Franken-StärkeKommen nun die Bonus-Kürzungen?
Statt Jobs zu streichen, senkt der Dentalimplantate-Konzern Straumann wegen der Frankenstärke den Bonus, beim CEO um 35 Prozent. Das könnte Schule machen.

Verdient dieses Jahr rund eine Millionen Franken weniger: Straumann-Chef Marco Gadola.
Sparen heisst für Schweizer Unternehmen in den meisten Fällen Einstellungsstopp und Jobabbau. Anders beim Basler Dentalimplantate-Hersteller Straumann: Ihn trifft die Franken-Stärke zwar auch hart, aber er überrascht mit Bonus-Kürzungen. Allen voran beim Chef Marco Gadola. Er soll fürs laufende Jahr 35 Prozent weniger verdienen. Auf Basis seines Gehaltes von 2013 in Höhe von 3,2 Millionen Franken, würde er damit auf 1,1 Millionen verzichten.
Auch die anderen Straumann-Mitarbeitenden in der Schweiz sollen tiefere Boni bekommen, um ihre Jobs und die Rendite des Konzerns zu halten. Ihre Einkommen sollen so um 5 Prozent gekürzt werden – im Jahr 2013 betrug die durchschnittliche Vergütung der Angestellten 121'000 Franken.
Gute Zeiten, gute Boni – schlechte Zeiten, schlechte Boni
«Chapeau, das ist sehr konsequent und ein gutes Beispiel für andere Schweizer Unternehmen», sagt Unternehmensberater und Lohnexperte Urs Klingler zu 20 Minuten. Es sei richtig, dass es nun nicht um generelle Lohnkürzungen, sondern um die Boni gehe: «Genau dafür sind sie ja da, sie steigen nicht nur in guten Zeiten, sondern sie können in schlechten Zeiten auch gekürzt werden.» Bei einem Bonus geht es nicht allein um die individuelle Leistung der Mitarbeitenden, sondern um die Lage des Unternehmens. «Deswegen braucht es die Unterteilung in Grundgehalt und Bonus, damit der Bonus in Krisenzeiten reduziert werden kann.»
Dass die Straumann-Geschäftsleitung bei den Kürzungen besonders bluten muss, hängt damit zusammen, dass ihr Bonusanteil der höchste ist. Macht bei den allgemeinen Mitarbeitenden der Bonus höchstens 10 Prozent des Einkommens aus, beträgt der Grundlohn bei der obersten Führung nur ein Drittel, die anderen beiden Drittel sind abhängig von der Performance.
Noch kein Trend /b>
«Es mag sein, dass die Bonus-Kürzung jetzt in vielen Unternehmen thematisiert wird, aber von einem Trend zu sprechen ist noch zu früh», sagt Daniella Lützelschwab vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Es sei wichtig, dass das Grundeinkommen dabei nicht tangiert werde.
Dass Straumann nun bei den Boni ansetzt, kommt nicht von ungefähr. Es ist für den Konzern quasi die einzige noch verbleibende Möglichkeit: Ein paar Tage nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses hatte der Konzern schon einen weltweiten Einstellungsstopp verhängt. Für Stellenstreichungen dürfte es kaum noch Luft geben: Das Unternehmen hat bereits 2013 rund 200 seiner mehr als 2200 Jobs abgebaut, die meisten davon an seinem Hauptsitz in Basel.
Straumann trifft Frankenstärke mit am härtesten
Der Dentalimplantate-Produzent gehört zu den Unternehmen, die von der Aufgabe des Mindestkurses zum Euro am stärksten getroffen werden. Die Gruppe tätigt 95 Prozent ihrer Geschäfte im Ausland, ihre Kosten für Produktion und Betrieb fallen aber zu 45 Prozent in der Schweiz an.