Crossover bis MainstreamKleine Festivals kämpfen um Berner Musikfans
Bald starten die kleineren Musik-Festivals in die Saison. Mit «Klangantrisch» möchte sich ein neues ein Stück vom Kuchen abschneiden. Der Markt wird aber immer härter.

Was als Bieridee begann, mauserte sich im Laufe der Jahre von der Freiluftparty zur Riesensause mit viertausend Besuchern: Das Openair Etziken.
Crossover für die Gantrisch-Region – Riggisberg erhält mit dem «Klangantrisch» ein neues Festival. Vom 29. bis 31. Mai treffen dort Pop und Klassik aufeinander. Und den Newcomern gelang auf Anhieb einen Coup: Sie konnten den zweifachen Swiss Music Award-Gewinner James Gruntz verpflichten.
Der Basler Popmusiker liess sich vom Auftritt in der Provinz rasch überzeugen. «Seine Neugierde auf das Projekt war grösser als das fehlende Renomée» des Festivals, sagt Klangantrisch-Sprecherin Christine Bär. James Gruntz sei das «Herzstück» des Crossover-Festivals und wird mit dem Metropolitan Orchester Bratislava auftreten.
Polo Hofer an der «Hundsverlochete»
Die Organisatoren erwarten über tausend Besucher, entsprechend viele Behördenauflagen müssen erfüllt werden. Stattfinden werden die Konzerte und Partys in einer eigens konzipierten Konzerthalle – dafür wird eine Car-Garage umfunktioniert. «Wir hoffen auf Erfolg und wollen Klangantrisch zu einer festen Grösse machen», so Sprecherin Christine Bär.
Ein anderes Festival in der Region hat dies bereits geschafft: Das Openair Etziken spielt am 24. und 25. Juli zum 19. Mal auf. Was als Bieridee begann, mauserte sich im Laufe der Jahre von der Freiluftparty zur Riesensause mit viertausend Besuchern. Mit Lo & Leduc stehen auch hier Gewinner des Swiss Music Awards auf der Bühne – doch bis dahin war es ein weiter Weg. «Vor Jahren buchten wir Polo Hofer. Er stieg auf der Schafweide aus dem Bandbus und fluchte als erstes seinen Manager an, weil er an einer Hundsverlochete spielen müsse», erzählt Openair-Sprecher Yves Ammann. Seither sei dieser Spruch Hofers der Running-Gag im Team.
Publikum verlangt nach grossen Namen
Neuen Festivals rät Ammann eine Nische zu besetzen – der Markt sei mit Mainstream-Anlässen gesättigt. Um Bestehen zu können, müsse man aber auch immer bekanntere Acts buchen können und dafür brauche es ein entsprechendes Budget. «Die Besucher erwarten von uns Headliner wie etwa Stress», so Ammann weiter. Und: «Wir sind zwar massiv kleiner als das Gurtenfestival, müssen aber die genau gleichen Sicherheitsauflagen erfüllen.»
Zu etablieren versucht sich auch das Mad Muni-Festival auf dem Flugplatz in Saanen am 8. und 9. Mai. «Wir haben uns vor drei Jahren auf Rock spezialisiert, damit wir eine bestimmte Gruppe von Musikfans ansprechen», sagt Mit-Organisator René Walker. Rockfans würden so eher einen weiten Weg aus der Welschschweiz oder Bern unter die Füsse nehmen, um im Saanenland die langen Haare zu schütteln. Aber die Spezialisierung alleine reiche nicht aus: «Wir konnten mit Dover eine namhafte Band aus Spanien engagieren», so Walker weiter. Dank ihrem Gig wolle man dieses Jahr die Marke von tausend Besuchern knacken.
Weiter sollte man sich als Newcomer genau überlegen, ob man sich den ganzen Stress und die Freiwilligenarbeit antun wolle. «Aber wenn wir am Sonntagabend nach dem Festival müde und kaputt bei einem Bier zusammensitzen, planen wir trotzdem gleich das Programm für die nächste Ausgabe», so Ammann vom Openair Etziken.