SchweizKleinkinder sollen neu routinemässig gegen Windpocken geimpft werden
Bereits 45 Länder weltweit empfehlen, Kleinkinder gegen die juckenden roten Punkte zu impfen. Auf Anfang 2023 hat auch die Schweiz ihre Empfehlungen angepasst.
Darum gehts
Der Bund empfiehlt seit anfangs Jahr, alle Kleinkinder gegen Windpocken impfen zu lassen.
Die routinemässige Impfung soll aus zwei Dosen als Basisimpfung sowie einer Nachholimpfung bestehen.
Bevorzugt wird eine Kombinationsimpfung mit Masern, Mumps und Röteln oder auch als Einzelimpfung.
Bis anfangs 2023 wurde in der Schweiz nur in speziellen Fällen zu einer «Wilde Blattern»-Impfung geraten. Beispielsweise wenn das Kleinkind eine bestehende Hautkrankheit hat. Bereits seit 2021 empfehlen Deutschland, Österreich, Australien und 42 weitere Länder, Kleinkinder gegen Windpocken zu impfen.
Nun rät auch der Bund zu einer routinemässigen Impfung mit zwei Dosen als Basisimpfung für alle Säuglinge im Alter von neun und zwölf Monaten. Eine Nachholimpfung soll im Alter von 13 Monaten bis 39 Jahren erfolgen. Dabei vorzugsweise als Kombinationsimpfung mit Masern, Mumps und Röteln oder auch als Einzelimpfung. Der Einzelimpfstoff ist allerdings aufgrund eines Lieferengpasses aktuell für ein paar Wochen nicht ausreichend vorhanden, im Gegensatz zur Kombi-Impfung.
Windpocken: Je höher das Alter, umso grösser das gesundheitliche Risiko
Nahezu jedes Kleinkind kennt die vielen kleinen roten Flecken, die sich plötzlich über den ganzen Körper ausbreiten. Begleitet werden Windpocken meist von leichtem Fieber. Die Krankheit verläuft im Kindesalter in der Regel glimpflich. Das Risiko von Komplikationen ist jedoch höher, wenn Erwachsene daran erkranken.
In der Schweiz erkranken laut dem «Tages-Anzeiger» jährlich etwa 3000 Personen im Alter über 16 Jahren. 60 bis 70 von ihnen müssen deswegen ins Spital. Grund dafür sind unter anderem bakterielle Entzündungen der Haut, der Lungen, des Gehirns oder der Hirnhaut. Diese können schwer und selten auch tödlich verlaufen. Von 100’000 Kranken sterben etwa zwei Kinder an den Folgen von Windpocken, bei Erwachsenen über 16 Jahren sind es 30. Die Zeitung beruft sich hier auf Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Kein mRNA-Impfstoff in der Windpocken-Impfung
Rund ein Drittel aller Menschen, die einmal Windpocken durchgemacht haben, erkranken gemäss Angaben im «Tages-Anzeiger» später im Leben an einer Gürtelrose. Diese kann starke Schmerzen und schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Anfangs Dezember wurde ein besonders schwerer, aber seltener Fall aus China bekannt, bei dem einem Mann infolge seiner Gürtelroseinfektion die Harnblase riss. Bei Menschen, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, kann die Viruserkrankung auf andere Organe übergreifen.
Bei der Windpocken-Impfung handelt es sich nicht wie bei Corona um einen mRNA-Impfstoff, sondern um einen lang erprobten Lebend-Impfstoff mit einem abgeschwächten Varizella-Zoster-Virus, das als Auslöser für die Windpocken gilt. «Deshalb ist es möglich, dass nach der Impfung in seltenen Fällen einzelne, ganz milde Varizellen-Symptome auftreten können», sagte Christoph Berger, Chefarzt Infektiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich dem «Tages-Anzeiger».
Das Impfvirus und das natürlich vorkommende Virus hätten die Gemeinsamkeit, dass beide sich in die Nervenzellen zurückziehen. Das Impfvirus lasse sich wegen seiner Abschwächung kaum reaktivieren. «Wir gehen davon aus, dass die Impfung der Kinder gegen Varizellen somit mittelfristig zu einer relevanten Abnahme der Gürtelrose führen wird», sagt Berger.
Das Bundesamt für Gesundheit erwähnt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass sich durch eine Routineimpfung gegen Windpocken sowohl aus medizinischer als auch gesellschaftlicher Sicht Kosten einsparen liessen. Denn die plötzliche Erkrankung der Kinder verursacht bei berufstätigen Eltern häufig einen über mehrere Tage dauernden Arbeitsausfall, damit sie sich um die Pflege des Kindes kümmern können.
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