Kosovo-KonfliktUSA warnen vor grossem serbischen Militäraufmarsch an Kosovo-Grenze
US-Aussenminister Anthony Blinken telefoniert mit Serbiens Staatspräsidenten, der von einem solchen Aufmarsch aber nichts wissen will.
Darum gehts
Serbien soll ein «beispielloses» Aufgebot von Artillerie und Panzern an die Kosovo-Grenze verlegt haben.
Die USA fordern Serbien auf, diese Truppen abzuziehen.
Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic hat sich zum Überfall eines bewaffneten Kommandotrupps im Nordkosovo vor fünf Tagen bekannt.
Die US-Regierung beobachtet nach eigenen Angaben einen «grossen» serbischen Militäraufmarsch an der Grenze zum Kosovo. Es beinhalte ein «beispielloses» Aufgebot von Artillerie und Panzern, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Freitag in Washington. «Wir fordern Serbien auf, diese Truppen an der Grenze abzuziehen.»
Die US-Regierung sei besorgt über die Situation und beobachte sie seit etwa einer Woche, sagte Kirby. Er bezeichnete das serbische Militäraufgebot an der Grenze als «destabilisierend». Über die Absicht könne er derzeit keine Aussage treffen. Man dränge die Serben auch über diplomatische Kanäle, die Truppen zurückzuziehen.
US-Aussenminister Antony Blinken telefonierte mit Serbiens Staatspräsidenten Aleksandar Vucic, wie das US-Aussenministerium am Freitag in Washington mitteilte.
In dem Telefonat mit Blinken bezeichnete Vucic die Vorwürfe aus Washington laut der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug als «Unwahrheiten». Mit Blinken sei er sich einig, dass eine Deeskalation und eine «deutlich grössere Rolle der KFOR erforderlich» seien, hiess es unter Hinweis auf die Nato-Schutztruppe für den Kosovo. Blinken rief Serbien auch auf, seine Verpflichtungen aus dem Normalisierungsabkommen umzusetzen.
Kurti bittet die USA auf X um Hilfe
Kosovos Regierungschef Albin Kurti bat die USA auf der Plattform X, früher Twitter, um Hilfe gegen Belgrads «Kriegspläne». Demnach telefonierte Kurti mit dem Berater für nationale Sicherheit in den USA, Jake Sullivan.
Der heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch die Schweiz, erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien, das seine einstige Provinz zurückfordert.
Verantwortliche des Überfalls sollen zur Rechenschaft gezogen werden
Nach dem Überfall vom vergangenen Sonntag im Nordkosovo verlangte Blinken in dem Telefonat, dass die Verantwortlichen, die sich derzeit in Serbien aufhielten, zur Rechenschaft gezogen werden. Blinken begrüsste, dass die Nato die Entsendung zusätzlicher Streitkräfte in das kleine Balkanland genehmigt habe.
Am vergangenen Sonntag hatte ein 30-köpfiger serbischer Kommandotrupp in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Darauf kündigte die Nato am Freitag an, die von ihr geführte Schutztruppe KFOR im Kosovo zu verstärken.
Kosovo-serbischer Spitzenpolitiker bekennt sich
Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic hat sich zum Überfall eines bewaffneten Kommandotrupps im Nordkosovo vor fünf Tagen bekannt.
«Ich habe mich zu dieser Tat entschieden, weil alle bisher angewandten Widerstandsmethoden keine Verbesserung des Lebens des serbischen Volkes (im Kosovo) brachte», schrieb er in einer Erklärung, die sein Anwalt am Freitag vor der Presse in Belgrad verlas. Zugleich teilte er darin mit, als Vize-Vorsitzender der Serbischen Liste, der Partei der Kosovo-Serben, zurückzutreten. Wo sich Radoicic derzeit aufhält, ist unbekannt.
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.