Erjan Dam (65): Darum riss er Greta Thunberg das Mikrofon weg

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Erjan Dam (65)Darum riss er Greta Thunberg das Mikrofon weg

Erjan Dam (65) stürmte die Bühne, als Thunberg wiederholt über den Nahostkonflikt sprach. Der Niederländer ist mit dem Kurs der bekanntesten Klimaaktivistin nicht einverstanden.

Darum gehts

  • Am Sonntag unterbrach ein niederländischer Klimaaktivist eine Rede von Greta Thunberg.

  • Diese erwähnte wiederholt den Nahostkonflikt, statt sich auf Klimathemen zu konzentrieren.

  • Der 65-Jährige, der die Bühne stürmte, ist überzeugt, dass sich die Klimabewegung mit diesem Kurs ins eigene Fleisch schneidet.

Greta Thunbergs Klimademo-Auftritt vom Sonntag warf hohe Wellen: Die 20-Jährige stellte sich in Amsterdam mit einem Palästinenser-Tuch auf die Bühne und forderte, dass die Klimabewegung die Stimmen derjenigen hören müsse, die unterdrückt werden und die für Freiheit und volle Gerechtigkeit kämpften – dabei verurteilte sie weder die Taten der Hamas, noch positionierte sie sich klar gegen Antisemitismus.

Auftritt des Mannes in der grünen Jacke

Wie der betont politische Kurs der Schwedin das Lager der Klimaaktivsten auch intern spaltet, zeigte dann anschaulich der Auftritt des Mannes in der grünen Jacke: Erjan Dam, ein 65-jähriger Demonstrant aus den Niederlanden, kam auf die Bühne, zog Thunbergs Mikrofon an sich und rief hinein: «Ich bin für eine Klima-Demonstration hierher gekommen und nicht für politische Ansichten!» Der Mann wurde von zwei schwarz gekleideten Männern von der Bühne gebracht.

«Beruhige dich, beruhige dich!», rief Thunberg dem Herrn noch hinterher. Und kurz darauf, als sie selbst wieder zur Fassung fand, rief sie mit heiserer Stimme: «Keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land!» Die Szenen zeigen, wie tief die Spaltung der Fridays-for-Future-Bewegung in Bezug auf den Krieg im Nahen Osten ist. «Ich habe Greta Thunberg immer bewundert, aber wenn sie jetzt ständig über den Nahostkonflikt statt Klimaschutz spricht, tut das der Klimaschutzbewegung nicht gut», sagte Dam am Montag gegenüber dem «Spiegel».

«Fühlte mich missbraucht»

Dem Mann, der sich selbst nach eigener Aussage nicht als Klimaaktivist bezeichnen würde, liegt der Schutz der Natur und Gewässer sehr am Herzen. Extra für eine Klimademo nach Amsterdam gereist, fühlt sich der 65-Jährige missbraucht: «Bei dem Protest ging es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt, sondern hauptsächlich um das Palästinaproblem.» Ständig hätten Redner über den Nahen Osten gesprochen und teilweise die Stimmung gegen Israel angeheizt. «Dabei waren wir doch gekommen, um für den Klimaschutz zu protestieren.»

Wegen der Inhalte seien viele Zuhörer enttäuscht gewesen und hätten den Event verlassen. Dam und andere rückten weiter nach vorn. «Und als es dann immer weiter ging mit den Palästinareden, bin ich auf das Podium gestiegen, um zu sagen, dass es hier um Klimaschutz geht und nicht um Nahost», so Dam zum «Spiegel».

Nach wenigen Sekunden von Podium gezerrt

Sicherheitspersonal habe er beim Besteigen der Bühne keines bemerkt, doch nach wenigen Sekunden wurde er vom Podium gezerrt. Wieder unten, sei er direkt losgelassen worden. «Dann bin ich gleich zum Bahnhof gegangen.» Thunberg habe er immer bewundert, Dam bezeichnet sie als «mutige Frau». Doch der aktuelle Kurs Thunbergs tue der Klimaschutzbewegung nicht gut.

Nach Ansicht Erjan Dams bedroht die Klimakrise die gesamte Menschheit – «egal woher wir kommen». Um etwas erreichen zu können, brauche es Einigkeit unter den Klimaschützern. Doch wenn Greta Thunberg oder andere führende Aktivisten ständig über die Palästinafrage sprächen, sorge das für Uneinigkeit. Menschen anderer Meinung würden von solchen Reden abgestossen. Dam ist überzeugt: «Die Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihr Kernthema konzentrieren: den Klimaschutz.»

«Bin für eine Klima-Demonstration hierher gekommen und nicht für politische Ansichten!»: Erjan Dam war der Mann, der am Sonntag das Podium stürmte und sich Greta Thunbergs Mikrofon schnappte.
Extra für eine Klimademo nach Amsterdam gereist, fühlt sich der 65-Jährige missbraucht: «Bei dem Protest ging es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt, sondern hauptsächlich um das Palästinaproblem.»
Nach Ansicht Erjan Dams bedroht die Klimakrise die gesamte Menschheit – «egal woher wir kommen». Um etwas erreichen zu können, brauche es Einigkeit unter den Klimaschützern.
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«Bin für eine Klima-Demonstration hierher gekommen und nicht für politische Ansichten!»: Erjan Dam war der Mann, der am Sonntag das Podium stürmte und sich Greta Thunbergs Mikrofon schnappte.

REUTERS

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