Kanton sagt Nein zu islamischem Chindsgi

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AbgelehntKanton sagt Nein zu islamischem Chindsgi

Der Verein al Huda wollte in Volketswil ZH den schweizweit ersten islamischen Kindergarten aufbauen – das kantonale Volksschulamt lehnt das Gesuch jedoch ab.

von
som
Der Kanton will keinen islamischen Kindergarten in Volkeswil - beim Verein «al Huda» ist man zutiefst enttäuscht (Symbolbild).

Der Kanton will keinen islamischen Kindergarten in Volkeswil - beim Verein «al Huda» ist man zutiefst enttäuscht (Symbolbild).

Kinder sollen auch ausser Haus islamisch erzogen werden, es soll Arabisch und Koran gelehrt sowie der Zusammenhalt der islamischen Gemeinschaft gestärkt werden – diese Ziele verfolgt der Verein ��al Huda. Damit diese auch umgesetzt werden, sollten 25 Kinder ab Sommer in Volketswil ZH in den schweizweit ersten islamischen Chindsgi gehen. Die Bewilligung beim kantonalen Volksschulamt hat der Verein kürzlich eingereicht.

Dieses gibt dem Vorhaben jedoch keine Chance, da zwischen der Trägerschaft des Kindergartens und dem Verein Islamischer Zentralrat (IZRS) eine Verbindung bestünde: «Aufgrund der Zielsetzungen des Zentralrates besteht die Gefahr, dass den Kindern einseitig Werte vermittelt werden, die mit den Leitsätzen der Volksschule – wie Toleranz, Offenheit und Dialogfähigkeit – nicht vereinbar sind», schreibt das Volksschulamt in einer Mitteilung vom Dienstag. Damit bestünde ein Widerspruch zum Volksschulgesetz: «Zudem gibt es erhebliche Zweifel, ob der geplante Kindergarten die Ziele des zürcherischen Lehrplans erfüllen kann.»

Al Huda erwägt, Entscheid anzufechten

Laut Konzept des Kindergartens, so schreibt das Volksschulamt, bildet das religiöse Wissen die Basis für alles, was die Kinder später lernen und erleben werden: «Dies geht über das Setzen von Schwerpunkten religiöser oder konfessioneller Art hinaus, wie es die Volksschulverordnung Privatschulen grundsätzlich ermöglicht.» Der Entscheid des Volksschulamtes ist nicht rechtskräftig und kann beim Regierungsrat des Kantons Zürich angefochten werden.

Beim Verein Al Huda fühlt man sich sehr betroffen und will den Entscheid juristisch überprüfen lassen, wie der Vorstand bekannt gibt. Allenfalls will er den Rechtsweg beschreiten. «Auch den Schweizer Muslimen sollte das Recht zustehen, private Kindergärten und Schulen zu betreiben, genauso wie es die anderen Religionsgemeinschaften schon seit Jahren praktizieren dürfen», schreibt der Vorstand in einer Stellungnahme: «Dass wir einen islamischen Kindergarten betreiben wollen, heisst nicht, dass wir trotz religiöser Ausrichtung nicht Teil unserer weltoffenen und toleranten Gesellschaft sind.»

«Islamischer Kindergarten würde Integrationsmassnahmen untergraben»

Hinter dem Entscheid stehen hingegen die fortschrittlichen Muslime, wie Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam sagt: «Ich bin der Meinung, dass sich ein Kindergarten nicht ausschliesslich an einer einzigen Religion orientieren soll - Kinder lernen Toleranz in der Begegnung und Auseinandersetzung mit Angehörigen anderer Religionen.» Der islamische Zentralrat sei eine kleine radikale Gruppierung, die der Mehrheit der Muslime in der Schweiz schade: «In Moscheen kann man bereits heute die Lektüre des Korans lernen.»

Froh über die Ablehnung ist auch der FDP-Kantonsrat Martin Farner. Im März reichte er mit drei Parteikollegen eine Anfrage beim Regierungsrat ein. Sie wollten von ihm wissen, wie er zum Kindergarten steht. Gegenüber 20 Minuten sagt er nun: «Alles andere wäre nicht nachvollziehbar gewesen.» Ein islamischer Kindergarten würde die ganzen Integrationsmassnahmen der letzten Jahre untergraben, so Farner: «Schliesslich ist es für die Integration das Beste, wenn die Kinder mit Schweizern aufwachsen – sonst entsteht eine Zweiklassen-Gesellschaft.» Farner glaubt allerdings, dass es weitere derartige Gesuche geben wird: «Wir werden deshalb mit Argusaugen beobachten, was in diese Richtung geplant wird.»

Interview mit Volksschulamtschef Martin Wendelspiess über Schulen mit religiösen Trägerschaften:

Herr Wendelspies, im Kanton Zürich führen viele religiöse Gruppierungen Schulen und Kindergärten. Warum wird das einer islamischen Glaubensgemeinschaft untersagt?

Martin Wendelspies: Tatsächlich gibt es einige Schule mit einer religiösen Trägerschaft. Die meisten erfüllen aber unseren Lehrplan. Die Religion spielt im Gegensatz zum islamischen Kindergarten eine untergeordnete Rolle. Momentan wird einzig in den orthodoxen jüdischen Schulen die Religion sehrstark gewichtet.

Warum werden diese Schule dann geduldet?

Das hat historische Ursachen. Diese Schule haben schon lange eine Bewilligung. Trotzdem sind wir schon vor Jahren mit diesen Schulen in Kontakt getreten, um über ihre Kriterien zu reden. Sie haben verschiedene Auflagen bekommen. Entscheidend ist: Die Religion darf nicht auf Kosten der weltlichen Fächer gehen. Wenn Privatschulen Auflagen nicht erfüllen, ist es als letzter Schritt möglich, dass wir einer solchen Schule die Bewilligung entziehen.

Würde der islamische Kindergarten eine Bewilligung erhalten, wenn er die Religion weniger stark gewichten würde?

Beim islamischen Kindergarten ist auch das Problem, dass sich die Ideologie des Trägervereins nur schwer mit den Grundsätzen der Volksschule vereinbaren lässt. Ich hätte nichts dagegen, wenn unser Entscheid angefochten würde– ein Gerichtsentscheid würde hier Klarheit bringen.

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