«Verändere die Schweiz»Junge Schweizer wollen Gratis-ÖV und Freibier
Seit Ende Februar können Jugendliche Vorschläge einreichen. Die Schweizer Politik soll sich schliesslich mit elf davon befassen. Bereits jetzt gibt es eine Vielzahl von Ideen.
Der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ lancierte im Februar das Projekt «Verändere die Schweiz». Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren sollen Vorschläge einreichen, mit denen sich die Politiker beschäftigen sollen. Bereits jetzt gibt es eine grosse Vielfalt von Ideen.
So ist etwa der öffentliche Verkehr ein grosses Thema. Besonders die Preise stören. Ein Vorschlag lautet deshalb, Studentenrabatte für den Bahnverkehr einzuführen. Auch die Altersgrenze für Halbtax-Billette von Jugendlichen soll angehoben werden. Einige fordern gar einen komplett kostenlosen ÖV. Finanziert werden soll dieser über eine Steuererhöhung von 200 Franken für alle oder mit der Erhöhung der CO2-Abgaben für private Motorfahrzeuge, wie «Le Matin» einen Vorschlag aus der Romandie zitiert.
Überholspuren am Bahnhof und Gratis-Kondome
Ähnliche Forderungen kommen zuhauf auch aus der Deutschschweiz. Hier schlagen Aargauer Schülerinnen etwa ein Schüler-GA vor. Auch Lehrlinge und Studenten beklagen sich darüber, dass die Preise für sie viel zu hoch sind.
Ein Nutzer schlägt vor, an Bahnhöfen Verkehrsregeln für Fussgänger einzuführen. Es soll Gehspuren in die entsprechenden Richtungen geben, sogar mit Überholspuren für die besonders Eiligen.
Geht es um die Gesundheit, interessiert die Jugendlichen das Thema Sex. Viele fordern, dass die Antibabypille und Kondome gratis abgegeben werden oder dass das Geld zurückerstattet wird. Auch die Krankenkassenprämien sind ihnen ein Dorn im Auge.
Pro Haushalt nur noch ein Auto
Doch auch Themen wie die Altersgrenze fürs Autofahren, Legalisierung von Cannabis oder Food-Waste interessieren die jungen Deutschschweizer. Eine Forderung, die immer wieder auftaucht, ist auch die Wehrpflicht für Männer und Frauen. Dabei geht es nicht immer um Gleichberechtigung oder Abschaffung. Ein Nutzer findet, dass Soldaten Taschenmunition bei sich tragen sollten, um im Ernstfall eingreifen zu können. «Da sie den Zug und die Bahnhöfe oft benutzen, könnten sie bei einer Gefahr schneller als die Polizei eingreifen und somit Leben retten», lautet die Begründung.
Der Privatverkehr ist ein ebenso wichtiges Anliegen. Aus Zürich stammt die Idee, dass pro Haushalt nur noch ein Auto besitzt werden darf. Ein anderer Nutzer fordert, dass für Junglenker die gleichen Regeln gelten sollen wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Einige fordern zudem die Wiedereinführung des autofreien Sonntags.
Jeden Freitag Freibier
Unter den Vorschlägen gibt es auch einige, die kaum Chancen haben dürften: So fordert jemand aus der Romandie die Abschaffung des Chefpostens. Ein anderer fordert KFC-Filialen, «damit mein Stress aufhört», schreibt er. «Die frittierten Pouletschenkel würden die Anzahl depressiver Menschen reduzieren.»
Auch aus der Deutschschweiz kommen einige kuriose Vorschläge. So fordert ein Bündner Freibier für jeden Freitagabend. Eine junge Frau findet, dass das An- und Ausziehen der Arbeitsuniform als Arbeitszeit gelten sollte. Viel Zuspruch erhält der Vorschlag, Polizisten einzuführen, die selbstlose Menschen für ihre Taten belohnen. Ein anderer Teilnehmer schlägt vor, dass die EU der Schweiz beitreten solle. Ein Vorschlag stammt aus dem Ausland: So wünschen sich die Veltliner, wieder zur Schweiz gehören zu dürfen. Zwei Teilnehmer fordern gar, dass die Schweiz in den Krieg zieht – einer will gegen die EU kämpfen, der andere gegen Russland.