Diese Kinderzeichnungen gehen unter die Haut

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Syrien-KriegDiese Kinderzeichnungen gehen unter die Haut

Syrische Kinder verarbeiten ihre traumatischen Kriegserfahrungen in Zeichnungen. Diese machen betroffen.

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daw/jk
Diese beiden Bilder stammen von Azzam (10), der seinen Bruder und seine Mutter im Krieg verloren hat. Zu Beginn der Therapie zeichnete er immer wieder seinen toten Bruder, bombardierte Häuser und brennende Häuser. «Das Bild zeigt elementare Bedrohung und Verstörung. Zwei Menschen, die Kinder schützend im Arm halten. Die kleine, überlagerte Figur oben links ist möglicherweise die Erinnerung an den Bruder», sagt Maltherapeutin Irena Degunda.
Dem 10-jährigen Azzam geht es heute besser. Er lebt zusammen mit seinen drei Geschwistern bei seiner SOS-Mutter, wird liebevoll betreut und besucht die Schule.
Heute malt er positiver: Das Bild soll den Wiederaufbau in Aleppo zeigen.
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Diese beiden Bilder stammen von Azzam (10), der seinen Bruder und seine Mutter im Krieg verloren hat. Zu Beginn der Therapie zeichnete er immer wieder seinen toten Bruder, bombardierte Häuser und brennende Häuser. «Das Bild zeigt elementare Bedrohung und Verstörung. Zwei Menschen, die Kinder schützend im Arm halten. Die kleine, überlagerte Figur oben links ist möglicherweise die Erinnerung an den Bruder», sagt Maltherapeutin Irena Degunda.

SOS-Kinderdorf

Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg, Frieden ist nach der jüngsten Eskalation im Norden des Landes nicht in Sicht. Darunter leiden speziell die Kinder, die schlimme Dinge mitansehen müssen. Vom Schrecken des Krieges zeugen auch die Zeichnungen der Kinder, die im Rahmen einer Trauma-Zeichentherapie im SOS-Kinderdorf Saboura in Syrien entstanden sind. Darin verarbeiten die Kinder schlimme Kriegserfahrungen.

Azzam (10) etwa hat im Krieg seinen Bruder und seine Mutter verloren. Der Bub zeichnete, um zu vergessen: Immer wieder malte er seinen toten Bruder, bombardierte Häuser und brennende Autos. Nicht minder unter die Haut gehen die Zeichnungen von Nada (11), Rema (9) und Baraa (8) (siehe Bildstrecke oben).

«Der Horror meisselt sich ins Herz des Betrachters»

«Es sind sehr eindrückliche, berührende Bilder von Bedrohung, Gewalt und Verstörung», sagt die Maltherapeutin Irena Degunda. Hoffnungsvoll stimme, dass die Kindern die Möglichkeit ergreifen würden, das Erlebte in den Zeichnungen auszudrücken. Die Gräuel des Krieges seien in den Bildern unübersehbar: «Feuer, Explosionen, Bomben, Vernichtung, Enthauptung und weinende Menschen. Der Horror meisselt sich durch die wenigen Striche ins Herz des Betrachters.»

«Die Kinder können sich den Bezugspersonen anvertrauen»

Heute zeichnen die Kinder auch wieder hoffnungsvollere Bilder: So will Azzam Ingenieur werden. Seinen Traum hat er in ein Bild übersetzt. Darin baut er zusammen mit Bauarbeitern die zerstörten Häuser in Aleppo wieder auf.

Positiv stimmen solche Bilder Derya Kilic, die bei SOS-Kinderdorf Schweiz für den Bereich Digital & Marketing zuständig ist: «Die Kinder, die zum Teil nichts anderes als Krieg und Vernichtung kennen, können sich den Bezugsperson anvertrauen und über Vergangenes sprechen. Das zeigt, wie fortschrittlich unsere Arbeit ist.» Beeindruckend sei, wie sich die Mitarbeiter auch von Rückschlägen in der Therapie nicht entmutigen liessen.

«Schlussendlich ist das Ziel unserer Arbeit, den Kindern eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Und dafür bin ich allen Beteiligten in diesem Heilungsprozess unendlich dankbar.»

Trauma-Zeichentherapie

SOS-Kinderdorf hilft Kindern vor Ort zusammen mit psychologische Unterstützung bei der Bewältigung ihres Kriegstraumas. Hier kannst du das Projekt unterstützen.

SOS-Kinderdorf hilft Kindern vor Ort zusammen mit psychologische Unterstützung bei der Bewältigung ihres Kriegstraumas. Hier kannst du das Projekt unterstützen.

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