Junge machen viel weniger Fahrstunden: Experten halten das nicht für ungefährlich

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SchweizJunge nehmen viel weniger Fahrstunden

Die Anzahl der Fahrstunden hat bei den Jungen in der Schweiz abgenommen. Experten erklären die Gründe dafür. 

Die Anzahl der Fahrstunden hat bei den Jungen in der Schweiz abgenommen. 
Das bestätigen mehrere Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer.
Laut einem Fahrlehrer versuchen vor allem Männer unter 25 Jahren mit wenigen Fahrstunden die Prüfung zu bestehen. 
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Die Anzahl der Fahrstunden hat bei den Jungen in der Schweiz abgenommen. 

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Die Anzahl der Fahrstunden hat bei den Jungen in der Schweiz abgenommen. 

  • Viele üben oftmals im privaten Umfeld, anstatt Lektionen bei einer Fahrschule zu nehmen. 

  • Laut Experten ist das nicht ganz ungefährlich. 

Fahrschülerinnen und Fahrschüler in der Schweiz machen bereits nach wenigen Lektionen die Prüfung. Das berichten mehrere Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer gegenüber 20 Minuten. «Im Schnitt brauchen Schweizerinnen und Schweizer 16 bis 25 Lektionen, bis sie zur Fahrprüfung bereit sind. Das ist sehr individuell. In den letzten fünf Jahren versuchen aber vor allem junge Erwachsene im Alter unter 25 Jahren, mit gerade mal fünf oder sechs Fahrstunden durch die Prüfung zu kommen», sagt Elvis Listl, Fahrlehrer bei Modern Drive in Bern.

Grund dafür sei, dass viele die Fahrausbildung zu wenig ernst nehmen: «Sie möchten diese nur so nebenbei absolvieren. Viele sind nicht bereit, ihre Freizeit für Fahrstunden zu opfern. Sie üben lieber privat, statt fixe Termine mit Fahrlehrern abzumachen.» Zudem möchten viele Geld sparen, insbesondere da die Fahrstunden für jüngere Menschen oftmals sehr teuer seien: «Sie können sich dann selbst für die Prüfung anmelden und versuchen, irgendwie zu bestehen», so Listl.

«In den ersten Fahrstunden werden zentrale Grundlagen vermittelt»

«Dass Lernende lieber privat üben, statt Fahrstunden zu besuchen, ist nicht ganz ungefährlich», sagt Rudolf Schneider, Fahrlehrer der Cityfahrschule GmbH. Das Schwierigste am Autofahren sei das Vorausschauen und Gefahren erkennen: «Je weniger Lektionen man besucht, desto weniger kann davon vermittelt werden.»

Zudem lerne man in der Fahrschule eine gewisse Disziplin im Strassenverkehr sowie defensives Fahren und mehr Rücksichtnahme. Privaten fehle teilweise dieses soziale Verhalten. Gemäss Schneider versuchen besonders Männer unter 25 Jahren, mit wenigen Fahrstunden die Prüfung zu bestehen, da sie ungeduldiger seien und schneller selbstständig sein möchten. 

Auch Michael Gehrken, Präsident von L-drive Schweiz, der Dachorganisation der Fahrlehrerschaft, sagt: «Gerade in den ersten Fahrstunden werden zentrale Grundlagen vermittelt. Wer lange nur im privaten Rahmen übt, lernt häufig falsche Abläufe, die sich später nur noch mühsam korrigieren lassen.» Beispiele dafür seien Automatismen wie die Reihenfolge der Blicke beim Abbiegen oder das Vorausschauen bei unübersichtlichen Kurven. 

Revision Führerausweisvorschriften

Durchfallquote stabil geblieben

Hauptverantwortlich für die abnehmende Anzahl an Fahrstunden ist gemäss Gehrken die Revision der Führerausweisvorschriften in Kraft seit dem ersten Januar 2020. «Neu reicht es aus, wenn man seine Fahrausbildung mit einem Automaten absolviert. Das Schalten muss deshalb erst gar nicht gelernt werden.»

Zudem müssten nach neuer Gesetzesordnung Lernfahrende bis zum Erreichen des 21. Lebensjahres ein Jahr warten, bevor sie sich für eine Fahrprüfung anmelden können. «Viele Fahrschülerinnen und Fahrschüler halten dies für eine lange Zeit. Sie beginnen deshalb, im privaten Umfeld zu üben und nehmen erst kurz vor dem Prüfungstermin die ersten Stunden, um sich dann konkret für die Prüfung vorzubereiten», so Gehrken. 

Laut Gehrken fallen trotz der abnehmenden Anzahl an Fahrstunden kaum mehr Fahrschülerinnen und Fahrschüler durch. Auch mehrere kantonale Verkehrsämter geben gegenüber 20 Minuten an, dass die Durchfallquote stabil geblieben ist.

Wie viele Fahrstunden hattest du? 

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