Allschwil BLKrebserregende Substanzen aus Deponie im Dorfbach
Die Deponie wurde von Schweizer Chemiefirmen in Neuwiller (F) betrieben und vor rund zehn Jahren umfangreich saniert. Messungen zeigen jedoch, dass heute mehr Gift in die Umwelt gelangt, als während der Arbeiten.
Darum gehts
Das Wasser in einem Bach in Frankreich ist verfärbt und weist Verschmutzung durch Chemikalien auf.
Der Bach führt das Wasser von einer alten Deponie nach Allschwil BL.
In der Baselbieter Gemeinde fordert man Massnahmen.
In der Baselbieter Gemeinde Allschwil ist man sauer. Aus einer alten Chemiemüll-Deponie in Frankreich nur 250 Meter jenseits der Schweizer Grenze werden Gifte ins Tal gespült, die im Allschwiler Dorfbach landen. Das geht aus einem am Montagabend veröffentlichten Bericht hervor. Die Gemeinde fordert Novartis, BASF und Syngenta zum Handeln auf. Sie waren bereits vor zehn Jahren an einem Sanierungsversuch beteiligt, weil ihre Vorgängerfirmen die Deponie Roemisloch Ende der 1950er-Jahre nutzten.
Der Roemislochbach führt Wasser aus dem Gebiet der Deponie in den Neuwillerbach, von wo aus es in die Schweiz fliesst. In den Gewässern dort baden Kinder, es wird gefischt und es gibt dort ein Naturschutzgebiet, wie im Bericht festgehalten wird.
Im Bach wurden 96 Chemikalien nachgewiesen. «Die meisten der gefundenen Substanzen sind einzeln schon toxisch», schreibt Altlastenexperte Martin Forter im Auftrag der Gemeinde. Was sie im Mix anrichten können, sei «schwierig bis unmöglich» einzuschätzen. Er hebt im Bericht vor allem zwei Stoffe hervor: Benzidin und 4-Aminodiphenylether. Zudem kritisiert er, dass im Rahmen der Wasserüberwachung gar nicht danach gesucht wurde.
Diese Gifte machen Sorgen
Benzidin verursacht verändert das Erbgut und verursacht Blasenkrebs. Der Stoff wurde im 20 Jahrhundert zur Herstellung von Farbstoffen verwendet. Das Labor des Basler Amts für Umwelt und Energie hat in den Proben aus dem Roemislochbach Benzidin-Mengen gefunden, die bis zu 180’000 Mal über den französischen und bis zu 49 Mal über den Schweizer Grenzwerten liegen.
4-Aminodiphenylether gilt als sehr giftig für Wasserlebewesen und steht im Verdacht, Genschäden und Krebs zu verursachen. Der Stoff ist ein chemisches Zwischenprodukt bei der Herstellung von Farbstoffen und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Grenzwerte gibt es laut dem Bericht keine.
Das sagen die Verantwortlichen
Novartis, BASF und Syngenta äussern sich auf Anfrage von 20 Minuten nicht zur Allschwiler Forderung. Sie verweisen auf die Interessengemeinschaft (GI-DRB), die 2011 und 2012 die Sanierung des Geländes durchgeführt hat. Ihr Vorstand setzt sich aus Vertretern der drei Unternehmen zusammen. Für die IG ist es wiederum zu früh, um etwas zu sagen.
In einem Schreiben betont sie, «dass alle Auflagen und Verpflichtungen aus der Sanierungsverfügung erfüllt wurden». Zudem seien bei Messungen im Jahr 2019 «keinerlei Stoffe nachgewiesen» worden, «die der ehemaligen Deponie Roemisloch zugeordnet werden könnten». Dennoch will die IG den Allschwiler Bericht «eingehend überprüfen», wie es weiter heisst. Auch werde man die Ergebnisse mit den zuständigen Behörden erörtern und sich danach mit Allschwil in Verbindung setzen.
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