Leihmutterschaft«Kinderwunsch ist auch bei Schwulen legitim»
Viele schwule Paare erfüllen sich ihren Kinderwunsch durch eine Leihmutterschaft. Micha Bollag von Swissgaydad will Vorurteile abbauen.
Herr Bollag*, David Karasek und sein Partner haben sich ihren Kinderwunsch mit einer Leihmutterschaft erfüllt. Das scheint es bei Schwulen immer häufiger zu geben.
Diese Einschätzung teilen wir. Bis vor wenigen Jahren war es für Schwule praktisch unmöglich, eine Familie zu gründen. Durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und dem Vorleben unserer Familien sollen unter anderem Schwule sehen, dass es legitim ist, einen Kinderwunsch zu haben und diesen umsetzen zu können. Heterosexuelle Paare in der Schweiz erfüllen sich diesen ebenfalls durch Leihmutterschaft.
Leihmutterschaften sind in der Schweiz verboten und stehen in der Kritik, etwa dass die Frau ausgebeutet wird.
Der Austausch mit einer Leihmutter baut Vorurteile ab. Man erlebt, dass es eine Herzensangelegenheit dieser Frauen ist, kinderlosen Paaren den Kinderwunsch zu erfüllen. Ein Single oder ein Paar entscheidet, dass sie versuchen wollen, ein Kind durch Leihmutterschaft zu kriegen. Wenn alles gut geht, wird aufgrund dessen nach einem langen Prozess ein Wunschkind geboren. Ohne dieses Paar wäre das Kind nicht auf der Welt, das Kind wurde niemandem weggenommen.
Wäre eine Adoption oder eine Co-Elternschaft mit befreundeten Frauen für Schwule eine Option?
Eine Co-Elternschaft kommt für viele Schwule nicht in Frage, weil sie etwa rechtlich benachteiligt sind. Und Kinder zu adoptieren, ist in der Schweiz für schwule Paare leider verboten. Das wird sich ändern, sofern die Initiative «Ehe für alle» angenommen wird. Ausnahme ist die Stiefkindadoption, die seit Januar 2018 in der Schweiz möglich ist.
Was muss man bei einer Leihmutterschaft beachten?
Der Prozess muss durch eine Agentur koordiniert sein. Der persönliche Kontakt sollte ausschlaggebend sein, mit wem man sich auf diese Reise macht. Das Ende ist offen, dem muss man sich bewusst sein. Seriöse Agenturen gibt es zum Beispiel in den USA. Die Kosten liegen dort zwischen 110'000 und 250'000 Franken. Es gibt eine Organisation in den USA, die weniger Privilegierte finanziell unterstützt.
Sie haben selbst den Weg der Leihmutterschaft gewählt. Wie hat Ihr Umfeld reagiert?
Unser Umfeld hat sich über unsere Zwillinge gefreut. Vielen hat die Tatsache die Augen geöffnet, dass die Leihmutter nicht die biologische Mutter ist. Das zu kommunizieren, erachte ich als wichtig.
Brauchen Kinder nicht eine Mutter und einen Vater?
Das Familienbild von Mutter und Vater ist nur eine Möglichkeit. Kinder brauchen liebende Eltern. Entscheidend für die Entwicklung ist die liebevolle Beziehung, was durch viele Studien belegt ist.
*Micha Bollag ist Gründer von Swissgaydad. Das ist ein Netzwerk schwuler Männer mit Kinderwunsch oder mit Kindern.
Eine Leihmutter erzählt auf www.swissgaydad.org