Juan M. MerchanTrump wollte diesen Richter unbedingt verhindern – wer ist er?
Der gebürtige Kolumbianer könnte Geschichte schreiben: als erster Richter in einem Strafrechtsprozess gegen einen ehemaligen US-Präsidenten. Wer ist Juan Merchan?
Darum gehts
Juan M. Merchan (62), geboren in Kolumbien und aufgewachsen in New York, verkörpert den amerikanischen Traum.
Er baute eine beeindruckende Karriere in der Justiz auf.
Donald Trump sieht den Richter wegen eines früheren Prozesses als voreingenommen an. Er griff den 62-Jährigen persönlich an und machte auch vor dessen Tochter nicht Halt.
Merchan machte vor Prozessbeginn klar, dass er kein Drama im Saal dulde.
Sollte es zu einem Schuldspruch der Geschworenen kommen, wird Merchan das Strafmass festlegen.
Mord, Vergewaltigung und Körperverletzung über Diebstahl bis hin zum Multimillionen-Dollar-Investmentbetrug: Juan M. Merchan (62) hat den Vorsitz über diverse und mitunter strube Prozesse geführt.
Richtig ins Rampenlicht rückte er, als er es mit Trump-Unternehmen, dessen Finanzchef Allen Weisselberg und schliesslich mit Donald Trump selbst zu tun bekam.
Der amerikanische Traum
Merchan kam in Kolumbien zur Welt und als Sechsjähriger mit seiner Familie in die USA. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen im New Yorker Stadtteil Jackson Heights, machte er als jüngstes von sechs Kindern den Jura-Abschluss an der Hofstra University und arbeitete zunächst als Staatsanwalt in Manhattan.
Er habe dank Fleiss und Intelligenz eine Bilderbuchkarriere hingelegt, verkörpere den amerikanischen Traum, ist über ihn zu lesen.
2006 wurde Merchan als Richter an ein Familiengericht berufen, drei Jahre später wechselte er an ein Gericht, das sich mit schweren Straftaten befasst. Einmal die Woche ist er zudem im Manhattaner Mental Health Court. Bei diesen gerichtlichen Prozeduren verpflichten sich ausgewählte psychisch kranke Straftäter zu einer strikt beobachteten Behandlung – mit der Chance, dass die Vorwürfe gegen sie am Ende fallengelassen werden.
Trump: Dieser Richter muss gehen
Das ist sehr weit entfernt von dem Verfahren, das per Losentscheid bei Merchan gelandet ist und das er seit Montag im Saal 1530 des Kriminalgerichts von Manhattan führt.
Der angeklagte Donald Trump nennt ihn einen «Trump-hassenden» Richter, und seine Anwälte haben erfolglos versucht, ihn von dem Prozess abzuziehen.
Der Hintergrund: Richter Merchan hatte den Vorsitz bei einem Prozess gegen die Trump Organization und ihren Finanzchef Allen Weisselberg geführt.
Dieser endete mit einem Schuldspruch der Geschworenen und einer von Merchan verhängten Strafe von 1,6 Millionen Dollar. Jetzt werfen Trump und seine Anwälte dem Richter Voreingenommenheit vor.
Eine 35-Dollar-Spende
Sie machten zudem geltend, dass Merchans Tochter politische Beraterin ist, deren Firma für Mitglieder der Demokraten arbeitete. Der Richter soll 2020 zudem 35 Dollar für demokratische Zwecke gespendet haben, darunter 15 Dollar für den jetzigen Präsidenten Joe Biden. Ein Ethikgremium entschied schliesslich, dass es keinen Grund gebe, dem Richter diesen Prozess zu entziehen.
Juristen beschreiben den 62-Jährigen als selbstbewusst, aber nicht überheblich. Merchan selbst sagt, dass in seinem Gerichtssaal «jeder respektvoll, professionell» behandelt werde.
Trump geht selbst Tochter des Richters an
Doch Trump macht es ihm nicht leicht. Der US-Präsidentschaftskandidat beschimpft den Richter als «korrupt »und «rassistisch» und macht auch nicht vor seiner Familie halt.
Als Trump einen rechtsextremen Hetzartikel postete, der Merchans Adresse und das Foto seiner Tochter enthielt, zog Merchan schliesslich die Reissleine und verschärfte ein schon zuvor auferlegtes Redeverbot.
Seither feiert sich Trump als Opfer und beklagt, dass er während des Prozesses praktisch geknebelt sei.
Keine Zeit für noch mehr Drama
Dabei sollte es sich Trump nicht vollends mit dem Richter verderben: Falls die Geschworenen sich für einen Schuldspruch entscheiden, wird immerhin Merchan das Strafmass festlegen.
Er habe keine Zeit für Drama, machte der gebürtige Kolumbianer kürzlich klar. Er begrüsse in seinem Prozesssaal zwar «enthusiastisches Auftreten» und «kreative Verteidigung», aber rate entschieden davon ab, «die Grenze zur mutwilligen Missachtung» seiner Autorität zu überschreiten.
Wirst du diesen Prozess verfolgen?
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.