Klimaschutz, Social Media, Renten: Konflikte zwischen Generationen – so verschieden ticken Jung und Alt

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Klimaschutz, Social Media, RentenKonflikte zwischen Generationen – so verschieden ticken Jung und Alt

Junge glauben, dass sie für die Alten Opfer erbringen müssen – und umgekehrt. Der Generationenkonflikt verschärft sich, wie eine Studie zeigt.

Zwischen den Ansprüchen der jüngeren Generation und denen der älteren Generation klaffen teils grosse Lücken. 
So ist die Klimakrise zwar für beide Generationen grundsätzlich ein Problem. 
Die Jungen sehen dieses aber als viel dringlicher an und fordern von den Alten mehr Opfer, um das Problem zu lösen. 
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Zwischen den Ansprüchen der jüngeren Generation und denen der älteren Generation klaffen teils grosse Lücken. 

20min/Steve Last

Darum gehts

«Ob jung oder alt – wir alle stellen fest, dass die Gesellschaft in gewissen Bereichen auseinanderdriftet.» Das sagt Felix Rüdiger, Forscher und Leiter Inhalt & Forschung am St. Gallen Symposium (siehe unten). Herausgefunden haben Rüdiger und sein Team das anhand einer Studie, für die das Symposium gemeinsam mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen 683 «Leaders of Tomorrow», also Führungskräfte von morgen, und 300 aktuelle Entscheidungsträger aus der Wirtschaft befragt hat.

Spannend ist dabei, dass in beiden Generationen ein grosser Teil das Gefühl hat, die jeweils andere Generation erwarte zu viele Opfer. Bei den Älteren ist es die Hälfte, bei den Jüngeren sind es gar 57 Prozent, die glauben, zu viele Opfer erbringen zu müssen, um den Erwartungen der jeweils anderen Altersgruppe zu entsprechen.

Junge fordern Klimaschutz, Ältere Einschränkungen während Corona

«Betrachtet man einige Entwicklungen der vergangenen Jahre, machen diese Aussagen Sinn», sagt Rüdiger: «Beim Klimaschutz geht die Jugend seit Jahren laut und unübersehbar auf die Strasse und fordert von der älteren Generation mehr Einsatz. Während der Corona-Pandemie war es umgekehrt: Die älteren Menschen haben von der jüngeren Generation Opfer verlangt, etwa bei der Freizeitbeschäftigung und sozialen Treffen.» In beiden Fällen geht es darum, dass eine Generation von der anderen eine Verhaltensanpassung fordert, damit ein konstruktives Zusammenleben möglich wird.

Auch auf dem Arbeitsmarkt werden laut Rüdiger Opfer gefordert: «Technologische Entwicklungen mitzumachen, ist für die jüngere Generation selbstverständlich. Damit in einem altersdurchmischten Team die Zusammenarbeit funktioniert, verlangen die Jüngeren von den Älteren, dass diese sich ebenfalls diesbezüglich weiterbilden.» Oder das Thema Social Media: «Hate Speech, Fake News, Filter Bubbles – all das sind Themen, die für die jüngere Generation von grosser Relevanz sind.»

Das Symposium 

Ältere Generation möchte Quoten für junge Führungskräfte

Für die ältere Generation ist das Thema Verantwortung zentral: 60 Prozent der heutigen Führungskräfte haben angegeben, dass die Leader von morgen nicht genug Willen zeigten, in der Politik tatsächlich Verantwortung zu übernehmen. Dabei sehen sie es als wichtig an, Jüngere stärker an relevanten Entscheidungen zu beteiligen: 66 Prozent glauben, dass verpflichtende Quoten an jungen Führungskräften in Politik und Wirtschaft nötig sind, um sicherzustellen, dass die jüngere Generation beim Fällen von zukunftsweisenden Entscheiden ausreichend eingebunden wird.

Die Studie hat auch nach den grössten Herausforderungen der Zukunft gefragt. Thematisch sind die beiden Generationen hier sehr nahe: «Die Klimakrise, die Zukunft der Bildung und ein starkes Gesundheitssystem sind für beide zentral», sagt Rüdiger. Unterschiede ergeben sich in der Bewertung der Dringlichkeit: «Die Jüngeren nennen wir utopische Pessimisten: Sie haben extrem hohe Erwartungen, glauben aber kaum daran, dass diese auch erreicht werden können.»

Die Älteren hingegen sind laut Rüdiger eher pragmatische Optimisten: «Hier spielt sicher die Lebenserfahrung rein. Sie stecken sich nicht mehr die gleich hohen Ziele, sind aber zuversichtlicher, dass diese auch erreicht werden.»

Erkenntnisse sollen in Entscheidungen einfliessen

Trotz all dieser Unterschiede haben die Forscher bei beiden Generationen einen grossen Willen festgestellt, die Herausforderungen gemeinsam anzupacken: «In beiden Gruppen glauben mehr als zwei Drittel, dass die Chancen für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Generationen gut oder sogar sehr gut stehen. Das stimmt uns optimistisch», sagt Rüdiger. Ziel sei es nun, im Rahmen des Generationendialogs am 51. St. Gallen Symposium am 5. und 6. Mai die Erkenntnisse der Studie zu diskutieren.

«Der Dialog hat zum Ziel, dass diese dann auch in die wirtschaftlich und politisch wegweisenden Entscheide einfliessen. Dafür lancieren wir am kommenden Symposium gemeinsam mit dem Club of Rome eine globale Initiative für einen neuen Generationenvertrag. Wir wollen gemeinsame Ambitionen für mehr Generationengerechtigkeit entwickeln und Projekte zu deren Umsetzung initiieren.» 

Weitere wichtige Erkenntnisse der Studie 

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