«Krasser Verstoss»Fans protestieren gegen Kurvensperren – ein Club geht vor Gericht
Die organisierten Fans der Super-League-Clubs haben genug. Sie setzen ein Zeichen gegen die Strafen der Behörden.
Darum gehts
Viele Fans in der Schweiz sind wütend.
Sie sind unzufrieden mit den Behörden.
Dieses Wochenende protestierten sie gegen Kollektivstrafen.
Wegen Ausschreitungen sperrten die Behörden zuletzt die Südkurve. Der FC Zürich und ein paar Fans haben deshalb genug und gehen laut «Blick» vor Gericht. In einem langen Communiqué teilte der FCZ zudem mit: «Wenn der Sektor D behördlich gesperrt wird, kann er den vertraglichen Verpflichtungen gegenüber unbescholtenen Saisonkarteninhabern nicht nachkommen.»
Und weiter: «Dadurch werden verfassungsmässige Rechte des FCZ wie die Wirtschaftsfreiheit oder die Eigentumsgarantie verletzt.» Aus Sicht des FC Zürich handle es sich bei der Kollektivstrafe um eine willkürliche Massnahme und einen krassen Verstoss gegen den Gerechtigkeitsgedanken.
Letzte Woche kam es am Vorabend des Zürcher Derbys zu Ausschreitungen.
TeleZüri/ZüriTodayDie Fans verschieben sich in den Stadien
Organisierte Fans aller Schweizer Vereine teilten die Worte auf Social Media. Zudem solidarisierten sich die Kurven am Wochenende unter dem Motto: «Verschobene Wahrnehmung, verschobene Kurven». Die Fans der Muttenzerkurve verfolgten das Spiel gegen Lugano etwa nicht in der Muttenzerkurve – sondern im Sektor G, weit oben im St. Jakob-Park.
In der MK wurde indes ein Banner gehisst: «Verschobene Wahrnehmung, verschobene Kurven». Auch bei den Spielen zwischen GC und Winterthur sowie zwischen Lausanne und YB waren die Kurven nicht am angestammten Ort. Ebenso bei den Partien am Sonntag.

Die Fans der Muttenzerkurve waren gegen Lugano an einem andere Ort im Stadion.
Marc Schumacher/freshfocusDie Anhänger der Muttenzerkurve teilten mit, dass während die Selbstregulierung der Kurven im Stillen wirke, sich in ausbleibenden Ereignissen niederschlage und folglich keine Bilder und Videos produziere, «umgekehrt die Bilder der Ausnahmen dramatisiert werden.»
«Ich muss mich erst einlesen»
FCB-Goalie Marwin Hitz sagte nach der Partie gegen Lugano zu 20 Minuten: «Es war sehr aussergewöhnlich. Als Goalie spüre ich sonst die Kurve immer extrem.» Trotzdem habe eine super Stimmung geherrscht. «Die Fans haben ihre Botschaft klargemacht.» Lugano-Torhüter Amir Saipi meinte: «Es ist sicher schöner, wenn die Fans hinter dem Tor sind.» Aber er habe keinen grossen Einfluss darauf.
Verstehst du den Protest der Fans?
Die beiden Trainer Fabio Celestini und Mattia Croci-Torti wollten sich nicht gross zur Thematik äussern. «Ich habe gesehen, dass die Fans nicht an ihrem normalen Ort waren», so Mattia Croci-Torti. Aber es sei besser, wenn er jetzt nichts sage. «Ich muss mich erst einlesen.» Celestini: «Ich fokussiere mich auf meine Mannschaft. Aber klar, wir wollen die Fans hinter dem Tor.» Es sei jedoch ihr Recht zu protestieren.
Der FC Basel teilte mit: «Wenn die Tendenz einseitig in Richtung pauschale Kriminalisierung von Fussballfans, Kausalhaftung und Kollektivstrafen geht, ist dies weder mit der Club-Charta des FCB vereinbar, noch verhältnismässig und zielführend.» YB schreibt auf Anfrage: «Wir befinden uns im Austausch mit den Behörden, den Dachverbänden der YB-Fanclubs und der SFL.»
Das sagt die Co-Präsidentin der KKJPD
Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), befürwortet gegenüber 20 Minuten die Aktionen der Fans. Kayser-Frutschi sagte: «Führt eine solche Solidarisierung unter den Fans zu einer positiven gegenseitigen Beeinflussung und verhindert Ausschreitungen innerhalb und ausserhalb der Stadien, so ist dies eine kreative Herangehensweise der Fans.»
Folgst du schon 20 Minuten Sport auf Whatsapp?
Bleib über die Sportwelt informiert und abonniere den Whatsapp-Kanal 20 Minuten Sport: Dann bekommst du regelmässige Updates mit unseren besten Sport-Storys direkt auf dein Handy.