Touristen-Attraktion«Jetzt muss man plötzlich keinen Strom sparen» – Lichtfestival sorgt für Ärger
Die Luzerner Bevölkerung ist irritiert. Man solle Strom sparen und auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, hiess es vor wenigen Monaten von der Regierung. Nun wird während zehn Tagen beim Lilu-Lichtfestival zünftig Strom verbraucht.
Darum gehts
Dass das Lilu-Lichtfestival stattfindet, führt viele Luzernerinnen und Luzerner zur Verwirrung.
So hat die Stadt Luzern vor wenigen Monaten die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen. Ebenfalls wurde hinsichtlich der Mangellage auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichtet.
Das sagt der Verein Lichtfestival Luzern dazu.
Zahlreiche Lichtinstallationen verzaubern seit letzter Woche das nächtliche Luzern. Beim Lilu-Lichtfestival lassen verschiedene Künstler während elf Tagen markante Plätze und Gebäude der Stadt im farbigen Gewand erstrahlen. Dass die von Luzern Hotels finanzierte Touristen-Attraktion jedoch überhaupt stattfindet, hingegen auf die alljährliche Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt aufgrund eines drohenden Energiemangels verzichtet wurde, stösst bei den Luzernerinnen und Luzerner auf Unverständnis. Vor wenigen Monaten klang es noch so: Die Stadt Luzern forderte die Bevölkerung zum Energiesparen auf. «Jede eingesparte Kilowattstunde ist dreifach wertvoll», informierte die Stadt in einer Mitteilung.
Auf Social Media bekunden viele ihre Enttäuschung über den Sinneswandel. Die 39-jährige V.H.* aus Weggis sagt: «Ich finde es schade, dass es dieses Jahr keine traditionelle Weihnachtsbeleuchtung gab. Es hätte für beide Anlässe Platz geben müssen». Aus der Sicht des Stromsparens sei die Durchführung des Festivals nicht ganz korrekt, teilt sie der Redaktion mit. «Jetzt plötzlich muss man keinen Strom sparen», schreibt eine Userin in einer Facebook-Gruppe. Und eine weitere: «Weihnachtsbeleuchtung wurde abgesagt, was für viele nicht nachvollziehbar ist, aber für solchen Schrott gibt man eine Zusage».
«Ich hätte erwartet, dass die Stadt eine Vorbildrolle einnimmt»
«Es ist tatsächlich widersprüchlich, das Lilu durchzuführen, während viele weniger privilegierte Menschen mit den steigenden Energiekosten zu kämpfen haben», äussert sich Elias Steiner, Co-Präsident Grüne Stadt Luzern. Jedoch sei es nicht das Lichtfestival, das in der Energie- und Klimakrise den Unterschied macht. Es brauche tiefgreifendere politische Veränderungen. Auch Mitte-Präsident Christian Ineichen ist ähnlicher Meinung: «Ich hätte es verstanden, wenn dieses Jahr auf das Lichtfestival verzichtet worden wäre». In der Weihnachtszeit wurde die Bevölkerung ja von der Regierung darauf hingewiesen, die Notwendigkeit von Weihnachtsbeleuchtungen zu prüfen. «So hätte ich eigentlich von der Stadt erwartet, dass sie eine Vorbildrolle einnimmt und aufgrund der Mangellage entsprechend reagiert hätte», so Ineichen. Allerdings hält er der Stadt zugute, dass das Lilu-Programm gegenüber früherer Jahre abgespeckt wurde.
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Jahresverbrauch von bis zu zwei Einfamilienhäusern
«Der Verein Lichtfestival Luzern hat sich den Entscheid, das Lilu durchzuführen, nicht leicht gemacht. Es wurden intensive Gespräche mit Partner und der Stadtverwaltung geführt. Diese hat dann schliesslich auch die Bewilligung für die Durchführung erteilt», erklärt die Medienstelle des Veranstalters. Der Strombedarf für die Lichtinstallationen des Lilu entspricht etwa dem Jahresverbrauch von ein bis zwei Einfamilienhäusern. Die Stadtverwaltung forderte Energie-Sparmassnahmen von rund 20 Prozent. Das diesjährige Festival zeigt rund ein Drittel weniger Installationen, unter anderem wird auf die Inszenierung des Wasserturms verzichtet. Damit spare man dementsprechend auch rund 30 Prozent der Energie ein.
«Wir finden es wichtig, im teilweise dunklen Winter in der Stadt Luzern die Herzen und Augen der Besuchenden zum Leuchten zu bringen», schreibt die Medienstelle des Lilu. Gesellschaftlich sei der Anlass wichtig. Man treffe sich draussen und geniesse die schöne Stimmung. «Diesen Aspekt dürfen wir auch nicht aus den Augen verlieren».
* Name der Redaktion bekannt.
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