Jill Nussbaumer im Porträt – Junge Energie für den Zuger Kantonsrat

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PorträtJunge Krypto-Spezialistin rückt in den Kantonsrat nach

Jill Nussbaumer ist Vizepräsidentin der Schweizer Jungfreisinnigen – und bald Zuger Kantonsrätin. Wer ist die Frau, die sich für digitale Währungen und die Anliegen der LGBTQI-Community stark macht?

Die 28-jährige Jill Nussbaumer ist Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen, Business Analyst bei einem FinTech Unternehmen und neu auch Zuger Kantonsrätin.
Mit 18 Jahren stieg Jill Nussbaumer in die Politik ein. Nach 10 Jahren geht ihr Traum, im Kantonsrat zu politisieren, endlich in Erfüllung.
Bitcoin und andere Kryptowährungen hätten viele Vorteile. «Es gibt keine einzelne Institution, wie zum Beispiel eine Bank, die mein Vermögen handhabt.» Es ist die Blockchain, ein dezentrales System.
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Die 28-jährige Jill Nussbaumer ist Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen, Business Analyst bei einem FinTech Unternehmen und neu auch Zuger Kantonsrätin.

Privat

Darum gehts

Geboren und aufgewachsen in Cham (ZG) habe der Wirtschaftsstandort Zug sie geprägt, sagt Jill Nussbaumer. «Krypto und Blockchain waren in Zug ein heiss diskutiertes Thema. Die bekannte Kryptowährung Ether ist zum Beispiel in Zug entstanden.»

Nach dem Volkswirtschaftsstudium habe sie sich in einem Praktikum mit digitalen Vermögenswerten beschäftigt. «Diese Erfahrungen und mein aktueller Job bei einem FinTech Unternehmen haben mein Interesse für Krypto geschärft.»

Business Analyst bei einem FinTech Unternehmen

Das tönte komplizierter, als es sei, lacht Nussbaumer. «Kurz gesagt: Ein Unternehmen, das mithilfe von technologiebasierten Systemen Finanzdienstleistungen anbietet.» Mit Blockchain und digitalen Währungen hat sie täglich zu tun. Als Business Analyst helfe sie anderen Unternehmen, Lösungen zu finanztechnischen Problemen zu finden und bei der Einführung von ebendiesen technologiebasierten System zu helfen.

Mittlerweilen habe auch sie einen Teil ihres Vermögens in Krypto angelegt. «Reich bin ich damit nicht geworden.», sagt Nussbaumer ziemlich gleichgültig. In bescheidenen Verhältnissen lebt sie trotzdem nicht. Wir sitzen am Esstisch in einer renovierten, geräumigen Altbauwohnung, wo sie gemeinsam mit ihrer Partnerin und zwei Katzen lebt. Bei schönem Wetter gehe sie gerne in die Berge, um zu wandern, zu klettern oder im Winter auf das Snowboard zu steigen, erzählt Nussbaumer.

Von der Hobby-Politikerin zur Kantonsrätin

Neben ihrem Beruf ist Nussbaumer seit 2020 Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen (JFS). Ihre politische Laufbahn begann sie mit 18 Jahren. «Ich diskutierte gerne über wirtschaftliche und politische Themen.» So habe sie schnell gemerkt, dass sie sehr liberale Ansichten vertrete, sagt Nussbaumer. «Meine Freundin, selber bei den Grünen, schlug mir deshalb die Jungfreisinnigen vor.» So sei sie dann den Jungfreisinnigen und der FDP beigetreten.

Schon dazumal habe sie von einem Sitz im Zuger Kantonsrat geträumt, erzählt Nussbaumer. Nach 7 Jahren Politik, etlichen Kampagnen und langen Podiumsdiskussionen schaffte sie es bei den letzten Kantonsratswahlen 2018 auf den ersten Ersatzplatz.

Das änderte sich überraschend vor ein paar Tagen: «Da ein Fraktionsmitglied im Kantonsrat ihr Amt per Ende Jahr niederlegt, rutsche ich als Ersatzwahl nach.» Ende Januar 2022 werde sie vereidigt, sagt Nussbaumer mit strahlenden Augen. Damit geht ein langjähriger Traum endlich in Erfüllung. Nussbaumer platzt fast vor Freude.

Dezentrales System bringt Sicherheit

Ihre Erfahrungen mit Krypto und Blockchain werden sich im Kantonsrat sicherlich als nützlich erweisen, sagt Nussbaumer. Denn solche Themen seien für viele Politikerinnen und Politiker neu. «Und leider oft auch abschreckend.»

In ihren Augen habe Krypto viele Vorteile. «Es gibt keine einzelne Institution, wie zum Beispiel eine Bank, die mein Vermögen handhabt.» Bei Krypto, respektive Blockchain sei es ein dezentrales System, gestützt und validiert durch die anderen Teilnehmenden. «Niemand kann mir also mein Geld wegnehmen oder eine Kryptowährung abwerten, wie es hingegen die Nationalbank mit dem Franken machen kann.» Dadurch seien Kryptowährungen auch äusserst resistent gegenüber «too big to fail».

Dadurch sei die Nachfrage für Zahlungen mit Krypto in den letzten Jahren rasant gestiegen. «Ein Beispiel: Im Kanton Zug kann man die Steuern bereits heute mit Krypto bezahlen.» Sie selber bezahle eher selten mit Krypto, sagt Nussbaumer.

Krypto: Die Währung der Verbrecher?

Transaktionen mit Krypto sind gut geschützt und schwer zu verfolgen. Das lockt Kriminelle, wie zum Beispiel die Mafiaorganisation ‘Ndrangheta, wie ein Artikel der «Zeit» zeigt. «Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil, in der Schweiz jedoch nicht zutreffend.», sagt Nussbaumer. Das zeigt auch ein Bericht der Datenplattform «Chainalysis». Weniger als ein Prozent aller Transaktionen mit Bitcoin in der Schweiz hätten einen kriminellen Hintergrund.

Das sei unter anderem den gesetzlichen Regelungen von Kryptowährungen zu verdanken, sagt Nussbaumer. Diese seien im Vergleich zu konventionellen Währungen jedoch einiges restriktiver. «Und trotzdem versuchen einige Politiker, den Schweizer Kryptomarkt stärker zu regulieren.» Sie scheint enttäuscht. Noch strengere Regulierungen könnten den immer wichtiger werdenden Kryptomarkt aus der Schweiz vertreiben, warnt die FDP-Politikerin.

Der Kampf für die eigene Ehe

Neben digitalen Währungen beschäftigt sich Jill Nussbaumer unter anderem mit dem Thema LGBTIQ. Die Jungpolitikerin engagiert sich bei «RADIGAL», der LGBTIQ-Community der FDP. Mit ihren Parteikollegen und -kolleginnen setzte sie sich zum Beispiel für die «Ehe für Alle» ein. «Es war an der Zeit, dass die Schweiz die gleichgeschlechtliche Ehe zulässt.»

Zudem war es ein Kampf im eigenen Interesse. Denn sie und ihre Partnerin wollten schon lange heiraten. Dank dem klaren Ja zur «Ehe für alle» können Nussbaumer und ihre Partnerin sich hoffentlich bald offiziell das «Ja» geben.

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