Lage ist schlimmer als Finanzkrise 2009

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Schweizer WirtschaftLage ist schlimmer als Finanzkrise 2009

Die Schweizer Unternehmen bewerten ihre Lage derzeit noch schlechter als während der Finanzkrise 2009. Und in den kommenden Monaten soll es noch schlimmer werden.

So schätzen Unternehmer in verschiedenen Branchen die Lage ein.
Der KOF-Geschäftslageindikator auf den niedrigsten Wert seit mehr als 15 Jahren gesunken. Von einer stabilen Umsatzentwicklung wird bei Lebensmitteln ausgegangen. Ansonsten sind die Umsatzerwartungen insgesamt sehr negativ.
«Das Gastgewerbe wird von der Pandemie überrollt, das Geschäft bricht ein», schreibt die KOF. Nahezu alle Beherbergungsbetriebe und Gastronomen geben an, dass die Geschäftstätigkeit deutlich verringert ist. Hoffnung auf eine Besserung machen sich die Betriebe momentan nicht.
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So schätzen Unternehmer in verschiedenen Branchen die Lage ein.

Foto: Keystone

Darum gehts

  • Unternehmer sind derzeit pessmistischer als in der Finanzkrise vor 10 Jahren.
  • Grund ist in dieser Konsumkrise vor allem die fehlende Nachfrage.
  • Alle Branchen sind betroffen.
  • Gastgewerbe, Dienstleistungssektor und Grosshandel haben es besonders schwierig.
  • Die meisten Unternehmer erwarten keine baldige Besserung.

Das Coronavirus hat die Wirtschaft weiter fest im Griff. Wie der Geschäftslageindikator der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF zeigt, bewerten Unternehmer in der Schweiz ihre Situation derzeit noch negativer als während der Finanzkrise vor zehn Jahren. Das Hauptproblem ist dabei die fehlende Nachfrage und der damit sinkende Konsum – dazu kommen Schwierigkeiten bei der Güterversorgung.

Grundsätzlich leiden derzeit alle Branchen – am härtesten trifft es das Gastgewerbe, den Dienstleistungssektor sowie den Grosshandel. Dort ist die Nachfrage derart eingeknickt, dass die Ökonomen des KOF von einem Absturz sprechen: «Das Gastgewerbe wird von der Pandemie überrollt», heisst es in einer Mitteilung.

«Historische Herausforderung»

Für die Dienstleister, die oft eher robust seien, stelle die aktuelle Lage eine «historische Herausforderung» dar. Besonders ausgeprägt sind die auf die Pandemie bezogenen Klagen in den Bereichen Kunst, Unterhaltung, Erholung sowie Verkehr, Lagerei und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Dazu gehören etwa die Reisebüros, die Zeitarbeitsfirmen sowie Garten- und Landschaftsbau.

Einschätzungen der KOF zu den einzelnen Branchen siehst du in der Bildstrecke oben.

Und viele der über 4500 befragten privatwirtschaftlichen Unternehmer glauben nicht, dass es bald besser wird. Sie gehen davon aus, dass sich wegen der weiterhin tiefen Nachfrage die Beschäftigungssituation verschlechtern wird. In sämtlichen Branchen sind die Erwartungen negativ, im Bereich übrige Dienstleistungen fällt der Indikator gar um über 35 Prozentpunkte von 14,3 auf minus 21 Prozent.

Milliarden Franken

Teurer Lockdown

Der Lockdown kommt die Wirtschaft teuer zu stehen. Die Unternehmen verzeichnen massive Einbrüche beim Umsatz. Viele versuchen derzeit, mit Kurzarbeit die Arbeitsplätze zu sichern. Zudem müssen viele zusätzliche Kredite aufnehmen und ihre Liquidität zu sichern. Der Bund will diese Kosten mit Hilfspaketen abfedern. Mittlerweile wurden die Gesamtausgaben auf 95 Milliarden Franken erhöht.

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