Kiffen in Bern bald legal?

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Stadt BernKiffen in Bern bald legal?

Im neuen Leitbild spricht sich Bern für eine liberalere Hanfpolitik aus. Der Drogenkonsum bewegt sich weiterhin auf tiefen Stand. Zunehmen könnte die Konsumation von Crystal Meth.

Thomas Kohler
von
Thomas Kohler
Wie in Denver könnten auch bald in Bern Cannabis-Clubs Realität werden.

Wie in Denver könnten auch bald in Bern Cannabis-Clubs Realität werden.

«Es ist uns gelungen, den Drogenkonsum in der Stadt Bern auf tiefem Niveau zu halten», sagt Gemeinderätin Franziska Teuscher anlässlich der Pressekonferenz im Kocherpark zur Suchtpolitik der Stadt Bern. Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Vor rund zwanzig Jahren hielten sich noch zwischen 150 und 600 Drogenabhängige im zentralen Park auf. «Heute finden wir eine ganz andere Situation vor», sagt die Gemeinderätin der Grünen, «die Probleme konnten dank hart erkämpften Massnahmen massiv verringert werden.»

Was der Stadt aber vermehrt Sorge bereitet, ist der Anstieg von Methamphetaminen. Die Kantonspolizei Bern geht davon aus, dass der Konsum in naher Zukunft zunehmen könnte. Ausserdem scheinen Handel und Konsum von Crystal Meth im Raum Bern laut Kapo höher zu sein als bisher angenommen. Die Droge, um die sich auch die Serie «Breaking Bad» dreht, stamme dabei vorwiegend aus Tschechien und gelange via Deutschland in die Schweiz.

Bern für «Legalize it!»

Im Bereich des Cannabis-Konsums will die Stadt Bern künftig eine Pionierrolle einnehmen: Sie hat sich deshalb dem städteübergreifenden Pilotprojekt angeschlossen, das sogenannte «Cannabis-Clubs» vorsieht. Dort können registrierte Mitglieder Hanf von lizenzierten Anbauern beziehen. Die Stadt Bern hofft, in ein bis zwei Jahren die kontrollierte Cannabisabgabe testen zu können. Dieses Vorhaben verankerte die Stadt in neuen Sucht-Leitbild.

«Der Konsum von Cannabis ist in der Schweiz weit verbreitet. Vor dieser Tatsache darf man nicht die Augen verschliessen», sagt Teuscher. Die meisten Konsumenten hätten wegen ihres Konsums keine gesundheitlichen Einschränkungen, nur ein geringer Teil konsumiere problematisch, ergänzt sie.

Hauptsächlich erwachsene «Komasäufer»

Nicht so tolerant zeigt sich die Stadt hingegen im Kampf gegen die Rauschtrinker. Dort herrscht gemäss Teuscher Handlungsbedarf: «Wir wissen alle, dass übermässiger Alkoholkonsum ein Auslöser für viele Probleme ist», sagt die Gemeinderätin. Die Stadt Bern will nun auf kantonaler Ebene unteranderem mit einem Alkoholverkaufsverbot ab 20 Uhr und Prävention gegen die einfache Verfügbarkeit von Alkohol ankämpfen.

Dass es sich bei den Komasäufern aber vor allem um Jugendliche handelt, stimmt gemäss Regula Müller, Leiterin der Koordinationsstelle Sucht, nicht: «Die grosse Mehrheit der Rauschtrinker ist erwachsen. 2010 waren 90 Prozent der Personen, die in der Schweiz wegen einer Alkoholvergiftung hospitalisiert wurden, über 23 Jahre alt», sagt Müller.

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