Pratteln BLKind nach Kontakt mit Giftraupe im Spital
Raupen der Gespinstmotten und Eichenprozessionsspinner verwandeln momentan Büsche und Bäume in Kulissen wie aus einem Horrorfilm. Und sie können auch gefährlich sein.
Am Donnerstag meldete eine Userin auf Facebook, dass mehrere Kinder einer Kindergartengruppe beim Spaziergang im Prattler Wald am Vita Parcours mit giftigen Eichenprozessionsspinnern in Kontakt gekommen sind. «Mein Göttibub liegt mit massivem Hautausschlag im Kinderspital», schreibt sie.
«Eichenprozessionsspinner können mit ihren Brennhaaren lokale Reaktionen wie Juckreiz, Verbrennungen oder Nesselfieber auslösen, ähnlich einem Wespenstich», erklärt Ueli Meier, Leiter des Amts für Wald beider Basel. «Im Normalfall sollten die Symptome nach kurzer Zeit abklingen; bei grösseren betroffenen Hautflächen oder einer übermässigen Reaktion sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden», sagt er.
Harmlos, aber weitaus häufiger anzutreffen sind die Raupen der Gespinstmotten. Generell sollte man sich laut Meier auch von diesen fernhalten, weil Kindern der Unterschied zwischen den harmlosen und den giftigen Raupen nicht zu vermitteln sei.
«Betroffene Stellen mit kaltem Wasser abwaschen»
Da sich die haarigen Prozessionsspinner ihre kompakten Nester zumeist auf grossen Eichen bauen, seien sie eher selten auszumachen. Befänden sie sich aber in Menschennähe wie zum Beispiel in einem Park oder bei einem Schwimmbad, müssen sie laut Meier fachgerecht von der Feuerwehr entfernt werden.
«Kommt es zu einer Berührung mit den Brennhaaren, sollten die betroffenen Stellen mit kaltem Wasser gründlich abgewaschen sowie die Kleidung gewechselt werden», erklärt der Kantonsforstingenieur. Gefahr lauere auch in der Luft, etwa wenn die Härchen eingeatmet werden und mit Schleimhäuten in Kontakt kommen.
«In diesem Jahr haben wir 14 Anfragen wegen Expositionen mit Eichenprozessionsspinnern erhalten, was nicht auffällig viel ist», weiss Katharina Schenk-Jäger vom Institut Tox-Info-Suisse. Zudem würden die Meldungen regional sehr stark variieren. In den beiden Basel gab es laut Meier bislang keine Meldungen über Zwischenfälle mit den giftigen Raupen. Allerdings sind diese auch nicht meldepflichtig.
«Eklig, aber harmlos»
Für die optische Umgestaltung der Landschaft sind vor allem die Raupen der Gespinstmotten verantwortlich. «Momentan ist fast jedes Pfaffenhütchen betroffen», bestätigt Biologe Stefan Birrer. Darum würden die Sträucher dieses Jahr auch statt grün grau daherkommen. «Es sieht in der Tat ein bisschen eklig aus, weil sie sich auch abseilen, aber gefährlich sind sie nicht», sagt Birrer.
Warum die Raupen dieses Jahr vermehrt auftreten, kann der Biologe nur vermuten: «Vielleicht wegen des guten Wetters oder aber auch, weil sie momentan weniger Feinde haben.» Gefährlich würden sie dem Menschen aber nicht.

Warum heisst die Raupe bloss Eichenprozessionssspinner?
Der ellenlange Name ist eine Zusammensetzung aus drei Teilen:
- Eichen kommt davon, dass sich das Tier auf Eichen aufhält
- Prozession steht für das gesellige Leben, das die Raupe führt. Sie geht in einer Gruppe von rund 30 Artgenossen im Gänsemarsch, oder eben in einer Prozession, auf Nahrungsssuche
- Spinner erklärt die Familie, zu der die Raupe gehört. Sie ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Zahnspinner. (tab)