«Fliege gerne und geniesse es» - Junge Vielflieger wehren sich wegen Flugticketabgabe gegen CO2-Gesetz

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«Fliege gerne und geniesse es»Junge Vielflieger wehren sich wegen Flugticketabgabe gegen CO2-Gesetz

Wird das CO2-Gesetz angenommen, wird Fliegen teurer. Vier junge Wählerinnen und Wähler erklären, wieso sie das ablehnen – obwohl ihnen der Klimaschutz am Herzen liegt.

Viele Gegnerinnen und Gegner des CO2- Gesetzes lehnen die Vorlage aufgrund der geplanten Aufpreise auf Benzin und Flugtickets ab. Sie fürchten, dass sie dann weniger in die Ferien fliegen könnten.
«Ich möchte auch gerne reisen, ohne dass ich mir dann nichts mehr zu essen leisten kann», sagt etwa Jana*.  Gutverdienende würden mit ihrem Lifestyle weitermachen können, Schlechtverdienende müssten auf Ferien verzichten.
Sie verdiene als Fachfrau Betreuung knapp 4100 Franken brutto. «Meine Kolleginnen verdienen alle mehr und ständig muss ich mir anhören, dass sie in England waren am Wochenende oder ein paar Tage in Dubai», sagt Jana.
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Viele Gegnerinnen und Gegner des CO2- Gesetzes lehnen die Vorlage aufgrund der geplanten Aufpreise auf Benzin und Flugtickets ab. Sie fürchten, dass sie dann weniger in die Ferien fliegen könnten.

Urs Jaudas

Darum gehts

  • Bei einer Annahme des CO2-Gesetzes werden Flüge teurer werden.

  • Das stört viele junge Menschen. Sie befürchten, dass sie dann nicht mehr so wie gewohnt Ferien machen könne.

  • Vier Personen erzählen, was sie am Aufpreis für Flugtickets stört.

Für das revidierte CO2-Gesetz, das am 13. Juni zur Abstimmung kommt, dürfte es knapp werden. Den jüngsten Umfrageresultaten zufolge unterstützt nur noch eine hauchdünne Mehrheit das Gesetz. Es sieht unter anderem höhere Abgaben auf Flugtickets und Benzin vor. Das so erwirtschaftete Geld soll in einen Klimafonds fliessen, durch den innovative und nachhaltige Projekte gefördert werden sollen.

Selbst die Klimastreik-Bewegung ist in der Frage gespalten. Einigen geht das Gesetz zu wenig weit, sie wollen es aus Protest ablehnen. Gemäss der Umfrage hat das Argument, dass die Flugtickets teurer werden, aber deutlich mehr Gewicht: 21 Prozent derjenigen, die das revidierte CO2-Gesetz ablehnen wollen, gaben die Aufpreise auf Benzin und Flugtickets als Hauptgrund dafür an. Für einen Kurzstreckenflug zahle man zukünftig 30 Franken zusätzlich, schreibt das Bundesamt für Umwelt. Wer eine mittlere oder lange Strecke fliegt, zahlt mehr. Das Maximum liegt bei 120 Franken Zuschlag (siehe Box).

Fabio (24)

privat

«Ich fühle mich vom Gesetz benachteiligt: Ich fliege mehrmals pro Jahr in die USA, da ich dort Familie habe. Das Gesetz trifft einzelne Vielflieger, doch die Luftfahrt hat global nur einen Anteil von zwei Prozent an den gesamten CO2-Emissionen. Ich unterstütze den Klimastreik. Anstatt ärmere Familien zu bestrafen, könnte der Bundesrat aber etwa Elektrofahrzeuge subventionieren. So wird die Mittelschicht nicht zusätzlich bestraft.»

Jana (21)*

«Ich bin nicht bereit, fürs Fliegen mehr zu bezahlen. Ich verdiene als Fachfrau Betreuung lediglich knapp 4100 Franken brutto. Meine Kolleginnen verdienen alle mehr und ständig muss ich mir anhören, dass sie in England waren am Wochenende oder ein paar Tage in Dubai. Ich möchte auch gerne reisen, ohne dass ich mir dann nichts mehr zu essen leisten kann. Die, die viel verdienen, werden mit ihrem Lifestyle weitermachen können wie bisher, nur ich muss dann ab und zu mal verzichten, weil ich schlechter bezahlt werde für meine Arbeit. Das ist einfach nicht fair.»

Alex (23)

privat

«Ich wünsche mir ein gutes CO2-Gesetz, das die Emissionen auf sinnvolle Weise reduziert. Die Flugticketabgabe ist aber reine Geldmacherei. Ich fliege gerne ins Ausland. Doch mich stört es, wie mein Geld, das ich extra zahle, eingesetzt wird. Wenn schon, sollte man das Geld zu 100 Prozent in den Klimafonds und in die Forschung über alternative Transportmöglichkeiten investieren. Dass ein Teil des Geldes als Scheinverbilligung der Krankenkassenprämien genutzt wird, ärgert mich.»

Robin (22)

privat

«Mich würde es sehr stören, wenn die Flugtickets plötzlich teurer würden. Ich fliege zwischen zwei und vier Mal pro Jahr in die Ferien, hauptsächlich nach Mallorca zum Ballermann. Ich arbeite das ganze Jahr und brauche diese Ferien, um abschalten und Spass haben zu können. Wenn die Flugtickets teurer würden, könnte ich mir das vielleicht nicht mehr leisten und müsste meine Ferien umplanen.»

Robin wehrt sich nicht gegen Umweltschutz: «Ich finde das wichtig und wohne selber in einer Mietwohnung in einem Haus mit Solarzellen auf dem Dach. Ich bin aber der Meinung, dass Benzinpreise und Flugtickets der falsche Ort sind, um anzusetzen. Wenn jeder etwas achtsamer wäre, weniger Müll produzieren und diesen sauber trennen würde und wenn die Schweiz stärker auf erneuerbare Energien setzen würde, würde es schon viel ausmachen. Ohne dass meine Ferien versaut werden, weil ich mir die Flüge nicht mehr leisten kann.»

*Name geändert

Das sieht das revidierte CO2-Gesetz vor

Am 13. Juni entscheidet das Stimmvolk über das revidierte CO2-Gesetz. Damit setzt sich die Schweiz zum Ziel, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Denn die heutigen Massnahmen genügten nicht, um dieses Klimaziel zu erreichen, heisst es beim Bundesamt für Umwelt (BAFU). Erreicht werden soll das mit verschiedensten Massnahmen. Geplant wären unter anderem höhere Abgaben auf fossile Brennstoffe wie Heizöl und eine Flugticketabgabe bis maximal 120 Franken pro Flug. Das revidierte CO2-Gesetz belohne klimafreundliches Verhalten, schreibt das BAFU weiter. Wer wenig klimaschädliches CO2 verursache, profitiere finanziell. Wer viel verursache, bezahle mehr.

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