Gute Taten: «Man sollte den Kindern ein Vorbild sein»

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KindererziehungGute Taten: «Man sollte den Kindern ein Vorbild sein»

Im Bus Älteren den Platz anbieten oder Schnecken vom Gehsteig retten: Die 20-Minuten-Community erzählt, wie sie ihren Kindern beibringt, eine gute Tat zu vollbringen. Eine Erziehungswissenschaftlerin erklärt die Theorie dazu.

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Darum gehts

  • Der «Tag der guten Tat» steht wieder vor der Tür: Ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, welche guten Taten man im Alltag vollbringt.

  • Leserinnen und Leser erzählen, wie sie ihren Kindern beibringen, auch Gutes zu tun.

  • Die meisten sind sich einig: «Man sollte den Kindern ein Vorbild sein.»

  • Im Interview erklärt eine Erziehungswissenschaftlerin, wie Kinder moralische Kompetenzen entwickeln.

Unzählige Schweizer Vereine, Unternehmen, Promis und Privatpersonen aus allen Teilen des Landes feiern schon bald den «Tag der guten Tat». Es geht darum, durch Hilfsbereitschaft, selbstlose Akte und kleine Gesten zu beweisen, dass gemeinsames Achten auf unsere Mitmenschen und Umwelt wirklich Grosses bewirken kann.

Selbst die Kleinsten unter uns können Gutes tun. Wie? Das wollten wir von den Leserinnen und Lesern der Community wissen. Wie sie ihren Kindern beibringen, gute Taten in ihren Alltag einzubringen, kannst du hier nachlesen. Weitere Beispiele findest du oben in der Textbildstrecke.

«Anderen auf Augenhöhe begegnen»

Für die 37-jährige Tanja ist klar: vorleben. So schreibt sie: «Es geht nicht nur um eine gute Tat, sondern darum, wer man selbst sein will, nämlich ein guter Mensch.» Sie zählt auch einige Beispiele auf: «Es fängt beim Schnecken- und Würmliretten auf dem Weg an, damit, im Tram den Platz für Leute freizugeben, die diesen dringender brauchen, der Kassiererin mit Höflichkeit zu begegnen und einander zuzuhören und einander ehrlich, respektvoll und auf Augenhöhe zu begegnen.»

Vollbringst du jeden Tag eine gute Tat?

«Die Leute sind sehr dankbar und das ermutigt einen für die Zukunft»

Auch Marc* (50) ermutigt seine Kinder in Alltagssituationen, eine gute Tat zu erbringen. Wie das konkret aussieht, hat er auch geschrieben: «Zum Beispiel einem blinden Mann die Nummer des Trams sagen, einer älteren Dame den Sitzplatz anbieten, jemanden an der Kasse mit nur einem Produkt vorlassen, jemandem beim Aussteigen mit einem Kinderwagen oder einem schweren Koffer helfen etc. Die Leute sind sehr dankbar und das ermutigt einen für die Zukunft.»

«Lasse dem Kind Zeit in seiner Entwicklung»

Die 32-jährige Eva teilt ihre Erfahrungen: «Zwei Dinge sind eher kontraproduktiv – das Kind dazu drängen und es bewertend loben. Je mehr sich ein Kind gedrängt fühlt zu teilen, desto weniger wird es dies freiwillig tun. Freiwillig etwas Gutes zu tun, aktiviert dagegen im Gehirn das Belohnungssystem.» Um das zu erreichen, mache sie drei Dinge: «Ich lebe meine Werte vor, ich lasse dem Kind Zeit in seiner Entwicklung und wenn das Kind etwas Gutes tut, bedanke ich mich von Herzen und zeige ihm auf, welchen Nutzen seine Tat für mich oder jemand anderes hatte.»

*Name der Redaktion bekannt.

Doch wie genau entwickeln Kinder moralische Kompetenzen? Wir haben mit der Erziehungswissenschaftlerin Miriam Löffler über genau diese Frage gesprochen. Lies hier nun das Interview.

Wie werden Kinder zu einem guten Menschen?

Miriam Löffler, Erziehungswissenschaftlerin, spricht im Interview darüber, wie Kinder moralische Kompetenzen entwickeln.

Miriam Löffler, Erziehungswissenschaftlerin, spricht im Interview darüber, wie Kinder moralische Kompetenzen entwickeln.

Privat

20 Minuten: Können Kinder einschätzen, wer ein «guter Mensch» ist?

Miriam Löffler: Kinder haben schon früh einen gut geeichten moralischen Kompass und ordnen das Verhalten ihrer Mitmenschen entsprechend ein. Was «gut» und was «schlecht» ist, hängt zudem stark vom Entwicklungskontext der Kinder ab. Was einen «guten Menschen» ausmacht, kann Verschiedenes bedeuten, je nachdem, wo auf der Welt, in welcher Kultur oder Familie Kinder aufwachsen.

Reicht es aus, einem Kind einfach nur zu sagen «sei ein guter Mensch»?

Nein, es ist wichtig, einem Kind auch zu erklären, was das bedeutet und wie man sich entsprechend verhalten kann. Durch Erklärungen und das eigene Vorleben entwickeln Kinder ein Verständnis dafür, was «gut» und was «schlecht» ist.

Oft lernen Kinder als Erstes, «Bitte» und «Danke» zu sagen. Doch bringt das was?

Wir haben uns in unserer Gesellschaft darauf geeinigt, dass Höflichkeitsformen wie «Bitte» und «Danke» Wertschätzung gegenüber anderen ausdrücken. Durch den Gebrauch dieser lernen Kinder, achtsam und respektvoll mit ihren Mitmenschen umzugehen.

Wie kann ich einem Kind Hilfsbereitschaft beibringen?

Kinder zeigen bereits im zweiten Lebensjahr Hilfeverhalten. Daher kann man dieses schon mit Kleinkindern durch gemeinsame Aktivitäten fördern, etwa den Tisch zu decken, Müll zu trennen oder im Garten Blumen zu giessen. So entwickeln sie ein Verantwortungsgefühl und Hilfsbereitschaft.

Welche Rituale empfehlen Sie Eltern, um möglichst einen guten Menschen heranwachsen zu lassen?

Ein Ritual könnte sein, mit Kindern ihre Gefühle und Verhaltensweisen zu reflektieren. Zum Beispiel können Eltern fragen: «Wann hast du dich heute gut gefühlt? Was hat dieses Gefühl ausgelöst? Gab es heute ein Erlebnis, das nicht so schön war für dich?» Dieses Ritual stärkt die Selbstwahrnehmung des Kindes.

Der «Tag der guten Tat» ist eine Initiative von Coop.

Gemeinsam Gutes tun!

Unter diesem Motto vollbringen wir rund um den 25. Mai gemeinsam in allen Landesteilen der Schweiz gute Taten. Plane auch du entweder allein, mit deiner Familie, deinen Freundinnen und Freunden oder deinem Verein eine gemeinnützige Aktivität und teilt euer Engagement mit dem Hashtag #TagDerGutenTat auf Instagram, Tiktok, Facebook oder Twitter! Alle geteilten Inhalte sowie weitere Informationen zum «Tag der guten Tat» findest du hier: Tag-der-guten-tat.ch.

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