Sudan: Darum geht es im blutigen Konflikt

Aktualisiert

Armee gegen MilizKämpfe im Sudan – worum geht es in diesem blutigen Konflikt eigentlich?

Seit Mitte April kämpfen Armeeführer Abdel Fattah al-Burhan und Milizenchef Mohamed Hamdan Daglo um die Macht im Sudan. Darum geht es in dem Konflikt.

Im Sudan bekämpfen sich die reguläre Armee und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF).
Der Konflikt entzündete sich am Streit darüber, wie die Miliz in die regulären Truppen integriert werden soll.
Armeechef Al-Burhan wollte die Eingliederung binnen zwei Jahren abschliessen und den Paramilitärs die Rekrutierungskriterien der Armee auferlegen.
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Im Sudan bekämpfen sich die reguläre Armee und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF).

AFP

Darum gehts

  • Im Sudan kämpft die reguläre Armee gegen eine paramilitärische Miliz.

  • Bisher kämpften die beiden Truppen gemeinsam gegen Aufständische in entlegenen Provinzen.

  • Experten gehen nicht davon aus, dass der Konflikt schnell enden werde.

Wie stark sind die beiden Truppen

Das Forschungsinstitut IISS schätzt die Stärke der Armee auf 100’000 und die der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) auf 40’000 Mann. Andere Experten gehen von 100’000 Paramilitärs aus, halten jedoch die Armee ebenfalls für zahlenmässig stärker. Bei den Kämpfen zeichnet sich bislang noch keine Überlegenheit einer der beiden Seiten ab.

Der Konflikt entzündete sich am Streit darüber, wie die Miliz in die regulären Truppen integriert werden soll. Armeechef Al-Burhan wollte die Eingliederung binnen zwei Jahren abschliessen und den Paramilitärs die Rekrutierungskriterien der Armee auferlegen. Milizenchef Daglo forderte zehn Jahre Zeit für die Integration und dass seine Leute ihre Ränge behalten. Der RSF-Miliz gehören Tausende Kämpfer an, die an Kriegsverbrechen in Darfur unter der Herrschaft von Ex-Diktator Omar al-Baschir beteiligt gewesen sein sollen.

Welche militärischen Ziele haben sie?

Bisher kämpften die beiden Truppen gemeinsam gegen Aufständische in entlegenen Provinzen. Jetzt bekriegen sie sich auf dem für sie unbekannten Terrain der Hauptstadt Khartum gegenseitig. «Weder die Armee noch die RSF haben einen grossen Anreiz, sich zurückzuziehen», sagt Aly Verjee von der afrikanischen Organisation Rift Valley Institute. Die Paramilitärs wollten den Konflikt in die Länge ziehen, um so den Vorteil der Armee durch ihre Luftwaffe zunichtezumachen, meint Verjee. Die Armee versuche mit ihren Kampfflugzeugen, die Miliz schnellstmöglich zu schwächen.

Wie könnte der Konflikt enden?

Die US-Menschenrechtsanwältin Jehanne Henry, die den Sudan seit Jahren beobachtet, beschreibt mehrere düstere Szenarien: Wenn die Armee gewinnt, «werden Al-Burhan und seine Kumpanen die Islamisten des alten Regimes wieder einsetzen» und den internationalen Druck ignorieren, wie sie es während des jahrzehntelangen internationalen Embargos gegen Al-Baschirs Herrschaft getan hätten. Bestenfalls würden sie einige verbündete Zivilisten ernennen, um den Schein zu wahren, sagt Henry.

Einen Sieg der Paramilitärs hält die Juristin für weniger wahrscheinlich. Die Miliz «könnte den Konflikt in die Länge ziehen, indem sie sich mit anderen bewaffneten Gruppen in entfernten Provinzen verbündet».

Gibt es Verbündete im Ausland?

Im Norden «unterstützt Ägypten, das gerne Kolonialmacht wäre, die Armee», sagt Henry. Kairo gehe es vor allem um das Nilwasser. Im Süden verfolge Äthiopien «eigene Interessen, auch als Gegengewicht zu Ägypten» – auch hier geht es um das Nilwasser – und könnte sich deshalb auf die Seite der RSF-Miliz stellen, sagt sie. Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen – möglicherweise auch mit Waffen – die Paramilitärs, da diese für die von Saudiarabien angeführte Koalition im Jemen kämpften. Über die Wüsten des Tschads und Libyens, die an Daglos Hochburg Darfur grenzen, könnten Munition und Söldner zur RSF gelangen.

Das Forschungszentrum International Crisis Group befürchtet, dass sich der Konflikt auf die Nachbarländer ausweitet, weil «ethnische Gruppen, deren Heimat über die Grenzen des Sudan hinausgeht, betroffen sein könnten». 

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(AFP/job)

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