Strassenblockade in BernJetzt spricht die Uni-Professorin, die sich am Asphalt festklebte
Eine Uni-Professorin nahm an einer Strassenblockade in Bern teil. 20 Minuten konnte mit der Klimawissenschaftlerin sprechen.
Einsatzkräfte ziehen Demonstrierende von der Strasse.
20min/News-ScoutDarum gehts
Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der Organisation Renovate Switzerland blockierten am Dienstagmorgen die Strasse kurz vor der Autobahnausfahrt bei Wankdorf BE. An der Aktion beteiligt war auch die Uni-Professorin Julia Steinberger. Die Forscherin für ökologische Ökonomie an der Universität Lausanne klebte sich zusammen mit mehreren anderen Personen am Asphalt fest. Gegenüber 20 Minuten sagt sie: «Natürlich habe ich Angst vor Konsequenzen.»
Die Aktion habe sie viel Überwindung gekostet. Sie gibt zu, als Professorin vor Ort gewesen zu sein und nicht als Privatperson: «Es ist extrem wichtig zu verstehen, dass auch Professoreninnen und Professoren Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sind und dass auch sie aus wissenschaftlicher Sicht den Staat kritisieren dürfen und auf Missstände aufmerksam machen müssen», sagt Steinberger.
Die Aktionen mache sie nicht zum Spass. Da sie von Fach sei, wisse sie, dass die Welt in einer existenziellen Klimakrise stecke: «Wenn die Regierung nicht gewillt ist, gegen diese dringliche Krise etwas zu unternehmen, dann bin ich bereit, die Konsequenzen zu tragen und meinen Job zu verlieren. Wenn mein Einsatz bedeutet, dass ich mich opfern muss, dann ist das so. Die Sache wär es wert», so Steinberger.
«Alle anderen Aktionen verliefen bisher erfolglos»
Natürlich gebe es auch andere Möglichkeiten. «Wir haben schon diverse andere Aktionen durchgeführt. Ich habe verschiedene Artikel geschrieben, der Regierung im Bundeshaus unsere Ideen präsentiert. Alles mehrfach ohne Erfolg», sagt die Uni-Professorin.
Gemeinsam mit den Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten fordert Steinberger den Bundesrat dazu auf, angemessene Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, welcher die Stabilität des Landes und das Wohlergehen der Schweizer Bevölkerung bedrohe.
Konkret fordert die Klima-Kampagne die sofortige Bereitstellung von 4 Milliarden Franken, um 100’000 zusätzliche Personen in den Berufen der thermischen Gebäudesanierung auszubilden. Dies sei ein erster Schritt, um die CO₂-Emissionen und die Heizungsrechnung drastisch zu senken
Sechs Personen festgenommen
Auf Anfrage von 20 Minuten verweist die Universität Lausanne auf einen internen Bericht, der sich mit dem öffentlichen Engagement von Akademikerinnen und Akademikern auseinandersetzt. In Bezug auf die Teilnahme Steinbergers an der Demo heisst es: «Die Universität Lausanne unterstützt das öffentliche Engagement von Akademikerinnen und Akademikern. Was jedoch den zivilen Ungehorsam betrifft, so kann die Universität Lausanne nicht in jedem Fall die Justiz ersetzen.»
Gemäss Pascal Caduff von der Anwaltskanzlei Lenz und Caduff unterliegt eine Professorin einer öffentlichen Universität einer erhöhten Treuepflicht gegenüber ihrer Arbeitgeberin. Sie habe darum alles zu unterlassen, was die Vertrauenswürdigkeit beeinträchtigen könnte. «Sollte die Arbeitgeberin zum Schluss gelangen, dass die Professorin ihre Treuepflicht verletzt hat, so könnten Sanktionen wie Mahnung, Verweis oder Kündigung verhängt werden», erklärt der Arbeitsrechtsexperte. Caduff geht jedoch nicht davon aus, dass es zur Kündigung kommt: «Eine allfällige Pflichtverletzung ist nicht genügend schwer.»
Laut der Kantonspolizei Bern wurden bei der Aktion insgesamt sechs Personen angehalten und für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht. Davon hätten sich drei auf der Strasse festgeklebt. Gegen die Demonstrierenden wird zuhanden der Staatsanwaltschaft rapportiert. Im Raum stehen Nötigung, Behinderung einer Amtshandlung, Störung des Verkehrs sowie Störung des öffentlichen Verkehrs.
Was hältst du davon, dass sich eine Uni-Professorin an der Aktion beteiligt?
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.