Könizbergwald-Mord: Prozessauftakt im Fall E. (8)

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Kindsmord KönizbergwaldMutter bestreitet Mord – Berufungsprozess startet am Montag

Nach der Verurteilung zu lebenslanger Haft im Juni 2024 geht M.A. in Berufung. Am Montag startet der neue Prozess.

Im Februar 2022 wurde die achtjährige E. tot im Könizbergwald aufgefunden – ihre Mutter M.A. wurde als Täterin verurteilt.
M.A. bestreitet die Tat, sieht sich als Justizopfer und weist auf Widersprüche in der Beweisführung hin – dies alles in einem Podcast der «Zeit».
M.A. geht in Berufung – am 17. März beginnt der neue Prozess.
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Im Februar 2022 wurde die achtjährige E. tot im Könizbergwald aufgefunden – ihre Mutter M.A. wurde als Täterin verurteilt.

Tamedia/Jürg Spori

Darum gehts

  • Im Februar 2022 wurde die achtjährige E. tot im Könizbergwald gefunden. Ihre Mutter M.A. wurde als Täterin verurteilt.

  • M.A. bestreitet die Tat und geht in Berufung. Der neue Prozess startet am 17. März.

  • Die Verteidigung kritisiert die Beweisführung und fordert eine genauere Untersuchung der DNA-Spuren.

  • M.A. äussert sich im Podcast «Elena» und sieht sich als Opfer eines Justizirrtums.

Im Februar 2022 wurde die achtjährige E. tot im Könizbergwald aufgefunden. Ihre Mutter, die 33-jährige M.A., wurde im Juni 2024 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht war überzeugt, dass M.A. ihre Tochter mit einem acht Kilogramm schweren Stein tödlich verletzte.

Die Staatsanwaltschaft stützte die Anklage auf 16 belastende Indizien, darunter widersprüchliche Aussagen, ausgewertete Handydaten und Zeugenaussagen. M.A. bestreitet jedoch die Tat und geht gegen das Urteil in Berufung. Am Montag startet der neue Prozess.

Angeklagte widerspricht den Beweisen

Für den Gerichtspräsidenten war es damals klar, dass M.A. ihre Tochter in den Wald gelockt, zu einer gemeinsam gebauten Baumhütte geführt und dort mit einem schweren Stein tödlich verletzt hatte. Die Staatsanwaltschaft ging in der Anklage davon aus, dass M.A. ihre Tochter als Belastung in ihrer Beziehung empfand und deshalb gehandelt habe.

Anfang Februar 2022 wurde die achtjährige E.A. tot in einem Wald bei Niederwangen aufgefunden. Die Mutter geht gegen ihre Verurteilung vom Juni 2024 in Berufung.

Anfang Februar 2022 wurde die achtjährige E.A. tot in einem Wald bei Niederwangen aufgefunden. Die Mutter geht gegen ihre Verurteilung vom Juni 2024 in Berufung.

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Besonders belastend für die Mutter waren die Handydaten, die die Anwesenheit von M.A. und ihrer Tochter im Könizbergwald belegen sollen, sowie die Aussage eines zwölfjährigen Nachbarn, der M.A. und ihre Tochter zum Tatzeitpunkt im Wald gesehen haben will. M.A. widerspricht diesen Beweisen und verweist auf die Spur eines Polizeihundes, der eine andere Route als den vermuteten Tatort anzeigte.

Darauf stützte sich die Anklage

Die Anklage stützte sich auch auf das Verhalten von M.A. am Tatort, das als verdächtig bewertet wurde. Sie habe nach dem Auffinden der Leiche lediglich den Puls ihrer Tochter überprüft, aber keine Wiederbelebungsversuche unternommen.

Zudem habe sie ihre Tochter weder berührt noch in den Arm genommen. Vor Gericht erklärte die Mutter, dass sie unter Schock gestanden habe und Angst hatte, durch eine Berührung Spuren zu verwischen.

«Opfer eines Justizirrtums»

Kurz vor dem Berufungsprozess äusserte sich M.A. öffentlich zu den Vorwürfen in einem Podcast der «Zeit» mit dem Titel «Elena». Sie sieht sich als Opfer eines Justizirrtums und kritisiert das gesamte Verfahren. Laut ihrer Aussage gibt es Widersprüche bei der Tatwaffe, den Handydaten und den Zeugenaussagen.

In einem Podcast der «Zeit» kritisiert die Mutter der Getöteten das Gerichtsverfahren gegen sie.

In einem Podcast der «Zeit» kritisiert die Mutter der Getöteten das Gerichtsverfahren gegen sie.

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Zudem habe die Polizei sie von Anfang an wie eine Schuldige behandelt, sie hart verhört und ihr kaum Glauben geschenkt. Dies habe dazu geführt, dass sie sich zunehmend unter Druck gesetzt gefühlt habe und sich in ihren Aussagen verstrickte, behauptet die Mutter.

Forderungen der Verteidigung

Die Verteidigung von M.A. fordert eine genauere Bestimmung des Todeszeitpunkts und die vollständige Untersuchung offener DNA-Spuren. Insbesondere ein Nastuch und eine Corona-Maske, die im Wald gefunden wurden, seien nicht ausreichend untersucht worden.

Zudem müsse die Spur des Polizeihundes genauer analysiert werden, da diese auf einen anderen Tatort hindeuten könnte. Die Verteidigung sieht in diesen Punkten mögliche Beweise, die die Schuld von M.A. entkräften könnten.

Das Urteil im Berufungsprozess wird am 24. März erwartet.

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Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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