CrowdfundingKüssnachter spenden für spielsüchtigen Pfarrer
Die Küssnachter wollen ihren hochverschuldeten Pfarrer zurück. Dies zeigen sie mit Aktionen in den sozialen Medien. Nun wurde gar ein Crowdfunding gestartet.

Die katholische Kirche in Küssnacht.
www.pfarrei-kuessnacht.chDer Skandal war perfekt: Werner Fleischmann, Pfarrer der römisch-katholischen Kirche in Küssnacht, demissionierte nach über 20 Jahren am 13. Juni von all seinen Ämtern, weil er viele Bewohner des Bezirks um Geld erleichtert hatte. In der offiziellen Mitteilung des Bistums Chur und der Pfarreileitung von Küssnacht war damals die Rede, dass Fleischmann einen Schuldenberg im Umfang von «einigen hunderttausend Franken» aufgetürmt hatte. Zu diesem Zeitpunkt ging der Kirchenrat davon aus, dass etwa 50 Personen dem 47-Jährigen Geld gegeben hatten.
«Die Geldnöte des Pfarrers stehen in Verbindung von spekulativen Geldanlagen mit damit eingetretenen grossen Verlusten einerseits sowie höchstwahrscheinlich mit Spielschulden anderseits», sagt Kirchenratspräsident Hanstoni Gamma gegenüber 20 Minuten.
«Der Pfarrer ist menschlich und einfühlsam»
Trotz all dieser Geschehnisse scheint es, als ob viele Küssnachter nach wie vor zu ihrem Seelsorger halten: Über eine Website wurde eine Petition unter dem Titel «Wir wollen unseren Pfarrer zurück!» lanciert, die sich an das Bistum richtet. Bis am Mittwoch unterstützten 1370 Personen diesen Aufruf. Am Dienstag wurde sogar eine Crowdfunding-Aktion mit dem Ziel gestartet, 300'000 Franken zu sammeln, wie der «Bote der Urschweiz» berichtete. Die Initianten des Crowdfundings schreiben: «Werni gab uns 20 Jahre viele schöne Momente – jetzt ist es an der Zeit, dass wir ihm etwas zurück geben. Helft Werner Fleischmann, seine Schulden zu tilgen, um ihm einen neuen Start zu ermöglichen.» Mit dem Geld soll Gläubigern des Pfarrers die Darlehen zurückbezahlt und ihm ein neuer Start ermöglicht werden.
Bis am Mittwochmittag kamen über 5000 Franken zusammen. Ein Küssnachter, der spendete sagt. «Ich unterstütze ihn, weil der Pfarrer menschlich und einfühlsam ist.» Ausserdem habe Fleischmann die Heilige Messe für seine Hochzeit und die Taufe seines Kindes durchgeführt. Die Crowdfunder schreiben weiter: «Woher bekommen wir einen solchen super einfühlsamen Pfarrer, der es versteht, für Jung und Alt, glücklich oder traurig, das richtige Gespür zu haben? Eine Tugend, die Werni uns wundervoll vorlebt.»
Pfarrer hat auch in Deutschland Schulden
Die Schulden des Pfarrers könnten allerdings noch deutlich höher sein. Am Dienstag berichtete der «Freie Schweizer», dass Fleischmann Wohnungen in Deutschland erworben, aber nie bezahlt haben soll. Der Betrag, der genannt wurde, beläuft sich auf 238'000 Euro, mit den Verzugszinsen seit 2010 gar auf 333'000 Euro. Die Verkäufer der Wohnungen sollen das Bistum Chur kontaktiert haben, um die Sache zu bereinigen, stiessen aber auf taube Ohren. Begründet worden sei dies damit, dass sich das Bistum nicht in Privatangelegenheiten einmischen wolle.
Kirchenratspräsident Gamma geht ebenfalls von einer grösseren Schadenssumme aus als zunächst gedacht. Ausserdem bestätigte er, dass sich Fleischmann am Montag in ärztliche Behandlung begeben habe: «Kirchenrat, Pfarrei und Bistum haben Kenntnis davon. In Respektierung der hierzu notwendigen Ruhe können keine weiteren Informationen gegeben werden.»