«Kaffee ist mehr als nur ein Koffeinlieferant»

Aktualisiert

Basler Barista«Kaffee ist mehr als nur ein Koffeinlieferant»

Benjamin Hohlmann qualifizierte sich mit seinem Sieg am Schweizer Brewers Cup für die Kaffee-WM in Rimini. Seine Leidenschaft ist jedoch weit mehr als nur ein Hobby.

Mirjam Rodehacke
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Mirjam Rodehacke

Der frisch «gebrühte» Brewers-Cup-Sieger 2014 hat neben diesem Titel weit mehr vorzuweisen:Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Mitte und Leiter der Kaffeeakademie «Kaffeemacher». Dank seinem Sieg beim Brewers Cup darf er vom 10. bis 12. Juni in an der WM in Rimini teilnehmen. Dort werden die Disziplinen «Barista» und «Brewers Cup» beurteilt (siehe Box).

Seine Leidenschaft für Kaffee entdeckte Hohlmann vor rund sieben Jahren: «Ich habe damals beim Unternehmen Mitte als Wirt begonnen und mich dann immer intensiver damit befasst», erzählt der 31-Jährige. Davor war er im freiwilligen Dienst in Kaffeeanbauländern wie Bolivien und Brasilien unterwegs und bekam einen Einblick hinter die Kulissen der Bohnenproduktion. Damit legte er den Grundstein für seine Kaffeefaszination und die Liebe zu den Anbauländern.

Von Hand verarbeitet

An der Weltmeisterschaft werden Hohlmann und Barista-Meisterin Nina Rimpl (29) aus Zürich als Team die Schweiz vertreten. Damit sie sich richtig auf den Wettkampf konzentrieren können, verbringen die beiden die Tage vor und während der WM auf einem Gutshof am Rand von Rimini. «Wir werden dort aber nicht mehr trainieren. Ich bin seit Februar dabei und werde mich kurz vor der WM lieber etwas entspannen», so Hohlmann. Zudem hat er ein kleines Ritual, um seine geforderten Hände flink zu halten: «Ich werde ein paar Jonglierbälle mitnehmen, um mich vom Stress abzulenken», sagt er lächelnd.

Ruhe bewahren sei vor allem wichtig, da bei seinem Auftritt Multitasking gefordert sei. So muss er während der zehnminütigen Vorführung den Kaffee nach vorgegebenen Rastern filtrieren und servieren und will dazu eine Geschichte über Herkunft und Behandlung der Bohnen erzählen, um seinen Auftritt abzurunden. Hohlmann bearbeitet den aus Kenia stammenden Kaffee vorzugsweise von Hand, da er so «bessere Kontrolle über alle Brühparameter» habe. «Ich benutze beispielsweise eine Aeropress-Maschine für die Extraktion des fruchtig-süssen Kaffees, um ihn anschliessend per Hand aufzugiessen», so Hohlmann.

Unbekannte Diversität

Hohlmann hofft auf den Sieg – und darauf, so mehr Menschen die Faszination Kaffee näherzubringen. «Hinter diesem Getränk steht eine grosse Vielfalt, deren sich viele Kaffeetrinker nicht bewusst sind.» Dieses Denken vertritt er auch als Geschäftsführer beim Unternehmen Mitte: «Wir legen dort sehr viel Wert auf Diversität und servieren bewusst keinen Einheitsbrei. Im Kaffee steckt deutlich mehr als nur Koffein», so Hohlmann.

Zudem setzt er sich für Fair Trade ein: Indem er speziell für die WM Kaffeebohnen aus Kenia holte, will er auf das Schicksal der Bauern aufmerksam machen: «Ich finde es wichtig, für ein gutes Produkt auch einen fairen Preis zu zahlen. Dabei geht es mir nicht um Charity, sondern um Handel auf Augenhöhe.» Er hat auch eine Spendensammlung für die Kaffee-Produzenten seines Meisterschaftskaffees gestartet. Infos unter: www.kaffeemacher.ch

Als Müsterli von Hohlmanns Können hier die Performance vom Schweizer Brewers Cup 2014.

Beni Hohlmann: Brewers Schweizermeister 2014 from Swiss SCAE on Vimeo.

Benjamin Hohlmanns Performance an der WM 2014 in Rimini, wird am 10. Juni um 14.30 Uhr stattfinden und live unter folgendem Link übertragen: www.new.livestream.com

Die zwei Kaffee Disziplinen, welche an der WM in Rimini beurteilt werden

Barista: In 15 Minuten sind vier identische Espressi, vier Cappuccini und vier Eigenkreationen zuzubereiten. Die Eigenkreation besteht aus einer Espressobasis und darf keinen Alkohol enthalten. Zugleich ist das Wissen des Baristas über den von ihm verwendeten Kaffee gefragt. Beurteilt werden auch die technische Handhabung der Mühle und der Siebträgermaschine sowie die Arbeitstechnik und das Auftreten im Allgemeinen.

Brewers Cup: Dies ist eine neue Disziplin im Rahmen der Barista-Meisterschaften. Jedoch geht es hierbei nicht um die Espresso-Zubereitung, sondern um den klassischen Brühkaffee, welcher von den Teilnehmern mit einer beliebigen Brühmethode zubereitet werden darf. Die Jury bewertet die sensorischen Eigenschaften des Getränks wie Geschmack und Aromen. Es geht um die perfekte Extraktion.

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