F-35: So abhängig wird die Schweiz von den USA

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KampfjetAmerikaner sagen: So leicht könnten sie F-35 Schachmatt setzen

Um den F-35 in der Luft zu halten, ist die Schweiz künftig in hohem Masse abhängig von den USA. Wie sehr, hat nun der amerikanische Rüstungsblog «the war zone» aufgezeigt.

Wenn die USA den Support abstellen, bleibt der F-35 am Boden, <sup>bestätigt </sup>der US-Blog «the war zone».
Ersatzteile, Triebwerkswartung und Wartung der Hightech-Computer: Alles bleibt in den Händen der USA.
Doch einen «Kill Switch», mit dem man den Jet aus der Ferne unbrauchbar machen kann, gäbe es nicht, heisst es im Artikel.
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Wenn die USA den Support abstellen, bleibt der F-35 am Boden, bestätigt der US-Blog «the war zone».

Schweizer Armee

Darum gehts

  • Die Schweiz ist für den Betrieb des F-35 stark von den USA abhängig.

  • Der Blog «the war zone» zeigt, dass es keinen Kill-Switch gibt, aber die USA den Support einstellen könnten.

  • Das IT-System ODIN ist entscheidend für die Einsatzfähigkeit des F-35.

  • Wartung und Ersatzteile sind ausschliesslich über die USA verfügbar.

  • Ohne US-Unterstützung wäre der F-35 schnell unbrauchbar.

Wie sehr ist die Schweiz beim Kampfjet F-35 von den Amerikanern – und eventuellen Launen ihres Präsidenten abhängig? Um diese Frage entbrannte in den letzten Tagen ein heftiger Streit. Der Gipfel: SP-Nationalrätin Sarah Wyss forderte via 20 Minuten, dass die Schweiz den Kaufvertrag für den Hightech-Jet kündigen soll.

Doch das wäre teuer, wie die abtretende Verteidigungsministerin in der Fragestunde erklärte. Denn 700 Millionen Franken hat die Eidgenossenschaft bereits an die USA bezahlt, damit diese die Produktion unserer 36 Kampfjets für insgesamt sechs Milliarden Franken vorantreiben. Das bereits bezahlte Geld wäre verloren.

In den letzten Tagen implizierten Medienberichte, dass die Amerikaner über einen «Kill Switch» verfügen würden, mit dem Jets lahmgelegt werden könnten. Das dementierte das VBS umgehend.

Grosser US-Militärblog schaltet sich ein

Die Schweizer Diskussion hat nun auch das Herkunftsland des Jets erreicht. «The war zone», einer der grössten Rüstungs-Blogs der USA, der samt seinen Neben-Blogs von 70 Millionen Lesern monatlich beachtet wird, widmet dem Schweizer Streit um den Jet einen ausführlichen Artikel.

Einen «Kill Switch», mit dem man den Jet aus der Ferne unbrauchbar machen kann, gäbe es nicht, heisst es im Artikel von «the war zone».

Einen «Kill Switch», mit dem man den Jet aus der Ferne unbrauchbar machen kann, gäbe es nicht, heisst es im Artikel von «the war zone».

20min/Matthias Spicher

«You Don’t Need A Kill Switch To Hobble Exported F-35s», oder auf Deutsch etwa: «Es braucht keinen Kill-Switch, um F-35 im Ausland ausser Gefecht zu setzen», titelt der Artikel. Der gut informierte Blog bestreitet, dass es einen Schalter gibt, mit dem die USA den Flieger aus der Ferne abschalten können, allerdings sei der F-35 tatsächlich so stark von den USA abhängig, dass er innert kürzester Zeit flug-, vor allem aber einsatzunfähig wird, wenn die USA den Support abwürgen sollten.

Dieses IT-System ist am kritischsten

Das «Autonomic Logistics Information System (ALIS)» und sein Nachfolger «Operational Data Integrated Network (ODIN)» sind matchentscheidende Systeme des F-35. ODIN ist ein System für militärische Geheimdienstinformationen. Anhand von Beinahe-Echtzeitdaten plant es beispielsweise «sichere» Flugrouten tief ins Feindesland und vieles mehr. Es ist quasi das IT-Herz, dass den F-35 gegenüber den Kampfjets der vierten Generation überlegen macht. Die Daten bearbeitet und liefert exklusiv die USA.

Wartung der «Blackboxen» macht nur die USA

Auch bei der Wartung des Jets haben die USA einen grossen Hebel in der Hand. So wird die Wartung der Triebwerke beispielsweise ausschliesslich vom Hersteller vorgenommen und die leistungsfähigen Computer an Bord, die sogenannten «elektronischen Blackboxen», sind «aus Exportkontrollgründen versiegelt und müssen zur Wartung an spezielle Standorte zurückgeschickt werden», schreibt «the war zone».

Ersatzteile, Triebwerkswartung und Wartung der Hightech-Computer: Alles bleibt in den Händen der USA.

Ersatzteile, Triebwerkswartung und Wartung der Hightech-Computer: Alles bleibt in den Händen der USA.

AFP

Selbst unter Friedensbedingungen habe das bestehende Logistiksystem Schwierigkeiten, die F-35-Flotten einsatzfähig zu halten – sogar innerhalb der US-Streitkräfte, heisst es im Artikel weiter. «Ersatzteilknappheit ist eine der häufigsten Ursachen für die niedrige Einsatzbereitschaft der F-35-Flugzeuge in den USA».

Diese Probleme würden zeigen, wie schnell der F-35 ausser Gefecht ist, wenn der Zugang zum US-gestützten Logistik- und Wartungsnetzwerk verwehrt würde.

Das Fazit

Der Blog bilanziert: «Auch wenn es keinen dedizierten ‹Kill Switch› gibt, sind F-35-Betreiber hochgradig von den USA abhängig. Sollte die US-Regierung den Support einstellen, würden die meisten F-35-Flotten innerhalb kurzer Zeit unbrauchbar werden.» Allerdings hält der Blog dagegen, dass sich die USA ins eigene Fleisch schneiden würden, wenn sie nicht mehr als zuverlässiger Lieferant gelten. In Europa ist dieser Gedanke wichtiger geworden, weshalb die Forderung einer von den USA unabhängigen Rüstungsindustrie und Technik Auftrieb erhält.

Wie stehst du zur Idee, dass die Schweiz den F-35-Vertrag kündigen sollte?

Trotz alledem findet «the war zone»: Eine Alternative zum F-35 gebe es derzeit nicht. Alle anderen westlichen Projekte für Kampfjets der fünften Generation seien noch Jahre oder Jahrzehnte entfernt von einer Fertigstellung und auch autonome fliegende Kampfdrohnen, in denen Elon Musk die Zukunft sieht, seien noch Zukunftsmusik.

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