Ausbeutung in Saanen und Gstaad  – Kapo Bern legt mutmasslichen Menschenhändlern das Handwerk

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Ausbeutung in Saanen und GstaadKapo Bern legt mutmasslichen Menschenhändlern das Handwerk

Drei Personen werden beschuldigt, in Saanen und Gstaad serbische Frauen ohne Arbeitsbewilligung massiv ausgebeutet und genötigt zu haben. Eine Frau befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug.

von
sul
Unter anderem in Gstaad sollen serbische Reinigungskräfte unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen gelitten haben.
Die Frauen seien bis zu 17 Stunden pro Tag, teils wochenlang ohne freie Tage und zu Gehältern weit unter dem branchenüblichen Mindestlohn beschäftigt worden.
Zudem seien sie «in einfachen Wohngelegenheiten mit minimalen sanitären Einrichtungen, engen Platzverhältnissen und schlechten Schlafmöglichkeiten – Matratzen am Boden, Sofaliegen oder Sonnensessel – untergebracht» gewesen.
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Unter anderem in Gstaad sollen serbische Reinigungskräfte unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen gelitten haben.

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Darum gehts

Nach fast drei Jahren hat die Berner Kantonspolizei ihre Arbeiten im Rahmen eines Strafverfahrens wegen Menschenhandels abgeschlossen. Im Januar 2020 waren in Saanen und Gstaad (Gemeinde Saanen) bei einer gezielten Aktion drei tatverdächtige Personen und sieben mutmassliche Opfer der Ausbeutung angehalten worden. Im Zuge der weiteren Ermittlungen konnten insgesamt vierzig Frauen serbischer Herkunft im Alter zwischen 29 und 53 Jahren identifiziert und ausfindig gemacht werden, schreibt die Kapo. Sie waren ebenfalls «ohne Arbeitsbewilligung vorab mit Reinigungsarbeiten oder Kinderbetreuung zu Konditionen massiv unter den branchenüblichen Mindestgehältern beschäftigt worden», heisst es in der Mitteilung.

Die Ermittlungen erhärteten den Verdacht, dass eine 64-jährige Serbin, eine 43-jährige Schweizerin sowie ein 71-jähriger Serbe mutmasslich seit 2013 Frauen in Serbien angeworben und ins Land geholt hatten. Dies mit dem Versprechen einer einfach zu verrichtenden, gut entlohnten Arbeit und der Aussicht auf eine Arbeitsbewilligung in der Schweiz. Die Frauen seien bis zu 17 Stunden pro Tag, teils wochenlang ohne freie Tage und zu Gehältern weit unter dem branchenüblichen Mindestlohn beschäftigt worden. Zudem seien sie «in einfachen Wohngelegenheiten mit minimalen sanitären Einrichtungen, engen Platzverhältnissen und schlechten Schlafmöglichkeiten – Matratzen am Boden, Sofaliegen oder Sonnensessel – untergebracht» gewesen.

Mutmassliche Täter teilgeständig

Die Frauen seien in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt worden, schreibt die Kapo: «Gemäss Aussagen sahen sich die Frauen regelmässig Beschimpfungen, Erniedrigungen, Drohungen und einem massiven Druck ausgesetzt; daneben mussten sie auch zwischen ihren Arbeitseinsätzen ständig erreichbar sein.»

Die zwei mutmasslichen Täterinnen und der mutmassliche Täter sind teilgeständig, ihre Landsleute in der Schweiz illegal arbeiten gelassen zu haben. Die 64-jährige Serbin – eine der Haupttäterinnen – ist seit Ende Juni 2021 im vorzeitigen Strafvollzug. Die andere Haupttäterin, die 43-jährige Schweizerin, war Ende Januar 2020, der 71-jährige Serbe Ende Juni 2021 aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Auch sie werden sich vor der Justiz verantworten müssen.

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