Luzern: Katzenhalter lassen ihre Tiere zunehmend verwahrlosen

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LuzernKatzenhalter lassen ihre Tiere zunehmend verwahrlosen

Im Kanton Luzern leben viele Katzen in grossem Elend. Darum wünscht sich die Tierschutzorganisation Netap die Kastration von Tieren und Unterstützung durch die Politik.   

Panchito hat triefende und klebrige Augen. Auch diese Katze musste vom Tierarzt behandelt werden.  
Eine Katze, die von der Tierschutzorganisation Netap gerettet werden konnte. 
Unter anderem war das Fell der Katze völlig verfilzt. 
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Panchito hat triefende und klebrige Augen. Auch diese Katze musste vom Tierarzt behandelt werden.  

Network for Animal Protection (Netap) 

Darum gehts

  • Im Kanton Luzern nimmt das Katzenelend laut einer Tierschutzorganisation zu. 

  • 2021 gab die Organisation am meisten Geld zur Behandlung kranker Katzen aus dem Kanton Luzern aus. 

  • Die Organisation wünscht sich, dass die Politik das Leben und die Haltung der Tiere besser schützt. 

In Luzern sind immer mehr Katzen Fälle für den Tierschutz, weil sie vernachlässigt werden und sich niemand um sie kümmert, wenn sie krank sind. Diese Feststellung macht die Tierschutzorganisation Netap. «Wir haben den Eindruck, dass das Katzenelend in ländlichen Gebieten im Kanton Luzern sehr gross ist», sagt Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin. Ursprung des Elends seien Halter, die Tiere nicht kastrieren lassen. Durch die steigende Zahl an Katzen nehme auch die Zahl verwahrloster Büsis zu.

Diese Vorwürfe richtet Geisser an private Tierhalter wie auch Bauern. Aber: «Das Katzenelend geht nicht einfach auf das Konto der Landwirte, es gibt zahlreiche vorbildliche Bauern, die ihre Katzen kastrieren lassen.» Allerdings gebe es auch schwarze Schafe, die die freiwilligen Tierschutz-Helfer bei Einsätzen aufs Gröbste beschimpfen. «Die Arbeit an der Katzenschutz-Front ist sehr belastend. Wir sind ständig Wind und Wetter und leider eben auch Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt, vielleicht wollen deshalb nur wenige diese Freiwilligenarbeit ausführen.»

Kranke Katzen aus Luzern kosten Netap viel Geld 

Zahlen, wie viele Katzen im Kanton Luzern leben, hat Geisser nicht. Laut Umweltberatung Luzern leben in der Schweiz mehr als 1,5 Mio. Katzen. Hinzu kommen dürften wilde Büsis. Geisser sagt, dass Luzern im Jahr 2021 an der Spitze lag, wenn es darum ging, dass Netap für Behandlungen kranker Katzen in die Taschen greifen musste. An dritter Stelle lag Luzern bei der Anzahl von Kastrationen. Inakzeptabel ist es für Geisser, wenn ein Landwirt zwar die Hilfe der Tierschutzorganisation in Anspruch nehmen will, um Katzen kastrieren zu lassen, dann aber mit ein oder zwei Kätzinnen weiter für Nachwuchs sorgen will. «Solche Landwirte bekommen keine Unterstützung von uns, denn das ist nicht nachhaltig.» Katzen, die sich Leute während der Pandemie angeschafft haben und nun aussetzen, verschärfen das Problem.

Die Einschätzung, dass mehr Kastrationen sinnvoll sind, teilen der stellvertretende Kantonsarzt und der Luzerner Bauernverband laut der «Luzerner Zeitung» (Bezahlartikel). Noch weiter geht Stefan Heller, Geschäftsführer des kantonalen Bauernverbands: Er ist offen für eine Chip-Pflicht, wie es sie bei den Hunden gibt. Statt einer Kastrationspflicht könnte laut ihm ein Fonds zur Finanzierung von Kastrationen hilfreich sein.

Wir wünschen uns mehr Unterstützung von der Politik und vom Bauernverband.

Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin Network for Animal Protection Netap

Geisser macht zudem die Zunahme von kranken, älteren Katzen zu schaffen. «Es gibt Leute, die jahrelang eine Katze halten und wenn sie krank wird und die Behandlung Geld kostet, dann wollen sie ihr Tier abgeben.» Laut ihr öffnet sich die Schere zwischen Tierhaltern, die gut oder schlecht zu Haustieren schauen. «Der Mittelteil ist wie weggebrochen.» Die Tierschützerin wünscht sich, dass sich Menschen über Kosten informieren, bevor sie sich ein Büsi zulegen. Und: «Wir wünschen uns mehr Unterstützung von der Politik und vom Bauernverband.»

Im Tierheim an der Ron des Tierschutzes Luzern etwa gibts momentan keine freien Plätze für Katzen. «Dies ist aber auch darauf zurückzuführen, dass es nicht nur an weiteren Plätzen mangelt, sondern dass auch Fachpersonal in der Tierpflege fehlt», sagt Petra Roos, Betriebsleiterin des Tierheims.

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