K-Pop-KonzertFür den «Kiss Chair» stehen Fans in Zürich seit 6 Uhr Schlange
Am Freitagabend spielt die südkoreanische Pop-Band «Kiss of Life» ein Konzert in Zürich. Für eine spezielle Aktion sind die Fans extra früh aufgestanden.
Darum gehts
Fans campieren seit sechs Uhr morgens in Zürich für den «Kiss Chair».
Die Band «Kiss of Life» spielt im Komplex 457. Ein Fan wird während des Konzerts auf die Bühne geholt.
Die Band ist bekannt für ihre rebellische und selbstbewusste Art.
Um fünf Uhr morgens sind Alex (14) und Nuria (15) am Freitag aufgestanden, damit sie die ersten in der Schlange sind. Ganz geklappt hat es leider nicht, denn zwei andere waren noch vor sechs Uhr vor dem Konzertlokal Komplex 457 in Zürich.
Am Abend spielt hier die vierköpfige südkoreanische Pop-Band «Kiss of Life», doch schon Stunden vorher campieren rund 100 Fans vor dem Eingang - dabei ist das Konzert noch nicht ausverkauft. Dass trotzdem schon so viele da sind, hat einen Grund: Sie alle wollen auf den sogenannten «Kiss Chair».
Die Künstlerinnen Belle (20), Julie (24), Haneul (19) und Natty (22) holen während ihrer Konzerte jeweils einen Super-Fan auf die Bühne, der auf einem Bürostuhl Platz nehmen darf. Die Band konzentriert dann während etwa fünf Minuten all ihre Aufmerksamkeit auf die Person im Stuhl, tanzt und singt nur für sie. «Das ist mein Traum», erzählt Alex 20 Minuten.
«Ich würde auf dem Stuhl in Ohnmacht fallen»
Wer sich wie Alex und Nuria für 270 Franken ein VIP-Ticket ergattert hat, darf den Konzertsaal dreieinhalb Stunden vor der offiziellen Türöffnung betreten, mit den vier Sängerinnen ein Foto machen und die Band bei ihrer Hauptprobe beobachten. «Ich habe das schon bei der K-Pop-Band Ateez gemacht, die im Januar im Hallenstadion spielte. Das war super, die Jungs waren mega entspannt», erzählt Lina (21).
Was hältst du von der Idee, dass Fans auf dem «Kiss Chair» Platz nehmen dürfen?
In der Schlange spricht es niemand aus, aber vermutlich versuchen beim Meet and Greet alle, Sympathiepunkte bei ihren Lieblingen zu sammeln, denn die Person für den «Kiss Chair» wählt die Band später während des Konzerts aus. Es kursieren einige Theorien, auf welche Kriterien die vier Sängerinnen achten. «Eigentlich wählen sie immer einen weiblichen Fan aus dem Publikum aus», erklärt Lucia (23).
Je näher man an der Bühne ist, desto besser. Die Songtexte sollte man auswendig mitsingen und die Choreografie mittanzen können. Alex erfüllt sämtliche Kriterien. «Für mich wäre es das Grösste - auch wenn ich vor Aufregung vermutlich in Ohnmacht fallen würde im Stuhl», scherzt sie.
Was macht die Band so speziell?
«Kiss of Life» gibt es erst seit 19 Monaten, viele Menschen in der Schlange vor dem Komplex 457 haben die Mitglieder der Band jedoch schon länger auf dem Radar. Am längsten steht die gebürtige Thailänderin Natty in der Öffentlichkeit.
Mit knapp 13 Jahren hatte sie es beinahe in eine K-Pop-Band geschafft, doch sie musste danach noch lange hartnäckig dranbleiben, bis sie sich 2023 ihren Traum erfüllen konnte. In Südkorea stellen Plattenfirmen ihre Musikgruppen mithilfe von öffentlichen Castingshows zusammen.
Die Bands bezeichnen sie als «Company». Kritiker stören sich am «pausenlosen Drill, strikten Gewichtsvorgaben und der Ermunterungen zu Schönheits-OPs», die diese Shows begleiten. Mit der Zürcherin Meret Manon Bannermann hat kürzlich eine Schweizerin eine ähnliche Pop-Star-Schmiede durchlaufen und ist nun Mitglied der K-Pop-Band «Katseye».
«Sie sind selbstbewusste Frauen und machen nicht eins auf herzig.»
«‹Kiss of Life› ist aber anders als die meisten anderen. Sie sind alle superhübsch, machen jedoch nicht eins auf herzig, sondern sind selbstbewusste Frauen», erklärt Lucia. Sängerin Belle beschrieb es gegenüber «Teen Vogue» so: «In unseren Texten geht es darum, selbstbewusst zu sein, wir selbst zu sein und nach Freiheit zu streben.»
Mit ihrem Tanzstil ärgerten «Kiss of Life» viele in Südkorea, die es am liebsten sähen, dass sich Frauen wie unterwürfige Püppchen verhielten. Die Fans in Zürich feiern ihre Stars für ihre Unangepasstheit. Jemand von ihnen darf die Choreografie bald vom «Kiss Chair» aus geniessen.
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