Zürcher Kantonspolizei fordert Einreisesperre für Martin Sellner

Aktualisiert

Kanton ZürichPolizei will Einreisesperre für Rechtsextremist aus Österreich

Der rechte Aktivist und Rechtsextremist Martin Sellner will im März in Zürich einen Vortrag über «Remigration» halten. Daraus könnte nun nichts werden – die Kantonspolizei fordert eine Einreisesperre für ihn.

Er will im März in die Schweiz kommen: Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner (35).
Sellner ist Chef der Identitären Bewegung Österreich. In Zürich will er einen Vortrag über die «Remigration» abhalten.
Eingeladen wurde er offenbar von der rechten Schweizer Gruppierung «Junge Tat».
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Er will im März in die Schweiz kommen: Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner (35).

IMAGO/Alex Halada

Darum gehts

  • Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner will im März einen Vortrag in Zürich halten. 

  • Organisiert wird die Veranstaltung allem Anschein nach von der Gruppierung «Junge Tat».

  • Die Kantonspolizei Zürich versucht dies nun zu verhindern – und fordert beim Bund eine Einreisesperre für Sellner.

Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner (35) soll im März in die Schweiz kommen. Das bestätigt er in einem Video auf X gleich selbst: «Deutschland will mich nicht, also komme ich einfach in die Schweiz.» An einer Veranstaltung in der Region Zürich soll er einen Vortrag über «Ethnische Wahl und Remigration» abhalten.

Eingeladen wurde der Remigrations-Aktivist (siehe Box) offenbar von der rechten Gruppierung «Junge Tat». Diese verbreitet auf Telegram und X einen Informationsflyer, auf dem Hinweise zur Anmeldung für den Vortrag zu finden sind.

Wer ist Martin Sellner?

Der 35-jährige Österreicher Martin Sellner ist in der rechten Szene bestens bekannt. Er fiel 2006 erstmals polizeilich auf, als er einen Hakenkreuz-Kleber an einer Synagoge nahe Wien anbrachte. In einem Interview mit dem Magazin «Zeit Campus» von 2017 bestätigte er, dass er bis 2011 Neonazi gewesen sei – dies nun aber als «Jugendsünde» bezeichne. Ab 2012 war er massgeblich an der Gründung der rechtsextremen «Identitären Bewegung» (IB) in Österreich beteiligt. Auch in der Schweiz gibt es einen aktiven Ableger der Gruppierung.

Die IB und Sellner propagieren, die völkische oder wahlweise europäische Kultur bewahren und vor einer angeblichen Bedrohung durch andere Ethnien verteidigen zu wollen. 2017 war die Gruppierung mit einem Boot auf dem Mittelmeer unterwegs, das die Aufschrift «Defend Europe» trug. Damit wollte sie Flüchtende daran hindern, nach Europa zu gelangen. Für Aufsehen sorgte auch eine Spende im Jahr 2018: Sellner hatte 1500 Euro von Brenton Tarrant erhalten – dieser beging knapp ein Jahr später einen Massenmord an 50 Personen im neuseeländischen Christchurch. Die österreichischen Behörden leiteten eine Untersuchung ein, stellten diese mangels Beweisen einer Verbindung zu Sellner später ein.

Polizei fordert Einreisesperre beim Bund

Doch die Kantonspolizei Zürich und das Fedpol haben Wind von der Sache bekommen – und sind nun aktiv geworden. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt am Freitag gegenüber 20 Minuten: Sie hat beim Bund eine Einreisesperre für Martin Sellner gefordert.

Das Fedpol bestätigt ebenfalls auf Anfrage, dass es mit den lokalen Sicherheits- und Bewilligungsbehörden im Austausch sei. Grundsätzlich könne das Fedpol Einreiseverbote verfügen, wenn eine Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit der Schweiz anzunehmen sei. «Zu einzelnen Personen oder allenfalls verfügten Fernhaltemassnahmen können wir uns aus rechtlichen Gründen nicht äussern», so Fedpol-Sprecher Patrick Jean.

Deutschland erwägt ebenfalls ein Einreiseverbot

Auch in Deutschland wird derzeit ein Einreiseverbot für Martin Sellner erwogen. Auslöser dafür war seine Teilnahme an einem Treffen in Potsdam im November, an dem unter anderem AFD- und Werteunion-Mitglieder teilnahmen. Das Treffen publik gemacht hat das investigative Medienhaus «Correctiv» – bei der Versammlung soll unter anderem über Pläne für die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland gesprochen worden sein. Also die in vor allem rechten Kreisen verbreitete Idee der «Remigration».

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