Ukraine-KriegKönnten noch weitere Dämme in der Ukraine gesprengt werden?
Nach der Staudamm-Sprengung in der Südukraine ist die Region von einer Flutkatastrophe bedroht. Berichten zufolge, könnte das nicht die letzte Damm-Sprengung gewesen sein.
Der Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine wurde am Dienstag gesprengt.
Darum gehts
Am Dienstag wurde der Staudamm beim Kachowkaer Stausee zerstört.
Kiew und Moskau machten sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich.
Nun gibt es Berichte darüber, dass noch mehr Staudämme gesprengt werden könnten.
Nach dem Bruch des Kachowka-Dammes in der südukrainischen Region Cherson sind Landstriche weiträumig überflutet, Tausende Menschen müssen evakuiert werden. Derweil beschuldigen sich die Ukraine und Russland gegenseitig. Russland hält den Grossteil des Gebiets Cherson besetzt. Entgegen der Einschätzung vieler internationaler Beobachter hat Moskau behauptet, Kiew habe den Staudamm gezielt zerstört. Russische Militärblogger meinen, die ukrainischen Truppen könnten nun in dem besetzten Gebiet leichter vordringen, um die Region und dann auch die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim zurückzuerobern.
Die Ukraine weist das als russische Propaganda zurück und betont, dass russische Truppen den Staudamm und das Wasserkraftwerk vermint und dann gesprengt hätten. Ziel dieses «Terroranschlags» aus Kiewer Sicht sind russische Pläne, die geplante ukrainische Grossoffensive auszubremsen. Wie das Zentrum für journalistische Recherchen CJI unter Berufung auf Anwohner berichtet, zerstört die russische Armee Dämme an Stauseen. Eine weitere Taktik sei, die Dämme so zu manipulieren, dass das Wasser überläuft und Strassen und Felder überschwemmt.
Russen versuchen, weitere Dörfer zu fluten
Nicht näher genannte Quellen haben gegenüber CJI Fotos vom Stadtrand der besetzten Stadt Tokmak geschickt. Darauf sei zu sehen, wie russische Soldaten an der Ausfahrt in Richtung Berdiansk einen Damm in der Nähe der Brücke über den Tokmachka-Fluss errichtet haben. Dadurch werden die Ufer des Flusses überflutet. Nach Angaben des Leiters der Militärverwaltung der Stadt Tokmak, Oleksandr Chub, bestehe keine unmittelbare Gefahr für die Häuser der Menschen, doch es wurden bereits Felder am Stadtrand überflutet.
Nichts von alledem ist vergleichbar mit den Folgen der Überschwemmungen, die durch die Explosion des Kakhovska-Damms verursacht wurden, aber es gibt verdächtige Ähnlichkeiten, wie Human Rights Ukraine schreibt. Nach Angaben von Juri Sobolewski, dem ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Regionalrats von Cherson, hilft das russische Militär den Bewohnern nicht, sich vor den Überschwemmungen zu retten, sondern behindert stattdessen Freiwillige, die anderen bei der Evakuierung helfen wollen.
Auswirkungen des Dammbruchs
Die Zerstörung des Dnipro-Staudamms bei Kachowka wird enorme Folgen nach sich ziehen. Die Wassermassen würden erst nach etwa fünf bis sieben Tagen abfliessen, teilte das Weltdatenzentrum für Geoinformatik und nachhaltige Entwicklung mit. Es wird damit gerechnet, dass gut 100 Städte und Dörfer unter Wasser gesetzt werden. Für Beunruhigung sorgt auch, dass die Zerstörung des Kachowka-Staudamms eine bis zu fünf Meter hohe Flutwelle nach sich ziehen wird. «Es sind riesige Mengen Wasser, die jetzt auslaufen», sagt ETH-Gewässerforscher Bernhard Wehrli.
Aus dem Kachowka-Stausee kommt das Wasser, das durch den Nord-Krim-Kanal die Krim versorgt. Durch die Zerstörung des Staudamms dürfte der Wasserspiegel im Stausee und damit auch im Kanal gesunken sein. Für die von Russland annektierte Halbinsel Krim könnte das zum Problem werden. Seit Frühling wird das Wasser aus dem Staudamm für die Landwirtschaft benutzt.
Das Wasserkraftwerk Kachowka erzeugt Elektrizität für die Südukraine. Wenn das Wasser im Stausee absinkt, würden Teile der Regionen Cherson und Saporischschja ohne Strom bleiben. Die Ukraine hat aufgrund russischer Drohnen- und Raketenangriffe auf die Infrastruktur schon jetzt massive Probleme mit der Stromversorgung.
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