Filesharing im VisierJetzt zittern auch RapidShare und Co.
Der Schlag des FBI gegen das Megaupload-Netzwerk war enorm. Entsprechend gross ist nun auch die Aufregung - sowohl bei den Nutzern, als auch bei anderen Plattform-Betreibern.

Vereinzelte schwarze Schafe oder ein systembedingtes Problem? Die Anbieter von Online-Speicherplatz wehren sich gegen Piraterie-Vorwürfe.
Kim Schmitz und sein Mega-Imperium sind am Ende. Oder doch nicht? Tatsächlich lag der vom FBI verhaftete Dotcom-Tausendsassa auch schon früher am Boden – und kehrte mit einer umso raffinierteren «Geschäftsidee» zurück.
Wegen des aktuellen Business-Modells drohen ihm und den Mitangeklagten langjährige Gefängnisstrafen. Die US-Ermittler sprechen von einer Mega-Verschwörung und werfen ihnen vor, eine weltweite kriminelle Organisation betrieben zu haben, um illegale Kopien von Filmen, TV-Serien, Musiktiteln, E-Books, Bildern, Games und anderer Software zu verbreiten.
Populäre Plattformen sind betroffen
Die Online-Kommentare nach der Schliessung von Megaupload und zahlreicher Schwester-Plattformen fallen heftig aus. Viele Nutzer äussern sich enttäuscht. «Schade, das war wirklich eine geniale Seite, vor allem Megavideo», kommentiert ein Leser von 20 Minuten Online.
Der FBI-Schlag gegen das Mega-Imperium macht sich speziell auch bei den populären Streaming-Plattformen bemerkbar, über die man neueste Filme und TV-Serien abrufen und im Browser-Fenster anschauen kann. Ein Nutzer schreibt: «Jetzt geht fast nichts mehr auf kinox.to oder burning-series.to.»
Viele fragen sich, ob es auch anderen Filesharing-Plattformen an den Kragen geht. Die Nervosität aufseiten der Anbieter ist offenbar gross. Gemäss US-Medienberichten haben zwei andere bekannte Firmen ihre Dienstleistungen bereits freiwillig eingeschränkt. Bei Filesonic ist das Teilen von Dateien ganz ausser Betrieb gesetzt worden, bei Uploaded.to werden alle US-Nutzer blockiert.
Ist RapidShare dran?
Im Netz wird spekuliert, dass weitere Filesharing-Anbieter folgen werden. Ein Name, der in den Online-Kommentaren zum Thema häufiger fällt, ist RapidShare. Das Unternehmen mit Sitz im Kanton Zug wird vom bekannten US-Blog Gizmodo als die naheligendste Alternative bezeichnet, wenn es darum gehe, bequem grosse Dateien zu tauschen.
Solche Empfehlungen sind beste Werbung, doch sie haben einen Beigeschmack. Die Geschäftsleitung von RapidShare sah sich kurz nach der Megaupload-Schliessung zu einer umfangreichen Stellungnahme veranlasst. Offenbar wurde das Unternehmen von vielen Journalisten gefragt, ob es auch rechtliche Schritte befürchte.
Keine Vergütungen
Rapidshare verneint und betont, dass ein völlig legaler Service angeboten werde. «Wir offerieren einen sicheren Online-Speicherplatz, den unsere Kunden zum Speichern und Verwalten ihrer Daten nutzen.» Und weiter: «Im Gegensatz zu vielen Filehostern bieten wir kein Downloadvergütungssystem, das User belohnt, deren Dateien besonders häufig heruntergeladen werden.» Obwohl ein solches System eine praktische Werbemassnahme wäre, verzichte man darauf. Begründung: Es könnte zu vermehrtem Missbrauch führen.
Zudem versichert die RapidShare-Geschäftsführerin, Alexandra Zwingli: «Wir gehen rigide gegen Urheberrechtsverletzungen vor.» Seit Jahren werde ein eigenes Abuse-Team beschäftigt, das erfolgreich den Missbrauch des Dienstes bekämpfe.
Auch der Konkurrent MediaFire gibt sich gelassen. Das Geschäftsmodell basiere – im Gegensatz zu Megaupload und Co. - nicht auf Piraterie und der Verletzung von Urheberrechten, sagte der Geschäftsführer Derek Labian gegenüber dem Tech-Portal Venture Beat. Die Megaupload-Betreiber hätten lächerlich viel Geld mit einem lächerlich schlechten Dienst verdient. «Wir sehen uns nicht in diesem Geschäftsfeld.»
Treffer bei Google
Eine einfache Google-Suche bringt allerdings an den Tag: Man muss im Suchfeld nur den Songnamen, den Namen des Künstlers und zum Beispiel «MediaFire» eingeben, um urheberrechtlich geschützte Inhalte zu finden. Zwar führen viele der aufgeführten Google-Treffer nicht zum Ziel. Die entsprechenden MediaFire-Seiten zeigen nur eine Fehlermeldung und es wird darauf hingewiesen, dass die Datei wegen Verdachts auf einen Urheberrechts-Verstoss entfernt wurde. Mit etwas Hartnäckigkeit wird man aber trotzdem fündig.
MediaFire sei ein privater Dienst und könne nicht für solche Google-Treffer verantwortlich gemacht werden, betonte Labian. Das sei nur möglich, wenn jemand auf einer fremden Webseite auf die bei MediaFire hochgeladene Datei verlinke und Google diese Seite in seinem Index erfasse.
Heisse Links
Filesharing das Teilen von Dateien über das Internet ist eine äusserst populäre Dienstleistung, die beruflich und privat genutzt wird. Aus Sicht der Firmen, die den Online-Speicherplatz anbieten, ist es ein lukratives Geschäft. Auf dem weltweiten Markt der sogenannten Filehoster oder Sharehoster tummeln sich unzählige Namen. Seriöse und weniger seriöse. Das Prinzip ist einfach: Die Nutzer können beliebige Dateien hochladen, die anschliessend unter einer eindeutigen URL von Dritten abrufbar sind. Die Filehoster bieten in der Regel langsame Gratis-Downloads und schnellere, dafür aber kostenpflichtige Premium-Accounts. Ein Verzeichnis mit den verfügbaren Dateien (wie Filmen, Musik etc.) sucht man bei den Filehostern vergebens. Solche Listen sind aber bequem via Suchmaschinen auf unzähligen Webseiten Dritter zu finden.
(dsc)