Klimawandel verstärkt sich dramatisch

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Club-of-Rome-PrognoseKlimawandel verstärkt sich dramatisch

Noch viel mehr Leid durch Dürren und Fluten: Das prognostiziert der Forscherverbund Club of Rome für die zweite Hälfte des Jahrhunderts in seinem Report «2052».

Antonia Lange
dpa
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Mehr Dürren, Fluten, Insekten und extremes Wetter: Der Klimawandel wird sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dramatisch verstärken und dadurch viel Leid verursachen.

Zu diesem Ergebnis kommen Forscher in dem am Montag veröffentlichten Report «2052» an den Forscherverbund Club of Rome. «Die negativen Auswirkungen werden deutlich sein», warnte der Autor des Berichts, der norwegische Wirtschaftsexperte und Zukunftsforscher Jorgen Randers.

«Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt und wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben», sagte Randers bei der Präsentation der Ergebnisse in Rotterdam. «Wir stossen jedes Jahr zweimal so viel Treibhausgas aus wie Wälder und Meere absorbieren können.»

Der Report erscheint 40 Jahre nach dem ersten grossen Bericht im Auftrag des Club of Rome und enthält Beiträge führender Wissenschafter, Ökonomen und Zukunftsforscher verschiedener Fachbereiche. Bereits 1972 hatte der Forscherverbund vor den Grenzen des Wachstums und vor Umweltverschmutzung gewarnt.

Massiver Temperaturanstieg

«Der Meeresspiegel wird um 0,5 Meter höher sein, das Arktiseis im Sommer verschwinden und das neue Wetter wird Landwirte und Touristen treffen», sagte der Experte voraus. Die Treibhausgasemissionen werden ihm zufolge erst 2030 ihren Höhepunkt erreicht haben.

Das sei zu spät, um den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, was als eben noch akzeptable Marke angesehen wird. Bis 2080 werde die Temperatur um 2,8 Grad steigen - was einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen könne.

Randers zufolge schadet die Wirtschaft mit ihrem steten Wachstum dem Klima und den Naturschätzen. Zudem macht sie nach den Berechnungen der Forscher oft schon jetzt keinen Gewinn mehr - verglichen mit dem Preis der Umweltzerstörung.

Schnelles Handeln sei nötig, sagte der Generalsekretär des Club of Rome, Ian Johnson. «Business as usual» sei keine Option, «wenn wir wollen, dass unsere Enkelkinder auf einem zukunftsfähigen und gerechten Planeten leben».

BIP wird langsamer wachsen

Der Wirtschaftsexperte Randers kommt zudem zu dem Ergebnis, dass das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP) langsamer steigen wird als erwartet. Um das Jahr 2050 wird das weltweite BIP ihm zufolge nur 2,2 Mal grösser sein als heute. Seine Erklärung: Sowohl der Bevölkerungs- als auch der Produktivitätszuwachs werden abnehmen.

Viele Volkswirtschaften hätten ihr Entwicklungspotenzial ausgeschöpft und es gebe weniger Geburten, da immer mehr Menschen in Städten lebten und die Zahl ihrer Kinder selbst bestimmen könnten. Nach seinen Berechnungen wird die Weltbevölkerung kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden ihren Höchststand erreichen und dann zurückgehen.

«Club of Rome» – für eine bessere Welt

Der «Club of Rome» ist ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Die gemeinnützige Organisation mit rund 100 Mitgliedern aus mehr als 30 Ländern setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.

Sie will das Bewusstsein für die komplexen Probleme der Erde und mögliche Lösungen fördern. Mit ihren Projekten und Veröffentlichungen versucht sie, Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft etwa auf die zunehmende Armut in den Entwicklungsländern, das rasante Bevölkerungswachstum und die globalen Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Der Club wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei und des schottischen Wissenschafters Alexander King in Rom gegründet. Aufsehen erregte er 1972 mit dem Bericht «Die Grenzen des Wachstums». Das Werk rief die Knappheit der Rohstoffe ins Bewusstsein und löste eine weltweite Debatte aus. (sda)

40 Jahre «Die Grenzen des Wachstums»

Mitten im Wirtschaftsboom der westlichen Welt zeigte der Club of Rome 1972 der Menschheit ihre Grenzen auf. Der Forscherverbund hatte zwar einige Rohstoffvorräte der Erde unterschätzt.

Doch auch 40 Jahre nach der Veröffentlichung scheinen viele Kernthesen des Buches «Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit» weiterhin gültig zu sein. Die Autoren um Dennis Meadows fassten ihre Schlussfolgerungen damals so zusammen:

1. Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht. Mit grosser Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität.

2. Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einem ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, dass die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen.

3. Je eher die Menschheit sich entschliesst, diesen Gleichgewichtszustand herzustellen, und je rascher sie damit beginnt, um so grösser sind die Chancen, dass sie ihn auch erreicht. (sda)

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