«Les Paradis de Diane»: Das sagt das Regisseuren-Duo

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Kinostart März«Oft wollen Mütter Mann und Kind im Geheimen zurücklassen»

«Les Paradis de Diane», in dem eine Mutter ihr Baby im Spital zurücklässt, sei ein «harter» Film, heisst es in Kritiken. Was sagt das Regisseuren-Duo?

Trailer zu «Les Paradis de Diane».

Youtube/Outside the Box

Darum gehts

  • «Les Paradis de Diane» beschäftigt sich mit der Ablehnung von Mutterschaft.

  • Das Filmemacher-Paar Jan Gassmann und Carmen Jaquier hat mit 20 Minuten darüber gesprochen.

  • Der Film erscheint am 14. März im Kino.

Das ist die Handlung von «Les Paradis de Diane»

Mit der Geburt ihrer Tochter beginnt Dianes (Dorothée de Koon) Dilemma: Sie möchte nicht Mutter sein. Und so verschwindet sie aus der Zürcher Frauenklinik, lässt das Baby und Mann Martin (Roland Bonjour) allein zurück. Mit dem Bus fährt sie ins spanische Benidorm, streift dort durch das Nachtleben und trifft auf die ältere Rose (Aurore Clément), zu der sie sofort eine Verbindung aufbaut. Weit entfernt von zu Hause kann sich die Protagonistin wieder mit ihrem Körper anfreunden und findet ihre eigene Wahrheit.

Der Tag der Geburt des Kindes ist nicht unbedingt der schönste Tag.

Carmen Jaquier, Regisseurin und Drehbuchautorin

Wie sind Filmemacher Jan und Carmen auf das Thema des Films gekommen?

«Wir wachsen mit der Vorstellung auf, dass eine Mutter perfekt ist und dass der Mutterinstinkt von Anfang an da ist­», erzählt Jan Gassmann. Das Paar berichtet, dass die Inspiration für den Film vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes gekommen sei. Vor allem durch eine Freundin sei Carmen, die das Drehbuch schrieb, darauf gekommen, dass der Tag der Geburt des Kindes nicht unbedingt der schönste Tag sei. Erst Jahre nach der Geburt ihres Kindes habe diese ihre postnatale Depression thematisiert.

Warum brauchen wir diesen Film?

«Ich mache Filme nicht mit diesem Anspruch», sagt Carmen. Sie erzähle der Öffentlichkeit gerne Geschichten, die sonst nur im privaten Rahmen erzählt werden. Für Jan ist es wichtig, die Diskussion anzuregen - das Porträt soll Dianes spezielle Geschichte darstellen und nicht unbedingt die Realität von Frauen generell.

Die Unantastbarkeit der Mutterrolle finde ich beängstigend.

Jan Gassmann, Regisseur

«Das Geheimnis, das Kind und den Mann zurücklassen zu wollen, haben wir so oft gehört», erinnert sich Jan an die Gespräche mit Müttern. «Wenn man schwanger ist, ist es nicht mehr nur die eigene Erfahrung, sondern auch die des Umfelds», ergänzt Carmen.

«Man spricht über Gleichheit zwischen den Geschlechtern, aber nur bis zu dem Punkt, wo eine Frau Mutter wird. Darüber wird zu wenig diskutiert», findet er. «Die Unantastbarkeit der Mutterrolle finde ich beängstigend.»

Es gibt Kritiker, die schreiben, der Film sei hart: Was fühlt ihr gegenüber Diane?

«Wenn man die Geschichte damit beginnt, dass eine Frau das Neugeborene im Spital zurücklässt, muss man vorsichtig sein», findet Carmen. «Wir wollten keine Figur schreiben, die für die Zuschauenden zwingend liebenswert sein muss», ergänzt sie, «wir wollten ihren Charakter so authentisch wie möglich darstellen, in seiner Widersprüchlichkeit, damit die Zuschauenden starke Gefühle ihr gegenüber entwickeln können».

Als Carmen das Drehbuch schrieb, war der gemeinsame Sohn des Paares noch nicht auf der Welt. Die Elternschaft veränderte die Perspektive der beiden. «Es war hart für mich, zu akzeptieren, wie Diane handelt», erzählt Carmen rückblickend auf die Zeit, als sie nach der Geburt des Jungen das Drehbuch überarbeitete. Nachdem das Paar die «negativen Gefühle» überwunden hätten, konnten sie Diane wieder ins Herz schliessen, sagt Jan. «Sogar mehr, als zuvor», findet Carmen.

Das sagen Kritikerinnen und Kritiker

Der für zwei Preise nominierte Film findet in der Filmgemeinschaft Anklang. So gibt beispielsweise «Cineman» vier von fünf Sterne und schreibt: «Es ist einer dieser seltenen Filme, die über das Filmerlebnis hinaus die gesellschaftlichen Umgangsformen hinterfragen und aufrütteln.» Der Arthouse-Film sei «hart» und das Thema «triggert», schreibt SRF, es sei aber ein Thema, das viel zu wenig in der Gesellschaft behandelt werden würde. Die Bewertungsplattform «IMDb» gibt dem Film aktuell 6,6 von 10 Sternen.

«Les Paradis de Diane» kommt am 14. März ins Kino.

Bist du Mutter?

Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine psychische Erkrankung?

Hier findest du Hilfe:

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen

Verein Postpartale Depression, Tel. 044 720 25 55

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

Stand by you Schweiz, Helpline für Angehörige, Tel. 0800 840 400

Psyfinder, qualifizierte Fachpersonen in deiner Nähe

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Hast du Probleme mit deinen Eltern oder Kindern?

Hier findest du Hilfe:

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

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