Umweltaktivist Martin Vosseler (†)Lastwagenfahrer kämpft gegen Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung
Im Oktober 2019 geriet der bekannte Basler Umweltaktivist Martin Vosseler bei einem Unfall mit dem Velo unter einen Lastwagen und wurde dabei getötet. Der fehlbare Chauffeur wehrt sich nun gegen den Strafbefehl.
Darum gehts
Am Montag wird der Unfalltod des bekannten Basler Umweltaktivisten Martin Vosseler vor dem Basler Strafgericht verhandelt. Der Chauffeur, unter dessen Camion Vosseler geriet, wehrt sich vor dem Einzelrichter gegen den Strafbefehl wegen fahrlässiger Tötung, den er von der Basler Staatsanwaltschaft kassiert hatte. Diese verdonnerte ihn zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse von 2000 Franken. Zusätzlich wurden dem 64-Jährigen Verfahrenskosten in der Höhe von fast 15’000 Franken aufgebürdet.
Ein Schuldspruch würde den erfahrenen Berufschauffeur empfindlich treffen, da er mit einer Administrativmassnahme einhergeht, konkret einem längeren Führerausweisentzug. Das kommt für den 64-Jährigen einem Berufsverbot gleich. Für das Einspracheverfahren hat er sich anwaltlichen Beistand geholt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Im Strafbefehl wirft die Staatsanwaltschaft dem 64-jährigen Chauffeur gravierende Verfehlungen vor, die zum unmittelbaren Tod Vosselers geführt haben. Demnach löschte ein «Mangel aus Vorsicht und Aufmerksamkeit» am 23. Oktober 2019 Martin Vosselers Leben aus. Der bekannte Umweltaktivist war an jenem Morgen mit dem Velo in der Austrasse in Basel unterwegs, als der Camion ihn überholt und dabei den ausreichenden seitlichen Abstand nicht eingehalten haben soll.
Vosseler wurde dadurch nach rechts abgedrängt, geriet an ein parkiertes Auto, kam zu Fall und geriet unter den Lastwagen. Samt seinem Fahrrad wurde er vom hinteren rechten Zwillingsrad des LKW überrollt. Damit habe der Beschuldigte den Tod von Vosseler «adäquat kausal verursacht und sich somit der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht», so die Staatsanwaltschaft.
Familie hat Chauffeur verziehen
Vosselers Familie hat dem Lastwagenfahrer vergeben. «Wir sind ohne Groll, auch nicht gegen den Lastwagenfahrer.» Mit diesen Worten im Namen der Familie eröffnete Münsterpfarrer Lukas Kundert die Abdankungsfeier am 12. November 2019. Diese Botschaft sei ganz wichtig für den Lastwagenfahrer.
Martin Vosseler war ausgebildeter Arzt und wurde als Umweltaktivist in der Schweiz bekannt. 1993 fastete er zusammen mit Bruno Manser (†) 41 Tage lang vor dem Bundeshaus, um gegen den Import von Tropenholz zu protestieren. In Basel führte er 2004 den Protest gegen die Zollfreistrasse an, wofür er sich sogar an einen Baum kettete. Er war auch Gründer der NGO «Sun 21» zur Förderung der erneuerbaren Energien und wurde 2007 mit dem europäischen Solarpreis ausgezeichnet. Vosseler wurde 71 Jahre alt.
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen