
Tattoos, die mit Ephemeral-Tinte gestochen werden, sollen mindestens ein Jahr und maximal drei Jahre lang halten. Bisher ist die Tinte nur in eigenen Studios in den USA im Einsatz.
Instagram/ephemeraltattooWeg nach einem Jahr«Kann nicht dahinter stehen» – temporäre Tattoos sind im Trend
Temporäre Tattoos werden gestochen wie ihre permanenten Verwandten, sollen aber nach einem Jahr verschwinden. Eine Tattoo Artist verrät, wo die Probleme des Trends liegen.
Ein Motiv, das mit Tinte und einer Nadel unter die Haut gerät und dort ein Leben lang bleibt: So sieht die Definition eines Tattoos aus. Wer sich vom Motiv wieder trennen will, muss eine teure und schmerzhafte Laserbehandlung auf sich nehmen – zumindest bis jetzt.
Ephemeral Tattoos (deutsch: kurzlebige Tattoos) werden zwar genau wie die übliche Körperkunst mit einer Nadel unter die Haut gebracht. Die spezielle Tinte soll aber im Körper beginnen, sich so weit aufzuspalten, dass sie schliesslich sicher abgebaut werden kann. So sollen die Tattoos zwischen mindestens einem und maximal drei Jahren halten. Laut Website verschwinden über 70 Prozent der gestochenen Motive in unter zwei Jahren komplett. Günstiger sind die Tattoos deswegen nicht: Je nach Aufwand kosten sie zwischen 195 und 550 Dollar (etwa 180 bis 510 Franken).
Bisher gibt es Studios mit der speziellen Tinte nur in den USA. Wir haben mit Yasna Ishaque, Tattoo Artist und Inhaberin des Zürcher Tattoo Ateliers Vergiss Mein Nicht über den Trend gesprochen – und was er für Probleme mit sich bringt.

Yasna Ishaque ist Tattoo Artist und Inhaberin des Zürcher Tattoo Ateliers Vergiss Mein Nicht.
vergiss-mein-nicht-tattooatelier.chWie zuverlässig ist das Versprechen, dass sich ein Tattoo nach einem Jahr komplett auflöst?
Man hat bereits vor zehn Jahren versucht, solche Tattoos zu stechen. Damals noch mit Tinte, die sonst für Permanent Make-up verwendet wird. Die verblasst schneller und muss nachgestochen werden. Wer sich allerdings ein Tattoo damit hat machen lassen, hat heute mit grosser Wahrscheinlichkeit immer noch einen verschwommenen Fleck auf der Haut. Ich kenne niemanden, der es ausprobiert hat, bei dem es ganz weggegangen ist.
Ist die Technik heute besser?
Das kommt darauf an: Ich kenne Tätowierer und Tätowiererinnen, die mit ganz hellem Grau und sehr fein arbeiten. Solche Motive können in fünf Jahren schon fast verschwunden sein. Ganz weg sind aber auch die nie. Mit der Ephemeral Tinte, die heute in den USA auf dem Markt ist, habe ich selber bisher keine Erfahrungen gemacht. Selbst wenn sie funktionieren würde, müsste man jetzt aber noch einige Jahre warten, um zu sehen, ob das Versprechen für alle Kundinnen und Kunden funktioniert.
Wie hältst du es mit Tattoos?
Wo siehst du weitere Probleme?
Es gibt zwei: Einerseits sind viele der Motive, die gestochen werden und wieder verblassen sollen, sehr klein und fein. Wenn die Tinte wirklich mit der Zeit vom Körper abgebaut wird, sehen solche Tattoos schon nach wenigen Wochen nicht mehr schön aus – man läuft dann einfach noch fast ein Jahr mit einem verschwommenen, ineinander verlaufenden Motiv herum. Ich vertrete die Einstellung, nur so fein zu stechen, dass es auch in einem oder zwei Jahren noch schön aussieht, denn dann bleibt das auch so.
Lieber wählt man ein Motiv, das einem auch in Jahren noch gefällt – oder lässt es eben ganz.
Andererseits kann das Versprechen mit dem Verblassen kaum eingehalten werden, wenn breite, tiefschwarze Linien gestochen werden. Dazu kommt es auf die Einzelperson an, die das Tattoo bekommt: Manche Menschen haben Haut, die die Tattoofarbe sehr schlecht aufnimmt, andere wiederum sehr gut. Wie lange etwas hält, ist daher schwer zu sagen. Lieber wählt man ein Motiv, das einem auch in Jahren noch gefällt – oder lässt es eben ganz.
Gibt es gesundheitliche Risiken?
Insofern die verwendete Tinte als sicher getestet wurde und die Person, die das Motiv sticht, sauber arbeitet, sind die Risiken die gleichen wie in jedem anderen Tattoo-Studio. Bei neuen Produkten auf dem Markt ist das immer eine Frage und zeigt sich erst mit der Zeit. Hierzulande gibt es sehr strenge Richtlinien – wenn die Farbe also in der Schweiz zugelassen wird, muss man sich keine Sorgen machen.
Wie ist deine persönliche Meinung zum Trend?
Ein Tattoo sollte gut überlegt sein und ist fürs ganze Leben gemacht. Die Einstellung, ein Motiv nach einiger Zeit wieder zu verlieren oder weglasern zu lassen, erinnert an vergängliche Mode, so wie viele es heute mit Kleidung handhaben. Eine Saison tragen, dann weg damit. Dahinter kann ich nicht stehen.
Wie stehst du zu Tattoos, die wieder verschwinden sollen?