KostenexplosionKampfjets kosten dreimal mehr
Die 2,2 für den Kauf von neuen Kampfjets vorgesehenen Milliarden reichen wohl höchstens für einen Drittel der ursprünglich vorgesehenen 33 Flieger. Selbst die nun zum Ziel gesetzten 22 Stück würden gemäss einer VBS-Berechnung übers Ganze gesehen sieben Milliarden Franken kosten.
Das Verteidigungsdepartement (VBS) von Bundesrat Ueli Maurer muss seine Pläne für den Kauf neuer Kampfjets wohl weiter redimensionieren. Erst vor knapp einem Jahr hatte es bekanntgegeben, der vorgesehene Kredit von 2,2 Milliarden Franken reiche nicht für die ursprünglich vorgesehenen 33 Flieger. Als neue Zielgrösse gab das VBS daraufhin 22 neue Kampfjets an. Doch nun zeigt sich gemäss SonntagsZeitung, dass das Geld auch dafür nicht ausreicht.
Zwar könnte Gripen, der billigste der drei zur Debatte stehenden Anbieter, für die 2,2 Milliarden Franken 22 Jets ab Stange liefern, steht in einem VBS-Bericht zu den «Herausforderungen der Armee». Doch aus dem Kredit müssen auch noch die für die Ausbildung nötigen Pilatus PC-21 sowie Waffen und andere Sonderwünsche des VBS bezahlt werden.
Damit zeichne sich ab, dass die Schweiz als Ersatz für die Tiger-Kampfjets – wenn überhaupt – höchstens ein Drittel der ursprünglichen Flugzeugzahl beschaffen werde. Dennoch bleibe das Rennen für die Anbieter attraktiv. Wer den Zuschlag erhalte, könne hoffen, in 15 Jahren auch beim Ersatz der derzeit verwendeten F/A-18 zum Zug zu kommen.
Gesamtrechnung von sieben Milliarden Franken
Laut der Zeitung «Sonntag» belaufen sich die Kosten für 22 Kampfjets, inklusive Zubehör, Unterhalt und Infrastruktur über die gesamte Einsatzzeit von rund 40 Jahren gerechnet auf sieben Milliarden Franken. Das zeigten Berechnungen des VBS. VBS-Sprecher Jean-Blaise Défago wollte die Zahl nicht offiziell bestätigen: «Wir kommentieren zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlen».
Mindestens vier Milliarden
Bundesrat Maurer hatte von den Militärs verlangt, nicht nur die Beschaffungskosten der Jets zu berücksichtigen, sondern auch alle Kosten, die nach dem Kauf anfallen werden. Demnach rechnet das VBS über die budgetierten Anschaffungskosten von 2,2 Milliarden Franken hinaus mit Nachrüstungskosten von 500 Millionen alle zehn Jahre und mit jährlichen Infrastrukturkosten von 70 Millionen Franken. Selbst wenn die Beschaffung auf eine Fliegerstaffel (11 Jets) zurückgestutzt würde, belaufen sich gemäss «Sonntag» die Kosten immer noch auf fast 4 Milliarden.
Bei Sicherheitspolitikern stossen die vom VBS errechneten Kosten auf unterschiedliche Reaktionen. «Die Zahlen liegen in einem Bereich, den wir in etwa erwarten mussten», sagt SVP-Ständerat Alex Kuprecht. «Die Anschaffungskosten mal den Faktor drei.»
Unterstützung bröckelt auch rechts
Als «etwas zu hoch» schätzt dagegen SVP-Nationalrat Thomas Hurter die Summen ein. «Wir müssen ehrlicherweise zugeben, dass der Kauf teurer kommt, als die reinen Anschaffungskosten ausweisen. Aber Infrastrukturkosten einzurechnen, ohne dabei auch die Abschreibungen zu berücksichtigen, ergibt ein verzerrtes Bild», so Hurter.
Für den Militärpiloten ist unverständlich, dass inzwischen auch bürgerliche Politiker den Kampfjet-Kauf nicht mehr als sakrosankt erachten: «Es wäre möglich, in einer ersten Tranche nur elf, zwölf Jets zu beschaffen und später den Rest. Den Kauf verschieben oder gar ganz darauf verzichten kommt nicht infrage. Sonst können wir die Armee gleich ganz abschaffen.»