Kam der Auftrag für die Davidsterne aus Moskau?

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FrankreichDavidsterne in Paris – kam der Auftrag dazu aus Russland?

Am 31. Oktober tauchten in Paris über Nacht zahlreiche gesprayte Davidsterne auf. Ein antisemitischer Hintergrund lag nahe. Jetzt gibt es neue Hinweise.

Etwa 60 solcher blauer Davidsterne tauchten Ende Oktober im 14. Arrondissement von Paris auf – und sorgten für viel Unbehagen, besonders bei der jüdischen Bevölkerung.
Jetzt sagte die französische Staatsanwältin Laure Beccuau am Dienstag, dass möglicherweise ausländischer Einfluss hinter den Graffiti steckt.
Demnach wurde ein Ehepaar aus Moldawien beschuldigt, die Sterne gesprayt zu haben.
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Etwa 60 solcher blauer Davidsterne tauchten Ende Oktober im 14. Arrondissement von Paris auf – und sorgten für viel Unbehagen, besonders bei der jüdischen Bevölkerung.

AFP

Darum gehts

  • Ende Oktober tauchten in Paris zahlreiche gesprayte Davidsterne auf.

  • Einige der Täter wurden offenbar dafür bezahlt und hatten russischsprachige Anweisungen auf dem Handy.

  • Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der Auftrag dazu aus dem Ausland kam.

Der Anblick löste am 31. Oktober Entsetzen bei vielen Passanten aus: Über Nacht hatten Unbekannte im 14. Arrondissement von Paris Dutzende Davidsterne an Häuserfassaden gesprayt. Angesichts des Nahostkonflikts lag ein antisemitischer Hintergrund der in blauer Farbe gesprühten Sterne nahe, wobei sich die Ermittler mit Interpretationen zurückhielten. 

Jetzt sagte die französische Staatsanwältin Laure Beccuau am Dienstag, dass möglicherweise ausländischer Einfluss hinter den Graffiti steckt. Demnach wurde ein Ehepaar aus Moldau beschuldigt, die Sterne gesprayt zu haben, wie das «Wall Street Journal» schreibt. Die Staatsanwaltschaft gab an, auf dem Telefon des Paares ein offenbar russischsprachiges Gespräch gefunden zu haben, in dem das Paar angewiesen wurde, den Stern gegen Bezahlung anzubringen.

Zwei sehr ähnliche Fälle

Das Paar befand sich am Dienstag, mehr als eine Woche nachdem die Sterne aufgetaucht waren, in Polizeigewahrsam und muss mit seiner Abschiebung rechnen. Gemäss Staatsanwältin Beccuau besteht eine Verbindung zwischen den Moldauern und einem anderen Paar, das beschuldigt wird, für das Sprayen ähnlicher Graffiti verantwortlich zu sein: Ein Überwachungsvideo zeigte, wie ein Mann und eine Frau einen Stern mittels einer Schablone sprühten, während eine dritte Person Fotos davon machte. Laut Beccuau hat jenes Paar Frankreich am Tag nach dem Auftauchen des Graffitis verlassen.

Kurz nach dem Auftauchen der Davidsterne am 31. Oktober verbreitete ein Netzwerk von Bots, das vermutlich von der russischen Söldnerfirma Wagner kontrolliert wird, Bilder der gesprühten Sterne in den sozialen Medien, so ein französischer Beamter. Es besteht die Vermutung, dass die Bilder auf X als Erstes von einem russischen Account verbreitet wurden – unmittelbar nach deren Auftauchen. Es folgten rasch Tausende Reposts.

Zahl antisemitischer Taten stark angestiegen

Es könne «nicht ausgeschlossen werden», dass die Sterne «auf ausdrücklichen Wunsch einer im Ausland lebenden Person» an die Wand geschmiert worden seien, sagte Beccuau am Dienstag. Die Ermittlungen würden fortgesetzt, um die Täter zu identifizieren und das Motiv für die Taten zu klären.

Die 55-jährige Amande aus Paris sagt zu «Le Parisien», dass sie seit dem 7. Oktober «misstrauisch» geworden sei und genau darauf achte, was sie sage. Grosse Sorgen mache sie sich aber vor allem um ihre Kinder im Alter von 15 und 17 Jahren. Sie seien zwar praktizierende Juden, sie verbiete ihnen aber, ihre Zugehörigkeit zu zeigen. «Wenn sie die Kippa aufsetzen, zwinge ich sie, eine Mütze zu tragen», erzählt sie. Auch in eine kleine Synagoge in Marseille, wo die Familie lebt, dürfen die Kinder nicht mehr. Der Alltag sei von Angst geprägt.

Frankreich beherbergt muslimische sowie jüdischen Bevölkerungsgruppen, die zu den grössten in Europa gehören. Am Sonntag gab Innenminister Gérald Darmanin bekannt, dass seit dem 7. Oktober in Frankreich 1040 antisemitische Taten registriert wurden. Für diese Taten wurden 486 Personen festgenommen. «Die Zahl der antisemitischen Taten ist explodiert», kommentierte der Innenminister.

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