Spaceys Outing«Keine Entschuldigung für die sexuelle Belästigung»
Auf den Vorwurf der sexuellen Belästigung reagiert Kevin Spacey mit einem Coming-out. Dafür wird er von Hollywood kritisiert.
In der Nacht auf Montag veröffentlichte BuzzFeed ein Interview mit «Star Trek: Discovery»-Darsteller Anthony Rapp. Darin beschuldigte der heute 46-jährige Schauspieler Hollywood-Grösse Kevin Spacey (58), ihn 1986 sexuell belästigt zu haben – als Rapp gerade mal 14 Jahre alt war.
Spacey entschuldigte sich daraufhin via Twitter für sein Verhalten, räumte aber ein, sich nicht an das Geschehene erinnern zu können. Anschliessend schrieb er: «Mein ganzes Leben habe ich Männer geliebt und romantische Beziehungen zu ihnen gepflegt – und jetzt habe ich beschlossen, als Schwuler zu leben.» Für dieses an eine Entschuldigung gekoppelte Coming-out wird der «House of Cards»-Star nun scharf kritisiert.
Empörung ...
«Nein. Einfach nein», schrieb der offen schwule Schauspieler und Moderator Billy Eichner (39, «Billy on the Street») zu Spaceys Statement.
Er fügte an: «Kevin Spacey hat gerade etwas erfunden, das es vorher nicht gegeben hat: einen schlechten Zeitpunkt für ein Coming-out.»
Der ebenfalls homosexuelle Kolumnist und LGBT-Aktivist Dan Savage (53) postete: «Egal, wie betrunken oder versteckt schwul man ist, es entschuldigt oder erklärt niemals den Angriff auf ein 14-jähriges Kind.»
Schauspielerin Rose McGowan (44), die eine entscheidende Rolle im Weinstein-Skandal spielt, erinnerte die Medien daran, sich auf das Opfer und nicht den Täter zu fokussieren. «Konzentriert euch auf Anthony Rapp. Seid die Stimme des Opfers!»
Die Konzentration einiger Medien auf Spaceys Outing beschäftigt auch Autorin und Transgender-Aktivistin Raquel Willis (26): «Die ganze Geschichte macht mir wieder mal bewusst, dass zu viele Leute Homosexualität schockierender finden als sexuelle Gewalt.»
... und Zynismus
Andere Twitter-Schwergewichte reagierten mit überspitztem Zynismus statt Empörung auf die Story – darunter Comedian Travon Free (32). «Anthony Rapp: ‹Kevin Spacey wollte mich vergewaltigen.› Die Medien: ‹Kevin, wie reagierst du darauf?› Spacey: ‹Ähm, ähm ... Hört mal alle zu: Ich bin schwul!›»
Autorin und Komikerin Lara Marie Schoenhals (33) thematisierte die bisherige Verschwiegenheit Spaceys zu seiner Sexualität. «Kevin Spacey: ‹Meine Sexualität geht euch alle nichts an.› Anthony Rapp: ‹Kevin Spacey hat mich angegriffen, als ich 14 war.› Kevin Spacey: ‹Ich bin schwul und stolz darauf!›»
«Charlie the Unicorn»-Macher Jason Steele abstrahiert das Thema, um auf die ungeschickte Kombination aus Entschuldigung und Coming-out anzuspielen: «Kevin Spacey erschlägt einen Mann mit einer Handorgel. Spacey: ‹Ihr habt die Gerüchte bestimmt vernommen. Sie stimmen. Ich bin tatsächlich ein Handörgeler.›»