Polizistin packt aus: «Oft sind die jungen Männer aggressiv»

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Kriminalstatistik BLPolizistin packt aus: «Oft sind die jungen Männer aggressiv»

Die aktuelle Baselbieter Kriminalstatistik zeigt eine krasse Zunahme von Diebstählen aus Autos. Im Vergleich zum Vorjahr haben Fälleler-Fälle um 183 Prozent zugenommen.

Ein Fälleler machte sich im Januar 2024 an einem Auto in Muttenz BL zu schaffen.

20 Minuten

Darum gehts

  • Die aktuelle Baselbieter Kriminalstatistik zeigt eine deutliche Zunahme von Straftaten. Mit 15'887 registrierten Straftaten ist das im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 28 Prozent.

  • 1276 Mal wurden Fälleler erwischt. Dabei handelt es sich im Vergleich zum Vorjahr um eine Zunahme von 183 Prozent.

  • Die Diebstähle aus Autos seien für die Polizei arbeitstechnisch sehr zermürbend, so Fabienne Holland, Chefin der Baselbieter Kriminalpolizei.

Sie beschäftigen die Strafverfolgungsbehörden seit einem Jahr intensiv: Männer, meist aus Tunesien, Algerien oder Marokko, deren Asylgesuch entweder aussichtslos scheint oder schon abgelehnt wurde. In der Schweiz klauen sie Handys, Münzen oder Kleidungsstücke aus Autos – Fälleler. Dies schlägt sich nun auch in der aktuellen Baselbieter Kriminalstatistik nieder.

Die Delikt-Kategorie «Diebstahl ab/aus unverschlossenen Fahrzeugen» ist im Vergleich zum Vorjahr von 451 auf 1276 Straftaten regelrecht explodiert. Im Fünfjahresvergleich handelt es sich gar um ein Plus von 532 Prozent. Auch vor verschlossenen Autos haben die Diebe keinen Halt gemacht. Die angezeigten Fälle stiegen von 150 auf 343, was einer Zunahme von 129 Prozent entspricht.

Fälleler sind oft Stunden nach Festnahme frei

Die Taten werden «fast ausschliesslich durch Jugendliche beziehungsweise junge Männer aus Maghreb-Staaten verübt und fordern die Ressourcen der Polizei stark», so die Chefin der Baselbieter Kriminalpolizei Fabienne Holland am Mittwoch vor den Medien.

Sie führt aus: «Die Polizei muss die Personen oft wenige Stunden nach der Festnahme wieder freilassen. Im besten Fall erhalten sie einen Strafbefehl.» Nach erstmaligem Erwischen der jungen Männer bleiben die Taten ohne Konsequenzen, da es sich um Bagatellfälle handelt und in den allerseltensten Fällen müssen sie vor Gericht erscheinen.

Im Dezember 2023 sass ein Fälleler vor dem Basler Strafgericht, wie 20 Minuten berichtete. «Ich war mit den falschen Freunden unterwegs, die auch Diebstähle begangen haben und hatte weder Essen noch Geld», sagte der 22-jährige Algerier. 13 Diebstähle soll er innerhalb eines Monats begangen haben. In Basel, Rheinfelden, Rüschlikon und Zürich. Dass Fälleler mobil sind und in der ganzen Schweiz delinquieren, ist typisch. Der Mann wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt und wurde aus der Schweiz verwiesen.

Mehr Häusliche Gewalt und Jugendkriminalität

Die Gesamtzahl der Straftaten im Kanton Basel-Landschaft verzeichnet gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 28 Prozent. Beinahe bei allen Delikt-Kategorien gab es einen Anstieg. Insgesamt wurden im letzten Jahr 167 Straftaten gegen die sexuelle Integrität registriert, was eine Zunahme um sieben Prozent bedeutet. Die Anzahl erfasster Straftaten im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt erhöhte sich von 359 auf 403. Im Jahr 2023 wurden zwei versuchte Tötungsdelikte im Rahmen von Häuslicher Gewalt verübt. Ebenfalls wurden mehr junge Menschen verzeigt. Die Jugendkriminalität verzeichnet einen Anstieg von 39 Prozent; die Zahl stieg von 660 auf 915 registrierte Fälle.

Eine Festnahme oder ein Strafbefehl «beeindruckt die Täter nicht besonders», so Holland. Für die Polizistinnen und Polizisten sei das Fass ohne Boden «mental belastend». Es sei für alle Beteiligten frustrierend, wenn der gleiche Täter innerhalb weniger Tage mehrfach festgenommen werden muss.

«Oft sind die jungen Männer renitent, aggressiv oder stehen unter Drogeneinfluss. Zum Teil verschmutzen sie die Zellen oder geben vor, krank zu sein.» Die unterstützenden Ärzte könnten aber nur in den aller seltensten Fällen etwas Gravierendes diagnostizieren.

Die Chefin der Kriminalpolizei appellierte dann auch noch an die Vernunft der Bevölkerung. «Viele Leute schliessen ihr Fahrzeug nicht ab, obwohl es einfach wäre.» Viele Delikte könnten so verhindert werden.

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