Ukraine-KriegKriegsverbrechen oder Unfall? Diese Theorien gibts zum Dammbruch
Am Dienstag stürzte der Kachowka-Staudamm in der Nähe von Cherson ein. Die Ursache dafür ist bisher nicht geklärt.
Die Aufnahmen kursieren seit Dienstag in den sozialen Medien. Sie wurden bis jetzt nicht unabhängig verifiziert.
TelegramKachowka-Staudamm: Darum gehts
Einen Tag, nachdem der Kachowka-Staudamm zerstört wurde, ist weiter unklar, was die Ursache dafür ist.
Russland und die Ukraine schieben sich die Schuld gegenseitig zu.
Möglich ist sowohl eine vorsätzliche Zerstörung als auch vernachlässigte Instandhaltung.
Das ist passiert
Der Damm beim Kachowkaer Stausee in der Nähe von Cherson wurde zerstört. Das meldete das ukrainische Militär am Dienstag. Bilder in den sozialen Medien zeigten, wie das Wasser durch die Öffnung strömt. Wer oder was für dessen Zerstörung verantwortlich ist, ist derzeit noch nicht geklärt. Die Ukraine schiebt Russland die Schuld zu, diese wiederum schiebt der Ukraine die Schuld zu.
Wurde der Damm vorsätzlich zerstört?
Die «New York Times» hat Ingenieur- und Munitionsexperten am Dienstag zum Einsturz befragt. Sie sagten, dass eine «vorsätzliche Explosion innerhalb des Kachowka-Staudamms» höchstwahrscheinlich zu dessen Einsturz geführt habe. Auch mehrere Anwohner hätten gegen drei Uhr morgens «gewaltige Explosionsgeräusche» wahrgenommen, als der Damm brach. Die Explosion war laut dem «Guardian» noch in achtzig Kilometern Entfernung zu hören.
Die Expertinnen und Experten begründen ihre Theorie damit, dass eine Explosion in einem geschlossenen Raum den grössten Schaden anrichten würde, denn die gesamte Energie wäre auf die ihn umgebende Struktur gerichtet. Jedoch wären «mehrere 100 Kilogramm an Sprengstoff» erforderlich, um den Damm zu durchbrechen. Eine externe Detonation, etwa durch eine Bombe oder Rakete verursacht, würde nur einen Bruchteil ihrer Kraft auf den Damm ausüben und würde einen um ein Vielfaches grösseren Sprengstoff erfordern, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen, schreibt die «New York Times».
Eine weitere Theorie hat der Militärblogger Volodymyr Tretyak auf seinem Twitter-Kanal veröffentlicht. Gemäss dieser hat die russische Armee den Damm «lediglich beschiessen», jedoch nicht zum kompletten Einsturz bringen wollen. Sie hätten sich danach in Ausreden verstrickt, als ihnen das volle Ausmass der Katastrophe klar wurde.
Stürzte der Damm von selbst ein?
Der Kachowka-Staudamm war in dem seit mehr als einem Jahr andauernden Krieg zwischen Russland und der Ukraine bereits mehrfach beschädigt worden. Es ist nicht klar, ob dabei Schäden entstanden sind, die auch nur annähernd so gross waren, um den Kachowka-Staudamm zum Einsturz zu bringen.
Die englischen Portale BBC und CNN veröffentlichten Bilder, die belegen sollen, dass sich der Zustand des Dammes über mehrere Tage hinweg verschlechtert hat. So wird ein Bild von einer Strasse gezeigt, die beschädigt zu sein scheint, aufgenommen am 2. Juni 2023. Demnach könnte mangelhafte Instandhaltung eine mögliche Ursache für den Einsturz sein. Es ist nicht klar, ob die Schäden an der Strasse einen Zusammenhang damit haben.
So geht es weiter
Britische Geheimdienste untersuchen nach Angaben von Premierminister Rishi Sunak die Gründe für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Er könne derzeit «nicht sagen, ob Vorsatz dahintersteckt», sagte Sunak am späten Dienstagabend vor seiner Abreise zu einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden. Es sei «zu früh», um ein «endgültiges Urteil» zu dem Dammbruch abzugeben, sagte Sunak weiter.
Frankreich hat der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Unterstützung angeboten. «Frankreich hält sich bereit, den ukrainischen Behörden Hilfe zu leisten, um auf die Folgen der teilweisen Zerstörung des Damms zu reagieren», hiess es in einem Schreiben des französischen Aussenministeriums vom Dienstagabend. Man sei wegen der humanitären und ökologischen Auswirkungen sehr besorgt.
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