Sexismus-DebatteJuso will «Layla» aus Schweizer Clubs verbannen
Die Junge SVP will den Song «Layla» in der Schweiz auf Platz eins der Schweizer Single-Hitparade bugsieren. Die Juso fordert die Clubbetreiber dazu auf, das Lied nicht zu spielen.
Darum gehts
Das deutsche Partylied «Layla» sorgt zur Zeit vor allem in Deutschland für Diskussionsstoff. Aufgrund des Textes wurde das Lied kurzerhand auf Volksfesten verboten. Der Vorwurf: Der Text – «Sie ist schöner, jünger, geiler» – sei sexistisch.
Der Präsident der Jungen SVP sorgte mit seinem Tweet über das Lied nun auch in der Schweiz für Aufsehen. David Trachsel rief seine Follower und Followerinnen dazu auf, das Lied auf Platz eins der Schweizer Hitparade zu befördern.
Gleichzeitig lanciert die Junge SVP einen Wettbewerb auf Facebook und Instagram. Hörerinnen und Hörer sollen sich selbst filmen, während sie das Lied abspielen und der Jungpartei zusenden. Unter den Teilnehmenden verlost die JSVP eine Reise für zwei Personen nach Mallorca an den Ballermann im Wert von 600 Franken.
Juso will das Lied aus Clubs verbannen
Für diese Aktion erntet die JSVP scharfe Kritik von der Juso. Laut Generalsekretärin Rosalina Müller sei der Wettbewerb inakzeptabel und eine Frechheit. «Sexismus und Diskriminierung im Namen der Meinungsfreiheit zu pushen, ist daneben.» Dass die JSVP das sexistische Lied «Layla» unterstütze, zeige einmal mehr ihre problematische Haltung gegenüber Frauen. «Damit fördern sie, dass der Wert von jungen Frauen auf ‹jung, blond und geil› abgestuft wird.»
Die Juso gehen aber noch einen Schritt weiter: Sie fordern Clubbetreiber dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und dieses sexistische Lied nicht zu spielen.
Junge Mitte und Jungfreisinnige sehen von Verbot ab
Ebenfalls wenig Verständnis für den abgesetzten Tweet von JSVP-Präsident David Trachsel hat der Präsident der Jungen Mitte, Marc Rüdisüli. Der Tweet zeige, dass die JSVP definitiv im Sommerloch angekommen sei. «Auch wenn wir Jungparteien sind, können wir ernsthafte Politik machen», sagt Rüdisüli.
Ähnlich sieht das auch der Präsident der Jungfreisinnigen Matthias Müller. «Der Tweet von David Trachsel ist nicht besonders qualifiziert und auch nicht sehr originell.» Es sei aber trotzdem wichtig, dass man darüber spreche.
Obwohl die beiden Jungparteipräsidenten sich gegen den Tweet von David Trachsel aussprechen, ist für sie klar: Ein staatliches Verbot geht zu weit. Obwohl das Lied als geschmacklos oder doof empfunden werden könne, gäbe es weitaus schlimmere Texte – von Schlagerliedern, aber auch bei anderen Musikrichtungen wie beispielsweise Hip-Hop. «Wenn freie Unternehmer dieses Lied nicht spielen wollen, ist das in Ordnung», sagt Rüdisüli.
Laut Matthias Müller ist das Publikum bei der Musik ein guter Gradmesser. «Die Leute singen den Partyhit voller Inbrunst und gut gelaunt mit. Daher sehe ich hier überhaupt keinen Handlungsbedarf; eine Zensur wäre völlig übertrieben und unliberal», so Müller.
Partyorganisationen sehen keinen Anlass für ein Verbot
In der Schweiz gibt es bisher kein Verbot für Festival- und Clubbetreiber, den Song «Layla» zu spielen. Dazu sehen auch die Swiss Music Promoters Association (SMPA), der Branchenverband von 80 Prozent aller Schweizer Veranstalter von Konzerten, Shows und Festivals, sowie die Zürcher Bar- und Clubkommission (BCK) aktuell keinen Anlass. «In der Zürcher Szene wird nur selten Schlager gespielt», sagt Alexander Bücheli, Mediensprecher der BCK auf Anfrage. Ein Verbot ergebe dementsprechend wenig Sinn. Für Bücheli ist klar, ein Verbot sei die beste Werbung, dadurch werde ein geschmackloser Song zum Kult gemacht. «Schlagertexte waren nun noch nie für ihre Ausgewogenheit und Diversität bekannt, das allgemeine Entsetzen wirkt deshalb auch etwas künstlich.»
Sollte das Lied «Layla» verboten werden?
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