Gesuch gestelltBündner wollen 27 Wölfe schiessen – «Ausrottung ist erschreckend»
Der Kanton Graubünden hat beim Bund ein umfangreiches Gesuch zur Wolfsregulierung eingereicht. Es sollen ganze Rudel verschwinden.
Darum gehts
Der Bundesrat hat vor rund einer Woche den präventiven Abschuss von Wölfen mit dem revidierten Jagdgesetz ermöglicht.
Der Kanton Graubünden hat nun ein Gesuch um die Bewilligung zum Abschuss von weiteren 27 Wölfen beim Bund eingereicht.
Vier Rudel sollen komplett verschwinden, zwei weitere sollen verkleinert werden.
Die Gruppe Wolf Schweiz ist darüber empört.
Bundesrat Albert Rösti verkündete vor knapp einer Woche einen Paradigmenwechsel bezüglich des Umgangs mit dem Wolf an: Künftig können ganze Rudel präventiv erlegt werden. Nun reagiert der Kanton Graubünden und stellt beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) ein Gesuch zum Abschuss von weiteren 27 Wölfen. «Der Kanton beantragt die Bewilligung für eine vollständige Entnahme der Wolfsrudel Stagias, Vorab, Beverin und Lenzerhorn», heisst es in der Medienmitteilung des Kantons. Bereits bewilligt sind 17 Abschüsse von Jungwölfen der Rudel Valgronda, Stagias, Vorab, Moesola und Lenzerhorn. Zusammengezählt wären das 44 Tiere, sollte der Bund das Gesuch vollumfänglich gutheissen.
Das umfangreiche Gesuch begründet der Kanton damit, dass er Konflikte in Problemgebieten mit verhaltensauffälligen Wölfen gegenüber Menschen und Nutztieren effizient minimieren will. «Diese Entnahmen sollen in erster Linie bezwecken, die nachgewiesenen Angriffe auf Rinder durch die Wolfsrudel Stagias und Vorab sowie die wiederholte Überwindung von Herdenschutzmassnahmen durch die Wolfsrudel Beverin und Lenzerhorn für die kommende Weidesaison zu verhindern», so der Kanton. Die vier Rudel sollen aufgelöst werden.
Positiver Einfluss von Wolf ignoriert
David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz, ist über das Gesuch des Kantons gar nicht erfreut: «Dass der Kanton Graubünden den Wolf insbesondere in der Surselva weitgehend ausrotten will, ist erschreckend.» Auch in dieser Region gebe es nach wie vor viel zu viele Rothirsche und die Wälder sind entsprechend stark beeinträchtigt. «Mit dem Vorgehen ignoriert der Kanton den positiven Einfluss des Wolfes auf den Wald komplett», teilt Gerke schriftlich mit.
In Herdenschutz investieren
Gerke weist darauf hin, dass der Herdenschutz ohne Alternative sei. «Die Landwirtschaft gewinnt nichts durch den Abschuss von ganzen Rudeln, da umgehend neue Wölfe zuwandern und auch Schäden verursachen werden, wenn der Herdenschutz fehlt.» Ein gut erzogenes Rudel sei für die Landwirtschaft weitaus besser als ein rudelfreies Gebiet. Gerke fordert daher, dass der Herdenschutz weiter ausgebaut wird. «Der Bund muss dazu die notwendigen Finanzmittel zusprechen.»
Der Kanton will ganze Rudel beseitigen. Ist das übertrieben?
In Disentis GR wurde 2021 erstmals ein Wolf in Siedlungsnähe gesichtet.
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