Aargau-Nordwestschweiz«Klima der Angst» bei Gewerkschaft? – Unia wehrt sich gegen Vorwürfe
Ehemalige und gegenwärtige Mitarbeitende berichten von miesen Arbeitsbedingungen, Burn-outs und wenig Wertschätzung. Eigentlich alles, was die Gewerkschaft bei Arbeitgebenden anprangert. Die Unia selbst sieht das anders.
Darum gehts
«Die Unia setzt sich ein für eine soziale und gerechte Gesellschaft», heisst es auf der Webseite der Gewerkschaft. Sie ist eine der grössten der Schweiz – und hat offenbar auch grosse Probleme. Aktuelle und ehemalige Mitarbeitende der Sektion Aargau-Nordwestschweiz erheben schwere Vorwürfe gegen ihre Vorgesetzten, wie die «Basler Zeitung» schreibt. Die Rede ist von einem «Klima der Angst», von Mobbing, von Burn-outs.
Konkretisiert werden die Vorwürfe von rund zwölf Personen, die namentlich nicht genannt werden, etwa im Hinblick auf die Rechtsabteilung der Sektion. Dort herrsche eine «Überwachungskultur» und man dürfe sich nicht mit den Kolleginnen und Kollegen in Bern austauschen und komme nicht mehr nach. Der Kommunikationsabteilung gehe es nicht besser: Beschrieben werden 60-Stunden-Wochen, Sitzungen bis 22 Uhr und kein Respekt vor der Freizeit. «Ausgerechnet bei einer Gewerkschaft», schreibt die BaZ.
Das sagt die Unia zu den Vorwürfen
«Die Darstellung in der BaZ entspricht nicht unserer Wahrnehmung», sagt Unia-Sprecherin Daria Frick auf Anfrage von 20 Minuten. Die «Kontrolle vereinbarter Ziele» oder «zeitweise hohe Ansprüche» gebe es durchaus, ein «Klima der Angst» aber «sicher nicht». Die Arbeitsbedingungen seien im Rahmen von Reglementen geschützt, und Mitarbeitende sollten konstruktive Kritik äussern, so Frick.
Die Unia nimmt die Situation also anders wahr. Ist das irgendwie mit so gravierenden Vorwürfen zu vereinbaren? Und was sagt die Gewerkschaft dazu? «Da die Vorwürfe anonym geäussert wurden, ist es für uns schwierig, dies einzuordnen», sagt Frick. Offenbar entsprächen sie der Wahrnehmung von Mitarbeitenden. «Wir bedauern dies und sind jederzeit zu einem Klärungsgespräch mit den Betroffenen bereit, falls sie dies wünschen», so die Sprecherin.
Konflikt mit Ansage?
Dass bei einer grossen Organisation nicht immer alle gleicher Meinung sind, ist nachvollziehbar. Bei der Unia standen die Zeichen aber schon in der Vergangenheit auf Sturm. Wie das «Regionaljournal» von SRF bereits im Jahr 2019 berichtete, stellten sich «erboste Unia-Gewerkschafter» dem Demonstrationszug zum 1. Mai in den Weg. Damals war die Rede von «Maulkörben», «unter den Tisch wischen», «Schönreden». Die Kritik bestand vor allem aus dem Vorwurf, dass andere Ansichten nicht toleriert würden.
Daraufhin äusserte sich Unia-Schweiz-Präsidentin Vania Alleva in «10vor10». «Es gibt Konflikte», gab sie zu. Bei über 1000 Mitarbeitenden und 200’000 Mitgliedern sei das nicht weiter verwunderlich. Man habe aber den Anspruch, aus Konflikten Lehren zu ziehen und es nächstes Mal besser zu machen. Auf Anfrage von 20 Minuten bezüglich der in der BaZ geschilderten Vorwürfe verwies die Medienstelle der Unia Schweiz auf die Stellungnahme der Unia Aargau-Nordwestschweiz.
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