Geheime Aufnahme deckt Falschvorwurf in Vergewaltigungsfall auf

Publiziert

Kantonsgericht BLGeheime Aufnahme deckt Falschvorwurf in Vergewaltigungsfall auf

Eine Frau, die einen Mann fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt hat, erhält eine bedingte Freiheitsstrafe. Ob Falschanschuldigungen selten sind, ist unklar.

Das Urteil ist jetzt rechtskräftig: Eine Frau wurde wegen falscher Anschuldigung und versuchter Freiheitsberaubung schuldig gesprochen.
Sie hatte behauptet, ihr damaliger Ehemann habe sie vergewaltigt. Er hat sie daraufhin angeklagt.
Vor dem Strafgericht hat der Sohn der Verurteilten seinen früheren Stiefvater niedergeschlagen.
1 / 4

Das Urteil ist jetzt rechtskräftig: Eine Frau wurde wegen falscher Anschuldigung und versuchter Freiheitsberaubung schuldig gesprochen.

20min/Steve Last

Darum gehts

  • Ein Mann hat eine Frau verklagt, weil sie ihn fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt hat.

  • Das Urteil ist jetzt rechtskräftig.

  • Die Frau wurde wegen falscher Anschuldigung und versuchter Freiheitsberaubung schuldig gesprochen.

  • Wie häufig Falschanschuldigungen zu Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen sind, ist unklar.

Eine Frau behauptete, von ihrem früheren Ehemann vergewaltigt worden zu sein. Das stimmt jedoch nicht: So hat das Baselbieter Kantonsgericht geurteilt, nachdem der Mann die Frau wegen der Anschuldigung angeklagt hatte. Das Urteil ist jetzt rechtskräftig, wie der vorsitzende Richter gegenüber «OnlineReports» bestätigt.

Schon vor gut zwei Jahren hat das Baselbieter Strafgericht in erster Instanz befunden: Dem heute 58-Jährigen können keine Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder weitere Übergriffe nachgewiesen werden.

Heimliche Tonaufnahmen

Das Gericht stützte sich für das Urteil auf Tonaufnahmen, die der Mann heimlich und verbotenerweise gemacht hatte, als er von der Frau eingeladen wurde. An zwei Abenden sei es zu sexuellen Handlungen gekommen, die einvernehmlich gewesen seien. Das Gericht erkannte die heimlichen Aufzeichnungen als Beweismittel an, weil der Tatvorwurf schwer wiege. Die Frau habe mit ihrem Vorwurf in Kauf genommen, dass der Mann verhaftet werde.

Die jetzige Ex-Frau des Mannes wurde wegen falscher Anschuldigung und versuchter Freiheitsberaubung schuldig gesprochen und zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zehn Monaten sowie einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 60 Franken verurteilt. Sie meldete damals noch im Saal Berufung an.

Der Mann hatte heimlich und verbotenerweise Aufnahmen gemacht, die ihn nun vor der Falschanschuldigung retten. (Symbolbild)

Der Mann hatte heimlich und verbotenerweise Aufnahmen gemacht, die ihn nun vor der Falschanschuldigung retten. (Symbolbild)

Hauke-Christian Dittrich/dpa

Sohn rächte sich für verurteilte Mutter

Für Aufsehen sorgte nach der Verhandlung vor allem ein Ereignis: Der damals 18-jährige Sohn der Verurteilten rächte sich für das Urteil seiner Mutter. Er schlug vor dem Gericht in Muttenz seinen Ex-Stiefvater zu Boden.

Mittlerweile ist dieser Sohn selbst wegen mehrfacher Vergewaltigung verurteilt. Er hat eine dreijährige Freiheitsstrafe erhalten und wird anschliessend zehn Jahre des Landes verwiesen.

Wie oft kommt es zu Falschanschuldigungen?

Wie oft es falsche Anschuldigungen einer Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder anderer Übergriffe gibt, ist Gegenstand der Forschung. Eine europaweite Studie zeigt beispielsweise, dass der Anteil der Falschbeschuldigungen in Deutschland bei drei Prozent liegt. Allerdings wird die Studie auch für methodische Mängel kritisiert.

«Einerseits wissen wir, dass es eine relativ hohe Hemmschwelle für die Opfer gibt, sexuelle Vorfälle an die Ermittlungsbehörden zu melden», sagt der Forensiker Thomas Knecht zu 20 Minuten. Andererseits gebe es in kaum einem anderen Rechtsgebiet eine ähnlich hohe Anzahl an Falschanschuldigungen.

Sexualdelikte selten angezeigt

Sexualdelikte sind Straftaten, die selten angezeigt werden, das zeigt eine Studie vom Forschungsinstitut «gfs.bern». Laut der Studie können Gründe für das Nicht-Anzeigen eines Sexualdelikts beispielsweise Scham, ein Gefühl von Chancenlosigkeit und Ohnmacht sein oder Angst, dass Betroffenen nicht geglaubt wird.

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt