frage eines Journalisten. «Wir wollen den Deal so schnell wie möglich abwickeln.»
Die Gretchenfrage
«Wer ist schuld an diesem Desaster?», fragt ein Journalist: «Wir sind eingeholt worden von Altlasten», sagt Lehmann in Bezug auf den Greensill-Skandal und den Fall Archegos. Das Gerücht auf den sozialen Medien letzten Herbst wäre einer der letzten Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe.
Ist das Geld noch sicher?
Können die Menschen, die ihr gesamtes Erspartes bei der CS gelagert haben endlich aufatmen fragt ein Journalist? Karin Keller-Sutter gibt zu, dass sie selber ein Konto bei der CS hat.
Mit der Übernahme durch die UBS sei der Schutz der Kunden und Kundinnen gewährleistet.

Finanzielles Risiko ist überschaubar
Das finanzielle Risiko dies Deals ist überschaubar. «Wir geben der UBS kein Geld, sondern eine Garantie», erklärt Keller-Sutter einem Journalisten. «Die Liquiditätsspritze der SNB hätte es in allen drei Szenarien gebraucht.»
3 Mrd. für die CS
Die UBS bezahlt für die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien. Die Aktionäre der CS erhalten für 22,48 Aktien der CS eine UBS-Aktie, teilte die Bank mit.
Kann die UBS noch aus dem Deal zurückziehen?
Die UBS bestrebt diesen Deal durchzuziehen, antwortet Colm Kelleher auf die Frage eines Journalisten.
«Wir werden das Investmentbanking der CS verkleinern», sagte zudem der UBS-Verwaltungsratspräsident.
Werden die Aktienkurse morgen weiter sinken?
Wir haben versucht eine möglichst gute Lösung zu finden, sagt Alain Berset. Wir haben alles gemacht und eine sehr starke Lösung entwickelt. Die ersten internationalen Reaktionen waren sehr positiv.
«Wir haben die nötigen Mittel um die nächsten Tage zu überbrücken», so Jordan.
Was passiert mit den Angestellten?
Für Colm Kelleher ist es noch zu früh, um zu sagen, ob es Stellenkürzungen geben wird. «Wir werden rücksichtsvolle Arbeitgeber sein, aber wir müssen uns nun zuerst zusammensetzen und analysieren, was zu tun ist.»
«Das ist kein Bail-out»
Bundesrätin Keller-Sutter beantwortet die Frage eines Journalisten, wieso erst am Sonntag informiert wurde, wenn der Bundesrat die Entscheidung am Donnerstag getroffen habe. «Es hätte eine grosse Verunsicherung für die Märkte gegeben», sagt sie. «Wir waren überzeugt, dass wir mit dem Rettungspaket von 50 Milliarden Franken bis zum Wochenende durchkommen und dann am heutigen Sonntag eine Lösung für die CS präsentieren können.»
Es sei ein Liquiditätsproblem der CS gewesen. «Das ist kein Bail-out», versichert Keller-Sutter. Ein Kollaps der Credit Suisse hätte aber schlimmere Folgen gehabt.
«Trauriger Tag für die Credit Suisse»
«Diese Krise traf uns im ungünstigsten Moment», erklärt Axel Lehmann, Präsident des Verwaltungsrats, Credit Suisse. Der Vertrauensverlust der vergangenen Tage habe ihm gezeigt, dass die CS so weiter nicht bestehen könne. «Die Entscheidung war nicht leicht. Es gab keine günstige Wahl.»Die präsentierte Lösung derzeit aber die bestmögliche unter den Umständen.
In seinen Worten würdigt Lehmann die Bemühungen von CEO Ulrich Körner, die Bank zu transformieren.

«Es ist ein historischer und trauriger Tag für die Credit Suisse», sagt der CS-Präsident. Die CS könne wegen Vertrauensverlust nicht eigenständig überleben.
«Solide wie ein Fels»
Colm Kelleher, Verwaltungsratspräsident der UBS Group, ist zufrieden mit dem Deal. Die UBS will die Anlagestrategie der Credit Suisse an ihre eigene «konservative Anlagestrategie» anpassen. Zudem verkündet Kelleher, dass Ralph Hammers auch in Zukunft als der CEO der Bank amten wird.

«Die neue UBS wird solid wie ein Fels bleiben», sagt UBS-Präsident. Er sieht in der CS-Übernahme eine Stärkung der Grossbank.
Ralph Hammers bleibe auch in Zukunft CEO der fusionierten Grossbank.
Rettung ist für Schweizer Volkswirtschaft zentral
Gemäss dem SNB Präsidenten, Thomas Jordan, ist die Credit Suisse eine Bank, die im weltweiten Finanzsystem und in der Schweiz als «too big to fail» eingestuft wird. «Deshalb ist die Rettung der Credit Suisse für die Schweizer Volkswirtschaft zentral.»
Kundengelder sind sicher
Die Kunden der CS können aufatmen: Alle Bankleistungen der Credit Suisse sind weiterhin ohne Unterbrechung verfügbar.
Negativspirale
Für Marlene Amstad, Verwaltungsratspräsidentin Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma, waren Meldungen auf Social Media schuld an der Krise. Auf den sozialen Medien verbreitete Gerüchte führten zu enormen Kundenabflüssen.

«Wir können heute dank eines grossen gemeinsamen Efforts der Behörden und der beiden Grossbanken eine gute, stabile und tragfähige Lösung eines akuten, ernsten Problems präsentieren, sagt Finma-Verwaltungsratspräsidentin Marlene Amstad.
CS konnte Krise nicht selbst meistern
Der Bundesrat bedauert, dass die CS nicht in der Lage war die Schwierigkeiten selbst zu meistern. «Wir bedauern das nicht zuletzt deshalb, weil viele Tausende Angestellte betroffen sind», sagte Keller-Sutter.
Es sei jedoch die bestmöglich Lösung gewesen: «Aber auch diese Lösung hat Risiken. Aber die Risiken für den Staat, für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, für den Wirtschaftsstandort, für unser Land insgesamt, aber auch für die internationale Finanzstabilität sind deutlich geringer, als bei jedem anderen Szenario.»